Für die einen macht der Estering die Stadt Buxtehude erst attraktiv. Für andere verursachen die Motorcross-Rallyes nur überflüssigen, ohrenbetäubenden Lärm.

Buxtehude

Für die Grünen-Fraktion sind die Rennen aber noch viel mehr: ein seit 20 Jahren andauernder Rechtsverstoß. Strenge Auflagen zum Schutz des Landschaftsschutzgebietes "Estetal", der Anwohner und des angrenzenden Trinkwasserschutzgebietes würden bis heute missachtet, sagt Anne-Dore Völkers, Stadtratsmitglied bei den Grünen.

Die Grünen-Fraktion fordert in einem Antrag, die von der Bezirksregierung 1984 aufgestellten Auflagen nun endlich zu erfüllen. Sofern sie berücksichtigt würden, dürften die Motorcrossfahrer weiter ihre Runden auf dem Estering im Landschaftsschutzgebiet drehen. So lautete die Bedingung, um die Motorsportanlage nachträglich zu genehmigen.

Zuvor sei der Estering illegal im Landschaftsschutzgebiet betrieben worden, so Völkers. Denn es habe damals keinen Bebauungsplan für die Anlage gegeben. Auch jetzt bewege sich der Motorsport am Rande der Illegalität, betont die Grünen-Politikerin. Denn ein Grüngürtel, der den Motorsportlärm schlucken soll, sei bis heute nicht gepflanzt worden, moniert Völkers. Auch die geforderte Hecke an der Westseite des Parkplatzes, die von den Anwohnergrundstücken abgrenzen soll, sei bis heute nicht entstanden.

Nicht nur über das Aufheulen der Motoren beschweren sich die Anwohner. Auch die Lautsprecheranlage geht ihnen auf die Ohren und die Nerven. Eigentlich dürfen die Lautsprecher lediglich von 8 bis 19 Uhr eingeschaltet sein. Die Zeiten halte der Automobilclubs Niederelbe (ACN) als Veranstalter aber oft nicht ein, kritisiert Völkers. Bei der vergangenen Rallycross-Meisterschaft am 20. April sei die Anlage erst zwischen 20.30 Uhr und 21 Uhr abgeschaltet worden.

Andreas Steffen, Vorsitzender des ACN räumt ein, dass der Club das Rennen im April tatsächlich zeitlich überzogen habe. Der Grund: Wegen technischer Probleme konnten die Organisatoren die Rennzeiten nicht auswerten und mussten die Durchgänge wiederholen. Allerdings sei das Rennen bereits gegen 20 Uhr beendet gewesen. Danach habe es noch eine einzige Ansage durch den Lautsprecher gegeben - den Aufruf zur Siegerehrung.

Die Bepflanzung am Parkplatz stehe tatsächlich noch aus, gibt Steffen außerdem zu. Er sei aber bereits mit der Stadt im Gespräch, um das nachzuholen. Alle anderen Auflagen habe der Club komplett erfüllt, betont Steffen und weist die Vorwürfe zurück. Der Lärmpegel übersteige nicht die erlaubten Werte. Das bewiesen zahlreiche Messungen der Stadt. "Manchen mag es gefühlt lauter erscheinen, aber das hängt oft mit der Windrichtung zusammen." Ob die Motoren zu laut seien, prüfe überdies die Motorsportbehörde mehrfach an den Renntagen. "Wessen Motor den zugelassenen Wert von 100 Dezibel übersteigt, fliegt aus dem Rennen."

Auch die Buxtehuder Stadtwerke sehen keinen Anlass zur Kritik. Der Trinkwasserbrunnen, der sich in der Nähe der Rennstrecke befindet, sei nicht gefährdet, sagt Thomas Müller-Wegert, Geschäftsführer der Stadtwerke. "Wir sind bei jedem Rennen dabei und begutachten die Rallyestrecke. Es hat keine Umweltschäden gegeben."

Am heutigen Dienstag diskutiert der Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz über die Zukunft des Esterings und auch über den Antrag der Grünen-Fraktion.