Ein Autobahnpolizist (45) aus Lüneburg soll im Mai 2008 auf der A 7 zwischen Soltau/Fallingbostel und Thieshope Autofahrer wegen Verkehrsverstößen angehalten und sich vor Ort abkassiertes Verwarngeld in die eigene Tasche gesteckt haben.

Lüneburg. Er wollte mehr Geld in der Tasche haben, jetzt hat er weniger als vorher: Ein Autobahnpolizist (45) aus dem Regierungsbezirk Lüneburg hat - so der Vorwurf dreier Zeugen - im Mai 2008 auf der Autobahn 7 zwischen Soltau/Fallingbostel und Thieshope Autofahrer wegen angeblicher Verkehrsverstöße angehalten und sich an Ort und Stelle abkassiertes Verwarngeld in die eigene Tasche gesteckt. Die Sache flog auf, er ist seitdem vom Dienst suspendiert.

Den Abkassierten stellte er gefälschte Quittungen aus. Am Mittwoch hat das Amtsgericht Soltau gegen den Beamten - ohne Strafverhandlung - wegen Unterschlagung und Betrugs einen Strafbefehl über sieben Monate Haft auf Bewährung erlassen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Beschuldigte hat noch zwei Wochen Zeit zu reagieren.

Legt er Widerspruch ein, kommt es zur Verhandlung. Akzeptiert er das Urteil, erkennt er seine Schuld an und gilt als vorbestraft. Sein Dienstherr, die Polizeidirektion Lüneburg, dürfte dann gegen ihn ein Disziplinarverfahren einleiten. Sprecherin Gerke Stüven: "Wir warten den Ausgang des Strafverfahrens ab. Da der Kollege aber bereits vorläufig suspendiert wurde, ist eine Entfernung aus dem Dienst wahrscheinlich." Seit einem Jahr erhält der Obermeister, der seit 25 Jahren Polizist ist und für die Polizeiinspektion Soltau-Fallingbostel arbeitete, ohnehin nur noch "Bezüge in Höhe des sozialen Mindestmaßes", so Stüven. Wird er für immer suspendiert, stehen ihm keinerlei Leistungen aus dem Beamtenverhältnis mehr zu.

Der Autobahnpolizist war nach Zeugenangaben bei seinen "Einsätzen" allein unterwegs, in ziviler Kleidung und mit zivilem Fahrzeug. Echt war nur die Kelle mit der Aufschrift "Halt Polizei", die er aus dem Fenster hielt, um Verkehrssünder anzuhalten. So stoppte er im Mai 2008 auf der A7 zwischen Soltau und Thieshope auch einen Autohändler aus Hamburg, der mit einem zuvor in Süddeutschland gekauften Alfa Romeo vermutlich etwas zu schnell war.

Der Polizist zählte dem Autohändler eine Reihe von Verstößen auf, drohte Strafpunkte in der Flensburger Kartei und Führerscheinentzug an. Doch er unterbreitete auch ein verlockendes Angebot: Mit zwei Verwarnungen zu je 35 Euro sei der Fall erledigt. Als sich der Autohändler kurz darauf die ausgestellten Quittungen ansah, bemerkte er gleichlautende Seriennummern und stellte fest, dass es sich um fotokopierte amtliche Quittungen handelte. Sein Verdacht, von einem "falschen Polizisten" abgezockt worden zu sein, bestätigte sich allerdings nicht.

Als er den Vorfall bei der Autobahn-Polizeiwache Thieshope anzeigen wollten, stellte er fest, dass alles viel schlimmer ist: Der Polizist war echt. Der Geschädigte traf ihn in ziviler Kleidung auf der Wache an. Seine Dienststelle ist allerdings die Autobahnwache Soltau-Fallingbostel. In den folgenden Vernehmungen räumte der Beamte sein Fehlverhalten ein.

Er hatte sich vermutlich den "falschen Polizisten" Stefano I. (41) zum Vorbild genommen, der ein Jahr zuvor auf der A 7 und A 1 zumeist ausländische Autofahrer abkassierte. Bei dem 45-Jährigen aus Soltau-Fallingsbostel geht es um insgesamt drei Fälle, eine Gesamtsumme konnte die Polizei nicht nennen. Sprecherin Stüven: "Es handelt sich um einen Alleintäter und den einzigen Verdachtsfall im Hause."