Während seine Landsleute Tag für Tag durchschnittlich 3750 hüftgoldverdächtige Kilokalorien in sich hineinschaufeln, war Präsident Bill Clinton zu Amtszeiten der ewig junge, energische, joggende Vorzeige-Ami, der zudem die Sprache der Leute sprach.

Stade - Nur in einer Sache hatte er seinem Volk wohl buchstäblich etwas zu genau aufs Maul geschaut: Wie seine Landsleute hatte Clinton eine ausgeprägte Schwäche für Burger und Fritten. Übermannte ihn der Heißhunger, ließ er seine Staatskarosse selbst auf dem Weg zu wichtigen Terminen vor Schnellimbissen anhalten.

Um den Klassiker der amerikanischen Küche zu goutieren, müsste Clinton in Stade nicht weit fahren. Im "Strike", dem einzigen Restaurant mit amerikanischer Küche in der Schwinge-Stadt, steht Stades dickstes Ding auf der Speisekarte: 200 Gramm Rinderhackfleisch, verpackt zwischen zwei Sesambrötchenhälften, gekrönt von Käse und zwei Streifen glasig gegrilltem Speck. Eine Hommage an Fett, Eiweiß und Kalorien im oberen Drehzahlbereich.

Gut 200 Burger dieser Art im Monat fertigt "Strike"-Koch Arno Mahnken (38), da ist jeder Handgriff Routine. Zischend brutzeln die Pads (Fleischplatten) und der Bacon auf dem Grill, sechs Minuten bei 185 Grad. Ein Geheimrezept? "Gibt es nicht. Drauf kommt, was schmeckt", sagt er. Bei Mahnken sind es die üblichen Verdächtigen der amerikanischen Junk-Food-Küche, mit denen er die kross getoasteten Brötchenhälften jetzt belegt: ein bisschen Eisbergsalat, rote Zwiebeln und die Alibi-Scheibe Tomate, die so manchem Fast-Food-Fans zur trügerischen Gewissheit verhilft, dass so Herzhaftes wie ein Burger irgendwie auch gut fürs Herz sein muss.

Ist es nur nicht: Clintons Ärzte verhängten ein Fast-Food-Verbot, nachdem er sich 2004 am Herzen operieren lassen musste. Seitdem hält er eisern Diät.

Mahnken drapiert indes die Pads mit einer flinken Handbewegung auf das Brötchen. Voilà! Oder besser gesagt: Done! Ein reines Männergericht sei das Gericht, mit Pommes-Beilage gute 1100 Kilokalorien schwer, aber schon lange nicht mehr. "Frauen schlagen nicht weniger häufig zu", sagt Mahnken.

Zwangs-Asket Clinton hingegen muss dem saftigen Gaumenschmaus wohl entsagen. Für ihn gilt: Gucken ist erlaubt, gesund essen Pflicht. (dah)