Das Gründungshaus von 1909 ist zum Teil noch erhalten. Der Buxtehuder Eigentümerverein zählt inzwischen 940 Mitglieder.

Buxtehude

Das Urteil war niederschmetternd: "Im Interesse des Bürgervereins wünschen wir, dass dieser neu gegründete Grund- und Hauseigentümer-Verein sobald wie möglich Fiasko macht. Altkloster hat Vereine genug." Das schreibt ein Bürger am 15. Juni 1909 in einem Leserbrief an das Buxtehuder Wochenblatt .

Doch das Fiasko bliebt aus. Im Gegenteil: Der Verein "Haus und Grund Buxtehude" feiert am kommenden Wochenende seinen 100. Geburtstag. Damals wie heute vertritt der Verein die Interessen von Haus- und Grundstückseigentümern und berät sie in rechtlichen und steuerlichen Fragen. Am 11. Juni 1909 wurde "Haus und Grund" in Altkloster - zu jener Zeit ein eigenständiger Ort - in der damaligen Gaststätte "Tivoli" gegründet. Später, im Jahr 1932, fusionierte der Verein mit seinem Pendant in Buxtehude, der im Jahr 1922 gegründet wurde. Denn zu dieser Zeit verlor Altkloster seine Eigenständigkeit und wurde der Stadt Buxtehude zugeschlagen.

Mehr als 60 Mitglieder konnte der Verein anfangs für sich gewinnen. Die Klientel war durchaus exklusiv. "Es gab ja noch keine breite Mittelschicht, sondern entweder arme Mieter oder reiche Villenbesitzer", sagt Bernd Lützow, stellvertretender Vorsitzender von "Haus und Grund". Und nur die Villenbesitzer konnten mit fließend Wasser, Badezimmer und Toiletten im Inneren prahlen. Der Zustand der Straßen war auch nicht viel besser. Wenn Pferdekutschen durch den Ort ratterten, wackelten die Wohnhäuser. "Deshalb gab es auch eine Versicherungsprämie für besondere Erschütterungen", so Lützow.

In den späten 20er-Jahren waren die Haus- und Grundbesitzer aufgrund der Wirtschaftskrise bereits stark gebeutelt, doch nach dem Zweiten Weltkrieg ging es den Leuten noch schlechter: Buxtehude war von einer starken Wohnungsnot betroffen, weil die Zahl der Einwohner aufgrund des Flüchtlingsstromes von etwa 7000 Menschen explosionsartig auf 13 000 Einwohner anstieg. "Bis in die 50er-Jahre hinein war der Wohnungsraum knapp in Buxtehude", sagt Lützow.

Also entstanden etliche neue Häuser. Buxtehude glich in den 50er-Jahren einer Großbaustelle. Das bescherte auch dem Verein, der Ende 1947 wieder seine Tätigkeit aufnahm, enormen Zuwachs. Im Jahr 1951 waren dort 250 Mitglieder registriert. Das Ende der Fahnenstange war damit noch lange nicht erreicht. Denn in den 60er-Jahren kamen Eigentumswohnungen auf. Das bedeutete, dass plötzlich auch Menschen, die keinen so dicken Geldbeutel besaßen, zum Kreis der Eigentümer gehörten.

Mittlerweile zählt der Verein "Haus und Grund" rund 940 Mitglieder. Heinz-Henning Jürges, Vorsitzender von "Haus und Grund", versucht Vorurteile auszuräumen: "Es heißt immer, alle Hausbesitzer seien reich." Aber es gebe viele Menschen, die ausschließlich von den Einkünften aus der Wohnungsvermietung lebten. "Für die ist es eine Katastrophe, wenn Mietnomaden Schaden anrichten oder Mieter nicht zahlen."

Die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise geht auch nicht am Verein "Haus und Grund" unbemerkt vorüber. "Die Leute haben Angst um ihren Arbeitsplatz und werden vorsichtiger mit ihren Investitionen", sagt Lützow. Und künftig müssten sich die Häuser- und Wohnungsbauer darauf einstellen, dass es immer mehr Senioren in der Stadt gibt. Jürges: "Fahrstühle und eine behindertengerechte Gestaltung sind dann wichtige Argumente."