Nein, man kann wirklich nicht behaupten, dass ganz Bützfleth aus dem Häuschen ist. Mit norddeutscher Gelassenheit erwartet das 4600-Einwohner-Örtchen den wohl höchsten Besuch, den es je gesehen hat.

Stade. Wenn sich am Sonnabend Bill Clinton, 42. US-amerikanischer Präsident, im nahe gelegenen AOS-Werk die Ehre geben wird, kratzt das die Bützflether wenig. Beim Fleischer redet kein Mensch über den Staatsgast. Beim Bäcker auch nicht. Auf der Straße gibt es ebenfalls keine Hinweise auf Vorfreude: keine Stars, keine Stripes, keine Monica Lewinsky-Doubles - nichts. Ganz Bützfleth ist euphoriebefreit. Moment! Ganz Bützfleth?

Nein. In der Grundschule ändert sich das Bild. Die Viertklässler sind aufgeregt und versammeln sich im Kreis. Auch die Lehrerinnen Ute Barnick, Katja Böhnke und Barbara Schöppner-Köser nehmen Platz. Alle sitzen? Gut. Es kann losgehen: Was würden Bützflether Schüler den Ex-Präsidenten fragen? Welche Ratschläge hätten sie für ihn? Und wer hat eigentlich Amerika entdeckt? Fragen über Fragen. Das Abendblatt hat einige ihrer Antworten aufgezeichnet - oder besser gesagt: die Zurufe der Kinder kreuz und quer durchs Klassenzimmer...

"Ich würde Bill Clinton fragen, ob er sich für die Umwelt interessiert. Er soll umweltfreundlich sein und Autos bauen, die ohne Benzin fahren. Sonnenblumenöl wäre doch eine Möglichkeit. Außerdem soll er Wasser in Europa abzapfen und es nach Afrika umleiten, damit dort nicht so viele Menschen sterben. Es müsste mehr Tierschutzgebiete geben und der Regenwald soll nicht weiter abgeholzt werden. Schiffe sollten mit weniger Rauch fahren und kein Öl mehr transportieren. Bill Clinton soll Kohlekraftwerke abschaffen."

Auch die sogenannte dritte Welt wurde nicht vergessen: "Er sollte sich dafür einsetzen, dass es in armen Ländern genug Essen gibt. Jedes Kind sollte in die Schule gehen können. Dafür müssen welche gebaut werden. Außerdem müssen Menschen, denen es nicht gut geht, verarztet werden. Sie brauchen Medikamente. Das kann der Herr Clinton machen."

Zum Thema Zusammenleben sagten die Kinder: "Er soll die Kriege im Irak und in Afghanistan beenden. Er muss darauf achten, dass Kinder nicht an Waffen kommen und Gewehre nicht benutzt werden. Er soll machen, dass andere Länder keine Atombomben bauen."

Und was es mit den USA auf sich hat, wussten die Viertklässler ganz genau: "Christoph Kolumbus hat Amerika entdeckt. Dort gibt es Reservate für Indianer, sie sind die Ureinwohner. Kartoffeln kommen aus Amerika. Der Präsident lebt im Weißen Haus und die Amerikaner tragen ganz viele Waffen, die sie eigentlich nicht brauchen."