Als Lothar Gnadt am Sonntag gegen 14.15 Uhr die Haupthalle des Stader Technik- und Verkehrsmuseums betritt, traut er seinen Augen kaum.

Stade - Auf dem Boden liegt ein junges Mädchen in einer Blutlache - sie ist schwer verletzt. "Die Kleine war noch bei Bewusstsein, legte ihren Kopf auf meinen Schoß", sagt der 70-Jährige, der als ehrenamtlicher Schließer in dem Museum aushilft. Sein Kollege (28) und er leisteten sofort Erste Hilfe.

Nach Angaben der Polizei war das zwölfjährige Mädchen durch das Flachdach des Museums gebrochen, nachdem es dort zuvor herumgelaufen war. Die stabilen Eternit-Platten trugen zwar das Gewicht der Zwölfjährigen. Doch dann trat sie auf eine Kunststofflichthaube, brach ein, stürzte acht Meter in die Tiefe und schlug auf dem Betonhallenboden auf. Als sich der Unfall ereignete, sollen sich keine Besucher in dem Museum aufgehalten haben.

Die Zwölfjährige zog sich schwerste Verletzungen zu und wurde ins Elbeklinikum Stade eingeliefert. Nach Informationen des Abendblatts liegt sie dort noch immer im Koma.

Warum das Mädchen am helllichten Tag auf dem Museumsdach herumlief, sei auch für die Ermittler noch ein Rätsel, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Walter Müller, der Vorsitzende des Stader Technik- und Verkehrsmuseums, geht indes von einem kriminellen Motiv aus: "Ich halte es für denkbar, dass sie zur Vorbereitung eines Einbruchs nach Sicherheitslücken Ausschau halten sollte."

Seit Juli sei in das Museum 13-mal eingebrochen worden. Die Täter erbeuteten unter anderem Flachbildschirme und Wechselgeld. Inzwischen seien die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

Spontan ist die Zwölfjährige wohl nicht aufs Dach geklettert: Bevor sie vermutlich über die Regenrinne nach oben gelangte, soll sie ihre Sandalen aus- und feste Schuhe angezogen haben. Bei einer ersten Kletteraktion soll sie sich zudem leicht verletzt haben. "Auf dem Außenstand haben wir einen Verbandskasten, dort entnahm sie Verbandsmaterial", so Müller. (dah)