Runder Tisch in Stade legt Zwischenbilanz vor. 14 Prozent der Einwohner haben einen Migrationshintergrund.

Stade

"Gemeinsam geht es besser", das ist das Motto des Runden Tisches in der Hansestadt Stade. Seit etwa einem Jahr bemühen sich die Mitglieder des Projekts um die Integration der Migranten in Stade. Im Ausschuss für Kinder, Jugendhilfe und Soziales haben sie nun ihren Zwischenbericht vorgestellt. Das Fazit fiel positiv aus. Dennoch sind sich Verwaltung und Ausschussmitglieder einig: Es gibt noch viel zu tun. Schlüssel zur Integration seien Bildung und Sprache.

"Unser Ziel ist eine weltoffene Stadt", sagt Andreas Rieckhof, der den Runden Tisch im Januar vergangenen Jahres ins Leben gerufen hat und das Thema Integration zur Chefsache gemacht hat. Allerdings sei Integration nicht nur Aufgabe der Stadt, so Rieckhof. Stattdessen müsse sich die Gesellschaft ebenso engagieren: "Schützen- und Sportvereine sowie Feuerwehren sollten Migranten stärker einbinden."

Der Runde Tisch ist in vier ehrenamtliche Arbeitsgruppen (AG) unterteilt. Die AG 1 ("Bildung und Ausbildung") unterstützt die frühkindliche Bildung und den Spracherwerb sowie die Ausbildung von Jugendlichen. Im Herbst soll eine Berufspatenschaft starten, damit mehr Schulabgänger Lehrstellen bekommen.

Melih Tezgel engagiert sich in der AG und betonte die herausragende Stellung der Bildung für den Integrationsprozess: "Integration gelingt nur, wenn Kinder und Jugendliche frühzeitig Zugang zu Bildung bekommen und in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden." Tezgel lobt das unbürokratische Vorgehen des Runden Tisches: "Wir sehen Probleme und können ohne bürokratische Hürden schnell handeln."

Die Integration von Migrantinnen ist das Ziel der zweiten AG, in der sich 19 Mitglieder engagieren. Frauen sollen aus ihrer Isolation herausgeholt werden und Deutsch lernen, sagt Schole Albers, Sprecherin der AG 2: "Es gibt noch viel Handlungsbedarf." Wichtig sei die Unterstützung von deutschen Frauen.

Geplant ist eine Netzwerkbroschüre mit Angeboten in mehreren Sprachen. Außerdem gibt es am 27. Mai das Gesundheitsforum "Wie kultursensibel ist unsere Gesundheitsversorgung?". Albers: "Die kulturellen Unterschiede in der Gesundheit sollen besser verstanden werden."

Der Dialog der Kulturen ist Schwerpunkt der AG 3. So soll das Fest der Kulturen, das erstmals im vergangenen Jahr gefeiert wurde, alle zwei Jahre stattfinden. Zudem sind nach den Sommerferien ein Theater- und Kabarettprojekt sowie eine Videoaktion in der Hauptschule Hohenwedel geplant. "Diskriminierung soll bekämpft werden, indem wir ein Wir-Gefühl schaffen", sagt Renat Aminev, der in Stade-Wiepenkathen als Streetworker arbeitet.

Die AG 4 widmet sich dem gleichberechtigten Leben in Stade. Bürgermeister Rieckhof etwa führt Türken gemeinsam mit einem Dolmetscher durch das Rathaus. Weitere Führungen auf anderen Sprachen sowie eine Broschüre als Wegweiser durch die Stadtverwaltung sind angedacht. Trotz der Bemühungen gebe es bestimmte Gruppen, die bisher nicht erreicht worden seinen, so Rieckhof: "Wir haben große Herausforderungen vor uns." CDU-Ratsherr Hans-Herrmann Ott lobt den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des Runden Tisches: "Wir haben allerdings auch keine Alternative. Ohne Integration haben wir verloren."

In Stade haben rund 14 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund. Die größte Gruppe bilden Türken, gefolgt von Polen und Serben sowie Montenegrinern. 5,4 Prozent der Stader stammen aus der ehemaligen Sowjetunion und seien vorwiegend Aussiedler, so die Stadtverwaltung. Rieckhof glaubt, dass auch die Kenntnis der Zahlen zum Abbau von Vorurteilen beitragen könne: "Viele Stader hätten die Zahlen sicher höher eingeschätzt."