Seit der US-Präsident einen Portugiesischen Wasserhund hat, kann sich der Züchter aus Agathenburg vor Anfragen kaum retten.

Agathenburg

Drei schwarze Wollknäuel zischen durch den Garten von Familie Brechenmacher. Als sie näher kommen, schälen sich Schnauzen, Augen, Pfoten aus der zotteligen Kugel - drei Hunde, eine wuschelige Ménage à trois, die da im gestreckten Galopp vorbeihuscht und plötzlich innehält. Nanu? Ein gut gelauntes Knurren, ein Wuff - da hängt auch schon eine schlabberige Hundezunge auf der Kamera-Linse des Abendblatt-Reporters.

"Eigentlich haben portugiesische Wasserhunde ein ruhiges Gemüt und bellen kaum", sagt Thomas Brechenmacher. Heute aber gilt die Ausnahme von der Regel, die Tiere sind ziemlich aufgeregt: Es ist das erste Mal, dass die Welpen Aaliyah und Louis wieder ihre Mutter Bubu sehen, nachdem Privat-Züchter Brechenmacher sie vor zehn Monaten verkauft hat. Pfeilschnell sausen die quirligen Tiere durch den riesigen 2400-Quadratmeter-Garten, verknäueln, zwacken, werfen sich kurz zum Knuddeln auf den Rücken, um gleich wieder fortzuwetzen. "Müde werden die nicht", sagt Brechenmacher.

So verspielt, so kinderlieb, so umgänglich, so agil. "Das sind echte Multifunktionshunde", sagt der Physiotherapeut und lacht. Dass er Bubu alle zwei Tage bürsten muss - na ja, geschenkt. Viel wichtiger, das findet auch seine Frau Andrea (48): "Der Hund haart und riecht nicht und ist für Allergiker geeignet."

Bis vor wenigen Wochen waren die Hunde, von denen es weltweit nur tausend Exemplare geben soll, nahezu unbekannt. Doch dann holte US-Präsident Barack Obama einen sechs Monate alten "Porti", der auf den Namen Bo hört, ins Weiße Haus. Ob George Washington, der 36 Foxterrier besaß, der ungeliebte Richard Nixon mit seinem Pudel Vicky, der noch weniger beliebte George W. Bush mit dem haarigen Scotch Terrier Barney oder nun eben Barack Obama mit "First Dog" Bo - fast alle Präsidenten kamen in ihrer Amtszeit auf den Hund. Geht Brechenmacher mit Hündin Bubu Gassi, hört er jetzt immer wieder: "Guck mal, der Präsidentenhund".

Dabei ist ihm der buchstäbliche Bo-hei um den Hund gar nicht Recht. Die Urahnen der Pudel fristeten bisher ein Nischendasein in Deutschland, galten als wenig anfällig für die gängigen Krankheiten überzüchteter Rassen. Das könnte sich ändern, wenn der Porti zum Modehund verkommt, fürchtet Brechenmacher. Bei ihm häuften sich bereits die Nachfrage nach den Tieren. Doch Tierschutzvereine warnen vor verantwortungslosen Neubesitzern, die ihre Hunde nach kurzer Zeit in Tierheimen entsorgen.

Die Sonne schneidet sich derweil durch die regenschweren Wolken. Gut für den Menschen, gut für Bubu, Aaliyah und Louis, die weiter putzmunter ihre Runden drehen. Die drei Wasserhunde sind, wie der Name verrät, zwar verrückt nach Wasser. Noch immer setzen Fischer die Vierbeiner ein, etwa um Fischschwärme zu den Booten zu treiben. "Doch Regen mögen sie gar nicht", sagt Brechenmacher. Die angeborene Vorliebe fürs Wasser teilt auch Bo mit seinem Vor-Vorgänger Buddy, dem 2002 bei einem Autounfall verunglückten Labrador von Bill Clinton. "Die springen sofort in jeden Tümpel", sagt Brechenmacher, der im Sommer mit Bubu gern in der Elbe bei Krautsand schwimmen geht.

Vor vier Jahren kaufte Brechenmacher Bubu von einem Züchter in Oldenburg. Es war vor allem das Wesen der Vierbeiner, das ihn faszinierte, weniger die Optik. Er stieg dann in die Zucht ein - nicht aus Kalkül, sondern aus Passion. In ganz Deutschland gibt es nur eine Handvoll Züchter, bis runter nach Oldenburg ist er der einzige weit und breit. Die acht Welpen aus dem ersten Wurf vor zehn Monaten wurde der 53-Jährige für jeweils 1000 Euro ratzfatz los. Sogar aus Rottweil und Dortmund, Essen und Herford reisten die Liebhaber an. "Wir hatten einen regelrechten Welpen-Tourismus", sagt er. Im nächsten Jahr will er die Zucht fortsetzen.

Zwei Hunde-Babys sind allerdings im Landkreis geblieben: Rüde Louis ging an Chemikant Sven Bösch (35), Hündin Aaliyah an Familie Hollatz. Tochter Viviane Hollatz (14) hatte Angst vor Hunden - bis sie Aaliyah begegnete. Für Kinder sei der Wasserhund eben ein prima Begleiter, sagt Brechenmacher. "Die sind sehr anhänglich."

Und lernfähig auch. Bösch hat seinem Rüden schon einige Tricks beigebracht. Er ruft "Peng", und schon fläzt sich Louis flach wie eine Flunder auf dem Boden. Jetzt will auch Brechenmacher zeigen, was Bubu drauf hat. Als er einen Ausfallschritt macht, umkurvt die Hündin seine Beine wie Slalomstangen. Dass der Hund durch den Adelsschlag im Weißen Haus Weltruhm erlangt, findet Bösch nicht so toll. "Ständig wird man angesprochen. Fehlt noch, dass der Hund Autogramme schreiben soll."