Sich selbst in den Vordergrund zu rücken, ist nicht Ruth Albrechts Art.

Buxtehude - Sich selbst in den Vordergrund zu rücken, ist nicht Ruth Albrechts Art. Deshalb macht es die 77-jährige Künstlerin etwas verlegen, dass eine große Auswahl ihrer Werke in der Ausstellung "Wegstrecken. Bilder und Objekte aus drei Jahrzehnten" gezeigt werden. "Aber es ist ja gut, sie vor Augen geführt zu bekommen", sagt Albrecht. "Zuhause sehe ich sie nur, wenn ich die Schubladen aufziehe."

Albrecht ist eine zierliche Frau und dezent gekleidet. Lediglich Leopardenmuster auf Ring und Halstuch springen ins Auge. Bevor ihre Ausstellung heute um 19 Uhr im Museum Buxtehude (Stavenort 2) eröffnet wird, lässt die 77-Jährige einen Blick auf ihre Werke zu.

Die Ausstellung zeigt die künstlerische Entwicklung der Buxtehuderin. Ihre frühen Schaffensjahre waren gekennzeichnet von präzisen Zeichnungen oder Aquarellstudien von Naturformen und unscheinbaren Dingen, die sie am Wegesrand sah. Mitunter sammelte Albrecht auch Fundstücke ein und stellte sie im Stillleben dar.

Doch als sie mit 42 Jahren zum ersten Mal die internationale Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg besuchte, eröffnete sich ihr eine neue Welt. "Salzburg war mein Freischwimmer", sagt Albrecht. Dort entdeckte die Künstlerin die Radierung für sich und den Spaß daran, damit immer neue Möglichkeiten auszuprobieren. Dabei entwickelte sie die für sie typische Ausdrucksform, die "Radier-Collage" - eine Kombination verschiedener Ätztechniken mit dem Prägedruck.

In ihrer letzten Wegstrecke "das freie Spiel der Möglichkeiten", die bis heute währt, abstrahiert sie ihre Werke zusehends und schaut auch in eine düstere Zukunft. Die Werke machen etwa Überschwemmung und Verödung und einen sich auflösenden Erdball zum Thema. Albrecht: "Die Zukunftsaussichten machen mir Angst." (bwil)