Linken-Landesvorsitzender Manfred Sohn stimmt die Genossen seiner Partei an der Unterelbe auf die Landtagswahl im nächsten Jahr ein.

Buxtehude/Stade. Manfred Sohn ist derzeit viel unterwegs. Als Landesvorsitzender der Partei Die Linke und Mitglied im niedersächsischen Landtag schwört er die Genossen an der Basis auf die Landtagswahl am 20. Januar 2013 ein. 44 Kreisverbände besucht er, am Sonnabend war er in Stade. "2013 wollen wir die Regierung aus CDU und FDP zum Teufel jagen. Es wird Zeit für einen Regierungswechsel in Hannover. Meine Lieblingskonstellation wäre eine Regierung aus SPD und Grünen, denen der Wähler eine starke linke Opposition zur Seite stellt", sagt der Linken-Chef aus Braunschweig.

An der Basis im Landkreis Stade kommen derart markige Einstimmungen auf den Wahlkampf gut an. 250 000 Stimmen, so hat sich der Diplom-Sozialwirt ausgerechnet, brauche seine Partei, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Wahlschlappen für die Linke in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein werde die Partei in Niedersachsen nicht straucheln lassen, sagt Manfred Sohn, der am Nachmittag dieses Tages in Stade die Kreiswahlveranstaltung der Linken besuchen wird, begleitet von den Kommunalpolitikern Benjamin Koch-Böhnke aus Buxtehude und Holger Dankers aus Stade.

Beim Mittagessen im Café Süße Sünde in Buxtehude bleibt Zeit für ein Gespräch. Dafür, dass er selbst mal in den 80er-Jahren das Parteibuch der FDP hatte, habe er sich schon oft in seiner eigenen Partei rechtfertigen müssen. "Eine Jugendsünde", nennt der 56-Jährige das heute. Wobei, sagt er einschränkend, an die ursprünglichen Idealen des Liberalismus glaube er. Nur leider sei die heutige FDP davon weit entfernt.

Ansonsten ist Manfred Sohns politische Vita sauber. Mitglied bei den Jusos während des Studiums, Mitglied bei der SPD, Wechsel zum Marxistischen Studentenbund Spartakus und Eintritt in die DKP. Dort schaffte er es bis zum Parteivorstand in den 90er-Jahren. Und dann bemüht der Landtagspolitiker die Ideale der französischen Revolution, an die er auch glaube: "Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit." Das Wort Brüderlichkeit, denn so lautet der Originaltext, in den Mund zu nehmen, gehöre sich nicht für einen Linken, meint er. Wegen der Gleichberechtigung.

Am Vormittag hat das Trio Sohn, Koch-Böhnke und Dankers einen Obstbauern besucht, und natürlich sei das Thema Elbvertiefung zur Sprache gekommen. Wortbruch wirft der Landespolitiker dem Landesvater David McAllister (CDU) vor. Er habe den größten Trumpf, den das Land Niedersachsen in Händen gehalten habe, einfach weggeworfen. "Das Land hätte niemals sein Einvernehmen geben dürfen. Es hätte einige Ansatzpunkte gegeben, um das Einvernehmen zu verweigern, zum Beispiel die Verschlechterung der Wasserqualität oder die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit durch die Elbvertiefung", sagt Manfred Sohn.

Er komme aus der Anti-AKW-Bewegung da habe er gelernt: Es sei nie zu spät, zu kämpfen. Der finanz- und haushaltspolitische Sprecher seiner Fraktion lächelt bei dem nächsten Satz: "Es gibt eigentlich nur eine einzige Partei, die immer konsequent gegen die Elbvertriefung war: die Linke. Und das wird sich auch nicht ändern. Die Leute hier sollten sich nicht weismachen lassen, dass alles erledigt ist. Das Spiel ist noch nicht zu Ende. Das wird es erst sein, wenn die Bagger da sind."

Die Elbvertiefung sei überflüssig, würde das Land Niedersachsen ein vernünftiges Konzept für die Häfen erarbeiten. "Kern dieses Konzeptes muss es sein, je größer die Pötte, um so seeseitiger müssen sie gelöscht werden. Mit Cuxhaven und Wilhelmshaven hat Niedersachsen diese Möglichkeit", sagt Manfred Sohn.

Das nächste große Thema im Landkreis Stade: der Bau der Autobahn 20. Manfred Sohns Meinung dazu ist ebenso eindeutig: "Die brauchen wir nicht. Was diese Region braucht, ist ein vernünftiger Ausbau der Schienenwege und des Personennahverkehrs. Die A 20 ist ökologisch und ökonomisch unsinnig." Holger Dankers ergänzt: "Wenn die A 20 nicht gebaut wird, brauchen wir auch nicht den fünften Bauabschnitt der A 26. Stade ist angeschlossen, und weiter muss die Autobahn nicht gebaut werden. Für den Nordkreis ist ein vernünftiger ÖPNV viel wichtiger. Und was nützt Hamburg ein Autobahnring, wenn der Verkehr nicht nach Hamburg abfließen kann, weil das Verkehrsaufkommen einfach zu groß ist." Dem stimmt Benjamin Koch-Böhnke zu. Beide wollen sich im Wahlkampf um ein Direktmandat bewerben.

Die Zeit wird knapp, um 14 Uhr beginnt in Stade die Kreiswahlveranstaltung. Der Kreisverband hat 65 Mitglieder. Die will der Braunschweiger auf den Wahlkampf einschwören. Dankers wird bei der Veranstaltung nach Koch-Böhnke zum zweiten Direktkandidaten gewählt werden. Am Abend fährt Manfred Sohn, natürlich mit der Bahn, weiter nach Springe, zum "Parteigrillen".