Die Stadt schließt einen Vertrag mit den Stadtwerken über Energie aus Wasserkraftwerk für 150 öffentliche Einrichtungen.

Buxtehude. Die Buxtehuder Grünen dürfen sich als Sieger eines langen Ringens fühlen. Jahrelang haben sie im Stadtrat dafür gekämpft, dass die Stadt auf Ökostrom umstellt. Regelmäßig war die Partei in den Rats- und Ausschusssitzungen mit ihrem Ansinnen gescheitert, weil der Haushalt der Stadt angespannt war. Trotz des ökologischen Wertes sei das Projekt zu teuer, hieß es 2008 von der Verwaltung.

Im Juli 2011 startete die Partei eine neue Initiative und holte sich Rat beim Geschäftsführer der Stadtwerke Buxtehude, Thomas Müller-Wegert. Der Vorstoß war diesmal von Erfolg gekrönt. Im Bau- und Liegenschaftsausschuss wurde ein Angebot der Stadtwerke Buxtehude zur Diskussion gestellt und befürwortet. Die Parteien und auch die Verwaltung sahen die Zeit gekommen, um auf Ökostrom umzustellen. Seit gestern ist der Vertrag zwischen der Stadt Buxtehude und den Stadtwerken unterzeichnet.

"Wir sind nicht die erste Stadt, die ihre Gebäude vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt, das mussten wir auch nicht sein. Wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt für einen sinnvollen und wirtschaftlichen Umstieg zu finden. Und das haben wir", sagt Bürgermeister Jürgen Badur. Auch wenn andere Kommunen früher auf Ökostrom umgestellt haben, für Buxtehude sei die jetzt beschlossene Umstellung dennoch wegweisend.

Für Stadtwerkechef Thomas Müller-Wegert ist der Vertragsabschluss ein positives Signal. Es zeige, dass der Naturwatt-Tarif, der auf erneuerbaren Energien fußt, sich zu einem wichtigen Standbein für die Stadtwerke entwickelt, obgleich die Zahl der Kunden noch nicht so groß ist, wie Müller-Wegert es sich wünscht.

"Unsere Kunden nutzen etwa 120 Millionen Kilowattstunden aus einem konventionellen Energiemix, dem stehen etwa zehn Millionen Kilowattstunden im Naturwatt-Stromtarif gegenüber", sagt der Stadtwerkechef. Doch die Zahlen werden sich wohl deutlich ändern. Auch deshalb, weil neben der Stadt zwei weitere große Firmen auf den Ökostrom umstellen wollen. Eine davon soll das Modehaus Stackmann sein, was Müller-Wegert aber nicht bestätigen wollte. "Fakt ist, dass die Stadt erst einmal unser größter und wichtigster Naturwatt-Stromkunde ist."

Die Stadt benötigt jährlich rund 4,2 Millionen Kilowattstunden Strom, um Schulen, Straßen, Stadthaus, Museum, VHS, Verkehrsampeln und andere öffentliche Einrichtungen mit Energie zu versorgen. 150 Einrichtungen werden künftig mit dem grünen Strom aus Wasserkraft versorgt.

"Eine Kita braucht pro Jahr etwa 8000 bis 30 000 Kilowatt Strom, unsere Schulzentren zwischen 400 000 und 500 000 Kilowatt. Für die Straßenbeleuchtung im Buxtehude werden rund 1,17 Millionen Kilowattstunden pro Jahr benötigt", sagt Stadtbaurat Michael Nyveld. Hinzu kämen etwa 116 000 Kilowattstunden, die jährlich in den Ortschaften benötigt werden.

Die Stromkosten für die Stadt lagen laut Nyveld bisher bei ungefähr 600 000 Euro pro Jahr. Mit der Tarifumstellung werden die jährlichen Kosten 14 000 Euro höher als bisher sein. Dennoch, so Bürgermeister Badur, sei die Mehrausgabe mehr als vertretbar. "Vor allem, wenn an den langfristigen Nutzen für die Natur gedacht wird. Wir sparen mit dem Ökostrom 2000 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß pro Jahr."

Die Energie für die städtischen Einrichtungen kommt jetzt aus Norwegen. Im Süden des Landes bei Fossdal befindet sich das Wasserkraftwerk Skjerka, das 1997 errichtet wurde und eine Nennleistung von 98 Megawatt hat bei einer jährlichen Stromeinspeisung von 570 000 Megawattstunden. "Die Energie des Speicherkraftwerks wird in Kabeln durch die Nordsee transportiert und dann in das deutsche Stromnetz eingespeist, von wo wir es dann beziehen und an die Verbraucher weitergeben", sagt Müller-Wegert.

Die Entscheidung der Stadt, Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen, sei Teil einer ganzheitlichen Strategie für Buxtehude. "Wir haben schon seit Langem Maßnahmen ergriffen, beispielsweise in den Schulen, um Ressourcen sparsam zu verwenden. Demnächst wollen wir einen Schritt weitergehen und in den politischen Gremien vorschlagen, mit professioneller Unterstützung ein Klimaschutzkonzept anzugehen", sagt Badur.

Der Weg zu einem solchen Konzept sei zwar ein langwieriger Prozess, dennoch sei er sinnvoll, weil er der Stadt weitere Instrumentarien an die Hand gebe, um die Energieeffizienz der städtischen und privaten Einrichtungen zu steigern, etwa über Bebauungspläne.

"Wir brauchen solche Rahmenbedingungen, wenn wir effizienter werden wollen", sagt auch Stadtbaurat Nyveld. Aber trotz des Sparwillens der Verwaltung sei es nicht immer leicht, tatsächlich Energie einzusparen. So würden manche Gebäude nach einer Sanierung wegen der zunehmenden Technisierung mehr Energie verbrauchen als zuvor. Der Mehraufwand lasse sich mit einem funktionierenden Konzept aber sinnvoll begrenzen.