Investor will eine Kindertagesstätte auf dem alten Exerzierplatz in Stade bauen. Ursprünglich sollte dort eine Parkanlage entstehen.

Stade. Ottenbeck ist ein angesagtes Wohnquartier in Stade. Immer mehr junge Familien mit Kindern zieht es in den ehemaligen Kasernenstandort der Bundeswehr. Jetzt soll hier, auf dem alten Exerzierplatz am Claus-von-Stauffenberg-Weg eine neue Kindertagesstätte (Kita) gebaut werden.

Entstanden sind die Pläne für die 80 Hort- und Kindergarten-Plätze in Kooperation - eine Kooperation, von der die Hansestadt Stade sehr profitiert. Kai Holm, SPD-Fraktionschef im Stadtrat, erklärt warum: "Stade bekommt 80 zusätzliche Betreuungsplätze, ohne investieren zu müssen. Das hat natürlich einen ganz besonderen Charme. Daher unterstützen wir dieses Projekt nach allen Kräften."

Nicht ganz so begeistert von den jetzt bekannt gewordenen Plänen ist das Ottenbecker Forum, ein Verein, der sich um sein Viertel kümmert. Eine Kita brauche Ottenbeck, sagt Beate Winkler-Pedernera vom Vorstand, "allerdings war für die Fläche, auf der jetzt die Kita gebaut werden soll, eine öffentliche Freifläche, eine Parkanlage versprochen worden. Wir wären sehr enttäuscht, wenn dieser Plan nun gänzlich gekippt würde."

Gebaut werden soll die neue Einrichtung nach bisherigen Vorstellungen der Beteiligten von einem Privatinvestor, der nicht genannt werden will. Die Börne, gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienste, mietet Gebäude und Außenanlage und betreibt die Einrichtung in Eigenregie. Das Kontingent an freien Plätzen teilen sich Airbus, Stadt und andere Firmen in Ottenbeck. Sie könnten die neue Einrichtung für ihre Mitarbeiter nutzen.

Der Flugzeugbauer Airbus hatte schon sehr früh Bedarf für einen Werkskindergarten angemeldet und damit den Stein ins Rollen gebracht. Auch das Bauunternehmen Lindemann hat Interesse an einigen Plätzen angemeldet. Lindemann-Hauptgeschäftsführer Peter Witt, der maßgeblich daran beteiligt war, die Kooperationspartner an einen Tisch zu bringen, hofft, dass das Projekt demnächst in einem Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden kann. Am kommenden Freitag werden noch einmal alle künftigen Partner zu einem Treffen zusammenkommen, um weitere Einzelheiten zu besprechen.

+++ Förderung für Kitas +++

"Es ist richtig, dass wir die Einrichtung betreiben wollen und damit natürlich auch die Personalkosten tragen werden", bestätigt Björn Glüsen, bei der Börne unter anderem zuständig für Projektentwicklung. "Wir sind derzeit in Gesprächen und versuchen, Fördermittel für den Bau zu bekommen. Dabei werden wir sehr von der Stadt unterstützt. Bürgermeisterin Silvia Nieber ist da überaus engagiert." Man werde gemeinsam mit dem Investor darüber beraten, wie die neue Kita, die aus Sicht der Börne hundertprozentig kindgerecht sein sollte, gebaut wird.

"Unser Konzept für die Kindertagesstätte beinhaltet die Möglichkeiten von Integration und Inklusion", sagt Glüsen. Bei beiden Formen besuchen Kinder mit und ohne Behinderung eine Gruppe. Bei einer Integrationsgruppe werden Kinder mit Behinderung besonders gefördert werden. In einer Inklusionsgruppe werden alle Kinder, behindert oder nicht behindert, nach ihren Bedürfnissen gefördert.

Angedacht sei auch, so Lindemann-Hauptgeschäftsführer Witt, das Gebäude so zu konzipieren, dass es jederzeit problemlos erweiterbar wäre. "Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir die Kita auch bauen könnten."

In einem nächsten Schritt muss der Investor das Grundstück von der Bundesvermögensanstalt kaufen. Und es wird noch Gespräche mit dem Ottenbecker Forum geben. Im vergangenen Jahr, kurz bevor Stades damaliger SPD-Bürgermeister Andreas Rieckhof ins Hamburger Rathaus als Staatsrat für Wirtschaft, Verkehr und Innovation wechselte, hatte er dem Ottenbecker Forum einen Bürgerpark auf dem alten Exerzierplatz versprochen. Damals sollte eigentlich die Hansestadt Stade das Grundstück kaufen.

Das Ottenbecker Forum begann, zu planen, im ständigen Kontakt zum Stader Rathaus. Beate Winkler-Pedernera sagt: "Wir haben viel Zeit und für unseren Verein vergleichsweise schon viel Geld in diese Planungen für den Park investiert. Es wäre bitter für uns, würde die Fläche jetzt ersatzlos gestrichen. Es gäbe für beides, Kita und Park, mögliche Ersatzflächen in Ottenbeck. Wir sind optimistisch, dass man uns in Gesprächen in die weiteren Planungen einbeziehen will." Es sei überaus wichtig für das Viertel, eine Freifläche im öffentlichen Raum, die nicht ausschließlich Kindern vorbehalten sei, zu sichern, bevor wirklich jede Fläche in Ottenbeck bebaut sei.

"Hinter der Grundstück liegt eine weitere freie Fläche. Sie wäre groß genug für einen Bürgerpark", sagt SPD-Fraktionschef Holm. "Ich gehe davon aus, dass dort beides realisiert werden kann, die Kita und ein Bürgerpark. Natürlich hoffe ich, dass die Ottenbecker da mitmachen." Auch Björn Glüsen hofft auf eine gemeinsame Lösung mit dem Ottenbecker Forum und kündigt an, das Gespräch mit dem Verein suchen zu wollen.