Die SPD spricht sich gegen den Neubau einer Jugendfreizeitstätte in Stade aus. Die Sanierung soll etwa 1,2 Millionen Euro kosten.

Stade. Die SPD im Rat der Hansestadt Stade will den "Alten Schlachthof" sanieren. In einer Sitzung hat sich die Fraktion mehrheitlich für eine Sanierung des mehr 100 Jahre alten Stader Jugendzentrums entschieden. Wie berichtet, musste der Schlachthof wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Das Dach ist völlig marode.

Vor einigen Wochen hatte die Stadtverwaltung dem Fachausschuss für Kinder, Jugendliche, Senioren und Soziales mit dem neuen Kinder- und Jugendarbeit-Konzept auch eine mögliche Sanierung des Gebäudes vorgerechnet. Kostenpunkt: 1,2 Millionen Euro. Damit, so die Verwaltung, würden nicht nur das Dach erneuert, sondern einige andere längst überfällige Sanierungsarbeiten erledigt werden. Erster Stadtrat Dirk Kraska hatte sich in der Sitzung vehement für die Sanierung eingesetzt. Die Alternative, ein neues Jugendzentrum zu bauen, so Kraska, würde die Hansestadt knapp unter zwei Millionen Euro kosten.

"In der vergangenen Woche haben wir zu dem Thema eine Grundsatzentscheidung in der Fraktion herbeigeführt", sagt SPD-Fraktionschef Kai Holm. Inzwischen, so Holm weiter, "haben uns auch Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft zugesichert, dass diese veranschlagten Kosten für die Sanierung so bemessen seien, dass wir danach auch die nächsten Jahrzehnte Ruhe haben werden". Die "Blechkisten-Variante, also einen Neubau, müssen wir zum einen teurer bezahlen, zum anderen haben wir dafür ja auch noch kein Grundstück", sagt Holm.

+++ Neues Programm der Jugendfreizeitstätte +++

Ein weiterer Faktor für die Entscheidung der SPD sei die Tatsache, dass der "Alte Schlachthof" eine zentrale Rolle in dem von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen neuen Konzept zur Jugendsozialarbeit in der Hansestadt spiele. Wie diese künftig aussehen solle, dazu, sagt Holm, stünden noch einige Diskussionen an: "Von der Verwaltung haben wir ja wirklich nur einen sehr vagen Konzeptentwurf bekommen. Der beinhaltet das, was die Jugendpfleger der Stadt meinen, was die Kids und Jugendlichen brauchen. Wir wollen hören, was die Kinder und Jugendlichen selbst dazu zu sagen haben, was sie brauchen und sich wünschen." Dazu werde es in jedem Fall vor oder sofort nach den Sommerferien noch Gespräche mit den Schülersprechern aller Stader Schulen geben. "Die Fraktion der Grünen und wir überlegen noch, wen wir zu dem Konzept noch befragen werden. Auf der Agenda stehen noch Gespräche mit Jugendlichen im Altländer Viertel und in Ottenbeck", sagt der SPD-Politiker. Der Vorschlag der Verwaltung tendiert zur programmatischen Jugendarbeit, die allerdings auch offene Angebote vorhalten soll.

Bei einer Sanierung des "Alten Schlachthofes", so befürchtet CDU-Fraktionschefin Kristina Kilian-Klinge, könnte die Stadt Pech haben. Kilian-Klinge: "Beim Bauen im Bestand läuft man Gefahr, dass sich die Sanierungskosten erhöhen. Damit müssen wir rechnen. Wir diskutieren noch über Alternativen. Ein Neubau ist nicht die einzige Alternative zur Sanierung des Schlachthofes." Sicherlich sei der Schlachthof eine Institution in Stade, aber angesichts der prekären Haushaltslage müsse hier ganz genau überlegt werden, bevor die Stadt sich in diese Unkosten stürze, so die CDU-Politikerin. Ihre Fraktion werde in der nächsten Sitzung des Fachausschusses weitere Fragen zur Sanierung und zu einem eventuellen Neubau stellen. Die CDU habe sich auch noch keine abschließende Meinung zum Jugendsozialarbeit-Konzept gebildet.

Die FDP-Fraktion im Stader Stadtrat will erst mal Notwendigkeiten prüfen lassen. Die Liberalen warnen davor, sich für eine, wie von der Verwaltung vorgeschlagene, zentrale Jugendarbeit und damit eine teure Sanierung zu entscheiden, ohne zu wissen, was genau benötigt wird. FDP-Ortsverbandsvorsitzender Thorsten Cramer erklärt das Ergebnis der Vorstandskonferenz der FDP in Stade: "Eine öffentlich organisierte Jugendarbeit in der Hansestadt Stade muss sich an dem vorhandenen Bedarf orientieren. Wir fordern eine repräsentative Erhebung des Bedarfs an kommunaler Kinder- und Jugendarbeit." Ohne belastbare Bedarfsermittlung könne, so Cramer weiter, "keine Absage an eine dezentrale Jugendarbeit erteilt werden". Auch eine große, zentrale Jugendfreizeitstätte wie der "Alte Schlachthof" gehöre auf den Prüfstand.