Der Kunstverein lädt vier Künstler ein, eigene Eindrücke festzuhalten. Eine Ausstellung im Kornspeicher ist für das Jahr 2013 geplant.

Wischhafen. Im vergangenen Jahr stand der Kunstverein Kehdingen noch kurz vor dem Aus. Doch eine Kooperation mit dem Förderverein Historischer Kornspeicher bot dem Kunstverein eine neue Perspektive und ein neuer Vorstand startete mit frischem Elan. Zwar wird der Kornspeicher erst 2013 fertig, doch der Kunstverein meldet sich schon jetzt mit einem besonderen Sommerprojekt zurück.

Ein kurzer Rückblick: Ende 2010 lief der Vertrag für die bis dahin genutzten Ausstellungsräume in der ehemaligen Mühle am Allwördener Deich aus. Der Kunstverein Kehdingen bemühte sich dann erfolglos um den "KunstRaum" in Hüll. Als sich der Verein bereits auflösen wollte, ergab sich die Kooperation mit dem Förderverein Historischer Kornspeicher, der das 225 Jahre alte Gebäude an der Kornstraße in Freiburg vor dem Abriss rettete und darin nun ein soziales und kulturelles Zentrum schaffen möchte.

Der Kunstverein wird diese Räume künftig auch nutzen. Aber: "Der Kornspeicher wird frühestens 2013 bespielbar sein", sagt Rita Helmholtz aus Oederquart, Vorsitzende des Kunstvereins. Sie fügt hinzu: "Wir wollen 2012 nicht verstreichen lassen." Zunächst hatte der Vorstand überlegt, in diesem Jahr in andere Räume auszuweichen. "Aber wir wollen das Zeichen setzen, dass wir künftig im Kornspeicher sein wollen. Da können wir nicht vorher woanders sein", sagt Helmholtz.

Deshalb überlegte sich der Verein ein spannendes Projekt, um die Zeit zu überbrücken. Dabei sollen sich vier Künstler ein ganz, persönliches individuelles Bild von Kehdingen machen und dieses in ihren Werken verarbeiten. Im Laufe dieses Jahres werden die vier Künstler zu unterschiedlichen Zeitpunkten für jeweils neun Tage nach Kehdingen kommen. In dieser Zeit sollen sich die Gäste mit den Menschen und der Kehdinger Landschaft, in der sie leben, kreativ auseinandersetzen, so lautet die Vorgabe des Vereins.

Das Besondere bei der Auswahl der Künstler: Sie kennen den Landstrich an der Unterelbe kaum oder haben aus wenigen Besuchen nur eine vage Vorstellung von Kehdingen. Ziel des Projekts sind ganz unterschiedliche Werke der Künstler, die ihren Eindruck von Landschaft und Menschen in Kehdingen zeigen. Sämtliche Arbeiten sollen dann im Jahr 2013 in einer Gruppenausstellung im Kornspeicher gezeigt werden. Da noch unklar ist, wann der Kornspeicher fertiggestellt ist, hält sich der Verein mit einer konkreten Terminierung noch zurück. "Im Herbst 2013 wäre schön, aber wir sind flexibel", sagt die Vereinsvorsitzende Helmholtz.

Geplant ist eine vierwöchige Ausstellung. An jedem Wochenende steht einer der Künstler im Mittelpunkt und kann neben seinen Arbeiten aus und über Kehdingen weitere Werke präsentieren. Doch damit nicht genug. Der Kunstverein wird den Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen und die Beobachtungen mit Filmen, Fotos und Texten dokumentieren. Diese Dokumentation soll ebenfalls ein Teil der Ausstellung werden.

Zahlreiche Künstler haben sich beim Kunstverein beworben, generell und für dieses Projekt speziell. Bereits bei der Auswahl der Kunstschaffenden für dieses Jahresprojekt wurde darauf geachtet, dass eine möglichst vielfältige und spannende Ausstellung zu erwarten ist. Deshalb hat der Kunstverein vier völlig unterschiedliche Künstlertypen eingeladen, die schon bei der Herangehensweise und in ihrer Technik sehr verschieden sind.

Das Projekt läuft bereits. Als erste Künstlerin war Anja Grosse in Kehdingen. Die freischaffende Künstlerin aus Hamburg arbeitet großflächig zwischen abstrakt und realistisch. Anfang Juli ist dann Andreas Braun aus Bremen zu Gast in Kehdingen. Braun fotografiert und bearbeitet die Fotografien manuell.

Der vierte Gast in Kehdingen ist Hinnerk Bodendiek aus Hamburg. Er lässt zwischen dem 6. und dem 12. August den Landstrich im Norden des Landkreises Stade auf sich wirken. Bodendiek hat sich auf das Malen von Schiffen und Landschaften spezialisiert. "Auf der Unterelbe bin ich groß geworden. Segelnd erschloss ich mir ihre Welt. Heute nähere ich mich malend. Die Möglichkeit, dies in einer definierten Zeit in vertrauter und doch fremder Umgebung tun zu können, reizt mich", sagt Bodendiek.

Vom 28. Juli bis zum 5. August ist der Schweizer Künstler George Wenger in Kehdingen unterwegs. Er beschäftigt sich mit Malerei, Druck und ist zudem Konzeptkünstler. Der Kunstverein hat mit allen Künstlern vereinbart, dass sie in Kehdingen malen oder Skizzen anfertigen, aber auch zu Hause weiterarbeiten dürfen. Während ihres Aufenthalts wohnen die Künstler bei Mitgliedern oder Freunden den Kunstvereins.

Der Vorstand des Kunstvereins ist auf die Ergebnisse der vier Künstler gespannt. "Es ist ein vielfältiges Experiment und deshalb ist es spannend zu sehen, wie es wird und was dabei herauskommt", sagt Vorstandsmitglied Jörg Petersen. Die Ausstellung zu diesem Projekt solle jedoch nicht die erste des Kunstvereins im Kornspeicher werden, sagt die Vorsitzende Rita Helmholtz. "Unsere erste Ausstellung soll Arbeiten regionaler Künstler zeigen, weil unser Verein regional ist und wir in der Region viele sehr gute Künstler haben."