Die Bürger wollen einen Zusammenschluss der Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten. Der Gemeinderat soll heute darüber abstimmen.

Oldendorf. Im Oldendorfer Rathaus geht es um die Zukunft der 7500 Einwohner zählenden Samtgemeinde. Thorsten Liebeck von der Samtgemeindeverwaltung sortiert die Stimmzettel nach dem Bürgerwillen in Befürworter und Ablehner einer Fusion mit der Samtgemeinde Himmelpforten. Das Ergebnis fällt am Ende der Zählung mit 51 zu 49 Prozent so knapp für einen Zusammenschluss aus, dass es zeigt, wie sehr Skepsis und Vertrauen die Gemüter der Oldendorfer bewegen.

Rund 2900 Bürger der Gemeinde Oldendorf waren aufgefordert worden, ihr Ja oder Nein zum Zusammenschluss in einer Einwohnerbefragung mitzuteilen, nachdem bereits acht von zehn Mitgliedsgemeinden ihre Zustimmung zur Fusion signalisiert hatten.

Oldendorfs Bürgermeister Johann Schlichtmann von der Wählergemeinschaft, anfangs ein großer Skeptiker der Fusionspläne und heute klarer Befürworter, beobachtet aufgeregt die Auszählung. Die Anspannung ist ihm an den Gesichtszügen anzusehen. Noch halten sich beiden Stapel die Waage.

"Ich will das endlich abschließen", sagt Schlichtmann, "Seit Ende 2010 beschäftigen uns die Fusionspläne." Er stellt sogar seine Erwägung in den Raum, von seinem Bürgermeisteramt zurückzutreten, wenn die Oldendorfer gegen ein Verschmelzen mit der Samtgemeinde Himmelpforten sind. "Wenn wir allein gegen die neun anderen Gemeinden stehen, die es befürworten, sehe ich kaum Möglichkeiten, politisch noch etwas zu bewegen", sagt Schlichtmann mit Blick auf die einhellige Zustimmung, die aus der Samtgemeinde Himmelpforten kommt. Zudem wolle er keine Politik, die gegen den Willen der Bürger gestaltet wird.

Immerhin 55 Prozent der Oldendorfer Einwohner äußerten ihre Meinung. Wären es weniger als 50 Prozent gewesen, hätte es gar nicht erst eine Auswertung der Befragung gegeben. Nun steht das Ergebnis fest: 51 Prozent der abgegebenen Bekundungen befürworten eine Samtgemeinden-Hochzeit. Der Gemeinderat entscheidet heute Abend, in seiner Sitzung um 19.45 Uhr im Rathaus Oldendorf, ob das endgültige Ja-Wort dazu gegeben wird.

Dennoch bleibt es spannend, ob sich die Gemeindefamilien ohne Wenn und Aber verbinden wollen. Denn nur ein halbherziges Befürworten kam bislang aus der Gemeinde Heinbockel. Dort wird morgen Abend, um 20 Uhr, in der Gaststätte Hellwege in Hagenah, Alte Dorfstraße, der Gemeinderat noch einmal über das Thema diskutieren.

Die Bürger sind zu einer Fragestunde kurzfristig dazu eingeladen worden. "Bis zum 31. Mai muss sich auch die Gemeinde Heinbockel entscheiden", sagt Heinbockels Bürgermeister Andreas Haack.

Zugestimmt haben die Heinbockeler bisher, im Verbund sogenannter Netzwerkgemeinden mit Blick auf den demografischen Wandel ein gemeinsames integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept zu erarbeiten. Auch die Aufnahme in das Förderprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden" zu beantragen, wird befürwortet. Allerdings enthält diese Zustimmung einen wichtigen Passus: Darin wird klargestellt, dass mit dem Beschluss "keine Zustimmung zu einer Fusion der Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten verbunden ist".

Nach dem Befragungsergebnis aus der Gemeinde Oldendorf ist der Himmelpfortener Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke (parteilos) dennoch zuversichtlich, dass es für die Samtgemeindenhochzeit "eine stabile Mehrheit" geben wird.

Gemeinsam mit seinem Oldendorfer Amtskollegen Thomas Scharbatke hatte Falcke um die Gunst der zehn Mitgliedsgemeinden (Düdenbüttel, Engelschoff, Großenwörden, Hammah und Himmelpforten sowie Burweg, Estorf, Kranenburg, Oldendorf und Heinbockel) immer wieder geworben. Weil die beiden Kommunen wirtschaftlich gesund sind, gibt es vom Land Niedersachsen allerdings keine sogenannte Hochzeitsprämie.

Als Brautgeschenke stünden allerdings bei einer Fusion beider Samtgemeinden Fördermittel aus verschiedenen Töpfen in Aussicht. Für Oldendorf gebe es allein 150 000 Euro sofort nach der Fusionszustimmung, so Schlichtmann, die für ein Jugendheim und Sportanlagen genutzt werden könnten. Auch elf Projekte zur Dorferneuerung könnten in Angriff genommen werden, wenn in den kommenden Jahren Zuschüsse von rund 300 000 Euro flössen, sagt Schlichtmann.

Auf solche Förderungen hätten die Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten jedoch nur gemeinsam eine Chance. So könnte nun Heinbockel das Zünglein an der Waage werden. Denn lehnt nur eine Gemeinde den Zusammenschluss ab, scheitert das gesamte Projekt.