Das erfolgreiche Lernförderungsprojekt für Schüler mit Defiziten soll jetzt auf zwei weitere Schulen in Stade ausgeweitet werden.

Stade. Der Lionsclub Stade setzt sich gezielt für die Förderung von Kindern mit Lernproblemen ein. Außer der Kulturförderung und der Förderung von Naturschutzprojekten, so Lionsclub Präsident Michael Seggewiß, gehöre dieses Projekt zu den neuen Schwerpunkte der Stader Lions. Zu Beginn des Schuljahres 2011 startete der Lionsclub das Projekt "Förderung lernschwacher Kinder" an der Hauptschule Thuner Straße und an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hohenwedel. Partner dieses Projektes sind die Stadt Stade, der Landkreis, die Arge und die Volkshochschule (VHS) Stade. Der Erfolg dieser Förderung, so Activitibeauftragter der Lions und Koordinator dieses Projektes, Dieter Stempnewicz, sei schon jetzt so groß, dass "wir zwei weitere Schulen, Camper Höhe und Wiepenkathen, in die Förderung aufnehmen werden".

Oftmals seien die Kinder schon frustriert, wenn sie zur Hauptschule kommen. "Viele sehen es als eigenes Versagen, zur Hauptschule zu müssen, während Klassenkameraden aus der Grundschule Empfehlungen für Gymnasium oder Realschule bekommen", sagt Christiane Prüfer, Konrektorin an der Hauptschule Thuner Straße.

Schulleiter Werner Sasse ergänzt: "Unsere Hauptschule zählt dank einer relativ stabilen Eltern- und Schülerschaft und einer hohen Akzeptanz zu den Dinosauriern in der heutigen Schullandschaft, in der die Hauptschule durch neue Schulformen offensichtlich auf Dauer aufgelöst werden wird. Hier kennt jeder Lehrer jeden Schüler. Aber trotz einer 100prozentigen Lehrerversorgung können wir nur unser Kerngeschäft, den Unterricht, erledigen. Und viele Kinder kommen schon mit Lerndefiziten aus der Grundschule zu uns."

Der Förderunterricht an seiner Schule, so Sasse weiter, helfe den Kindern dabei, erste Erfolge zu erleben. Und er unterstütze ihre Motivation. Prüfer: "Es ist auch für uns Lehrer ein gutes Gefühl, wenn ein Schüler, der vorher große Probleme hatte, dem Unterricht zu folgen und nur schlechte Noten schrieb, nach dem Förderunterricht plötzlich in den Klassenarbeiten eine Drei oder eine Zwei schreibt."

Umso wichtiger ist die finanzielle und organisatorische Hilfe der Lions. Seit kapp einem Jahr kommen Dozenten der VHS an drei Tagen in der Woche nachmittags in die Schulen und arbeiten mit den Kindern Defizite in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auf. Völlig frei von Zensurendruck können die Schüler in kleinen Gruppen von höchstens zehn Kindern, individuell von den VHS-Dozenten gefördert werden. Sasse: "Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die Tatsache, dass die Dozenten keine Lehrer sind, die hier unterrichten. Sie gehen anders an die Fächer und Defizite der Schüler heran, als dies der Klassenlehrer tun würde, und auch die Kinder gehen anders an die externen Dozenten heran."

Die Finanzierung des Förderprojektes steht auf drei Säulen: Ein Großteil der Schüler, rund 70 Mädchen und Jungen, besuchen derzeit den Förderunterricht, hat Anspruch auf Förderung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes. Meist sind es Kinder von Hartz IV-Empfängern. Hier arbeiten Arge, Schule und Landkreis eng zusammen, um für diese Kinder, aber vor allem für ihre Eltern, die Hürde der Antragsstellung so gering wie möglich zu halten.

Kinder, die keinen Anspruch auf diese Bundesförderung haben, zahlen 50 Euro pro Schulhalbjahr für den Fördeunterricht. Stempnewicz: "Da es in unserem Interesse liegt, dass alle Kinder, die es brauchen, auch in den Genuss dieser Förderung kommen, übernimmt der Lionsclub anfallende Differenzen."

Entgegen des allgemeinen Trends, so Schulleiter Sasse, wachse die Hauptschule Thuner Straße. Im letzten Sommer startete das Schuljahr mit 270 neuen Schülern. Mit den "Rückläufern" aus Realschulen und Gymnasien seien es inzwischen 291 Schüler in den fünften Klassen. "Ein Grund dafür, warum wir sehr stabil da stehen, ist auch dieses Projekt des Lionsclubs. Auch wenn es natürlich nicht alle unsere Probleme mit einem Schlag lösen kann", sagt Werner Sasse. Es sei überaus wichtig, dass insbesondere Hauptschüler auf diese Weise gefördert würden. Nur so könne eine Hauptschule den Kindern und späteren Jugendlichen den Übergang ins Berufsleben erleichtern. Um Defizite bei diesen Schülern zu beheben, sagt der Pädagoge, "braucht man Zeit und muss dem Kind mit viel Zuwendung begegnen".

Genau das könnten die Dozenten in dem Förderunterricht leisten, sagt Werner Sasse. Und diese Investition lohne sich in jedem Einzelfall. Ziel des Lionsclubs Stade ist es, sich nach der Anschubfinanzierung auf Sicht aus der Finanzierung heraus zu ziehen.