Das beschädigte Stahltor wurde per Schwimmkran zur Reparatur auf die Sietas Werft gebracht. Noch bis September bleibt die Brücke über dem Werk gesperrt.

Cranz. Kraftakt beim Sperrwerk Estemündung. Gestern Mittag hob der Hamburger Schwimmkran HHLA IV das im Dezember vergangenen Jahres beschädigte 160 Tonnen schwere Stahltor aus seiner Verankerung und hatte anschließend mit seiner enormen Last nur eine kurze Strecke zurückzulegen. Nach gut 150 Metern die Este aufwärts übernahm der große Portalkran der Sietas Werft den Havaristen. Auf der Werft soll das beschädigte Tor während der kommenden Wochen repariert werden. Für Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer wird die Straßenbrücke über das Sperrwerk Estemündung - abgesehen von kürzeren Öffnungsphasen - wegen der gesamten Reparaturarbeiten voraussichtlich bis Mitte September gesperrt sein. Sonderöffnung am kommenden "Blüten-Wochenende", von Freitag, 4. Mai, 18 Uhr, bis Montag, 7. Mai, 5 Uhr.

Bevor das beschädigte Sperrwerkstor vom Schwimmkran abtransportiert werden konnte, waren Fachleute wochenlang mit Vorbereitungen beschäftigt. Projektleiter Dr.-Ing. Stephan Kräßig von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA): "Wir sind schon seit dem Störfall am 8. Dezember vergangenen Jahres damit befasst, trotz des beschädigten Tores den Sturmflutschutz des Sperrwerks sicherzustellen."

+++ Reparaturarbeiten am Este-Sperrwerk +++

Von Vorteil ist, dass das Sperrwerk aus insgesamt vier Toren besteht. Zwei stehen außendeichs zur Elbe, zwei binnendeichs zur Este. Beschädigt ist das Westtor der Binnenseite. Nun ist es für den Sturmflutschutz und die Menschen hinterm Deich von größter Bedeutung, dass nicht auch noch eines der beiden Sperrwerkstore zur Elbseite den Geist aufgibt. Aber Kräßig bleibt ruhig: "Das Sperrwerk Estemündung ist inzwischen das vermutlich am besten kontrollierte Sperrwerk, um eine solche Katastrophe zu verhindern." Außerdem werde während des Sommerhalbjahrs gearbeitet, wenn die Sturmflutgefahr allgemein gering ist.

Auch gestern, als das beschädigte Tor aus seiner Verankerung gehoben und abtransportiert worden war, gab es sein Geheimnis nicht preis, was es dazu bewegt hat, sich am Morgen des 8. Dezember 2011, gegen 6 Uhr, beim Schließen etwa 70 Zentimeter in die Höhe zu schieben. Die sich anschließend absenkende Straßenbrücke blieb deshalb etwa 15 Zentimeter über der Fahrbahnkante hängen und mehrere Autofahrer demolierten an dem in der Dunkelheit kaum erkennbaren Absatz ihre Fahrzeuge.

HPA-Sprecher Alexander Schwertner sagt, dass wegen des trüben Wassers von Tauchern die Schadensursache bislang nicht festgestellt werden konnte. Es wird spekuliert, dass sich während des Öffnen und Schließens der Tore feine Sande abgelagert haben. Das eine Tor habe beim Schließen vermutlich einen Sandkeil unter sich aufgeschoben und sei deshalb in die Höhe gedrückt worden. Schwertner: "Wir sind jetzt natürlich auf der Hut und spülen ständig alle Ablagerungen aus den Bereichen der Sperrwerkstore."

Und für die Zukunft soll das Sperrwerk auch technisch noch besser ausgerüstet werden, um Schäden dieser Art von vornherein zu verhindern. Sensoren sollen installiert werden, die die Anlage sofort ausschalten, falls eines der Tore in die Höhe gedrückt wird. Das Sperrwerk Estemündung war im Zuge der Deicherhöhung von 1996 bis 2000 gebaut worden. Es löste das 1968 gebaute alte Sperrwerk ab.

Das Sperrwerk Estemündung dient nach Angaben von HPA in erster Linie der Sturmflutsicherung. Es muss ab einem Wasserstand von 2,80 Meter über Normalnull geschlossen sein. Die Deichhöhe an der Elbe befindet sich zum Vergleich auf etwa 8,20 Meter über Normalnull. Die Reparaturarbeiten werden insgesamt etwa fünf Monate, bis voraussichtlich 14. September dauern. Die nächste Sonderöffnung der Straßenbrücke ist eventuell am verlängerten Himmelfahrtswochenende möglich. Eine längere Öffnung ist für die Zeit vom 22. Juni, 18 Uhr, bis zum 16. Juli, 5 Uhr, vorgesehen. Ansonsten Umleitung über die Landesstraße 140.