Agentur für Arbeit und Jobcenter sollen nachvollziehbare Arbeitsmarktstatistiken erstellen

Stade. Die Partei Die Linke im Landkreis Stade kritisiert, dass die Arbeitslosenstatistik des Jobcenters in Stade in weiten Teilen nur schwer nachvollziehbar sei. Der Kreistagsabgeordnete Benjamin Koch-Böhnke bemängelt, dass die von der Behörde herausgegebene Statistik keine klaren Aussagen zur wirklichen Situation am Arbeitsmarkt zulasse und Informationen verschleiere.

Der Linken-Kreistagsabgeordnete hatte im Vorfeld eine Anfrage an die Kreisverwaltung gestellt, um klare Angaben zu den derzeitigen Beschäftigungsverhältnissen in Abhängigkeit von Einkommensstrukturen im Landkreis zu erhalten. Die Kreisverwaltung hat daraufhin das Jobcenter um eine Klärung des Sachverhaltes gebeten.

Laut den Angaben des Jobcenters seien im März diesen Jahres offiziell 10 003 erwerbsfähige Leistungsberechtigte vom Jobcenter betreut worden. Darunter befanden sich auch 3136 Personen, die zwar ein Einkommen bezogen, aber dennoch als leistungsberechtigt galten, also "aufstocken" mussten, da sie ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrem regulären Gehalt bestreiten können. 187 von diesen verfügen über ein Erwerbseinkommen ab 1200 Euro, 431 hätten ein Einkommen von 800 bis 1200 Euro im Monat zur Verfügung. 1113 hatten laut dem Jobcenter zwischen 400 und 800 Euro im Monat in der Tasche und 1405 weniger als 400 Euro im Monat.

Diese 3136 Leistungsberechtigten seien allerdings, so Koch-Böhnke, in der offiziellen Arbeitslosenquote nicht aufgeführt worden. Laut der Agentur für Arbeit seien im März 6770 Menschen im Kreis Stade als arbeitslos geführt worden. Ziehe man von den 10 003 Menschen, die vom Jobcenter betreut werden aber die 3136 Menschen ab, die zwar arbeiten, aber dennoch Unterstützung vom Amt erhalten, so ergebe dies 6867 Menschen, die arbeitslos seien - eine Diskrepanz von 97 zur offiziellen Statistik der Agentur für Arbeit.

"Ich vermute, dass sich die 97 Personen wohl auf vom Arbeitsamt vermittelten Schulungen befunden haben und somit auch aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen", sagt Koch-Böhnke. Auch die Kreisverwaltung scheine, so der Politiker, mit diesem Zahlenspiel überfordert zu sein. Stades Erster Kreisrat Eckhard Lantz teilte Koch-Böhnke in einem Schreiben mit, dass "eine Interpretation dieser Zahlen nicht im Detail" vorgenommen werden könne. Somit bleibt derzeit unklar, woher die Diskrepanz genau herrührt.

Koch-Böhnke vermutet, dass mit einem "Versteckspiel" in den Statistiken die offizielle Arbeitslosenquote möglichst gering gehalten werden soll. Er fordert daher mehr Transparenz und ein Ende dieses Vorgehens. "Man darf nicht vergessen, dass auf diese Weise knapp ein Drittel der Menschen, die auf Leistungen vom Arbeitsamt angewiesen sind, in keiner Statistik mehr auftauchen. Unter ihnen sind immerhin 2518 Personen, die weniger als 800 Euro im Monat verdienen", sagt der Linken-Politiker. Er plädiert dafür, dass künftig monatlich die Zahl der Menschen bekannt gegeben wird, die auf Leistungen vom Arbeits- oder Sozialamt angewiesen sind.