Die Subventionen für Landwirte in der Europäischen Union (EU) sind ab sofort für jedermann im Internet nachzulesen. Grund: Die EU will mehr Transparenz.

Stade/Buxtehude. - Genauer gesagt: Bürger sollen nachvollziehen können, wohin die Förderungen und Subventionen aus dem europäischen Topf fließen. Im Kreis Stade, so ist jetzt auf einer Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nachzulesen, erhalten rund 1500 Landwirte und Agrarbetriebe EU-Subventionen. Die Landwirte und Agrarbetriebe sind mit der jeweiligen Fördersumme, dem Namen und der Adresse aufgelistet. "Jeder Betrieb mit einer landwirtschaftlichen Anbaufläche von mehr als 1000 Quadratmeter habe Anspruch auf die Subvention, sagt Wilhelm Siems, Sachbearbeiter der Landwirtschaftskammer Stade.

Doch die Transparenzinitiative ist nach der Meinung der Interessenvertreter der Landwirte ein Schritt in die falsche Richtung, weil die Zahlen ohne Erläuterung im Netz stehen. So hatten Landwirtschaftskammern und Bauernverbände gegen die Veröffentlichung geklagt - vergeblich.

Gabi von der Brelie, Pressesprecherin des Landvolks Niedersachsen, verurteilt die Veröffentlichung der Daten: "Es steht eine nackte Zahl im Internet mit Namen und Adressen der Landwirte. Niemand kann nachvollziehen, wofür das Geld gezahlt wird", sagt sie. Damit meint die Pressesprecherin, dass Außenstehende nicht beurteilen können, wie hoch die Kosten der einzelnen Landwirte sind, und deswegen auf die Idee kommen könnten, dass die Landwirte ungerechtfertigt hohe Zahlungen einstreichen "Die Transparenz dient lediglich dem Voyeurismus", sagt von der Brelie. Den Nutzen der Transparenzinitiative stellt sie in Frage. "Wenn die Daten schon veröffentlicht werden, dann sollten andere Rahmendaten, wie Größe des Betriebes und Anzahl der Mitarbeiter genannt werden." Dies würde die teils hohen Zahlungen erklären und zeigen, dass sie gerechtfertigt seien.

Auch Gert Hahne, Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums Niedersachsen, sieht keinen Sinn in der Veröffentlichung. "Hier wird nur Neid und eine populistische Debatte geschürt", sagt er. Dabei bekämen die rund 55 000 Landwirte in Niedersachsen die Subventionen zu Recht. Das könnte aber vergessen werden, sorgt sich Hahne.

Nach Meinung des Landwirtschaftsministeriums ist die Veröffentlichung zudem ungerecht. "Wenn Subventionen und Fördergeldzahlungen veröffentlicht werden, dann sollte das alle Branchen betreffen und nicht nur die Landwirtschaft."