Igel-Fans treffen sich am 15. Mai im Buxtehude-Museum und bringen ihre Sammlerstücke mit. Gäste sind willkommen

Buxtehude. Witzig, frech und liebenswert ist Mecki. Ein Igel, der die Menschen verzaubert. In löcheriger Hose, hemdsärmelig und mit einem Blick, der über alles Übel dieser Welt hinwegblinzelt, stapfte er 1949 als Maskottchen der Zeitschrift "Hörzu" in die nachkriegsdeutschen Wohnzimmer und eroberte reihenweise die Herzen der Menschen.

Jorker Sammlerin besitzt mehr als 200 Mecki-Figuren

Auch Uschi Herchenbachs Herz war darunter. Die Sprecherin des 300 Mitglieder zählenden Meckifanclubs ist der Faszination des stacheligen Gesellen bereits von Kindesbeinen an erlegen und kann heute alleine mehr als 200 Meckifiguren ihr Eigen nennen.

Doch das ist noch längst nicht alles. Die passionierte Sammlerin, die in Jork lebt und in Köln aufwuchs, hat eine ausgebaute alte Apfelscheune neben ihrem Haus mit Igel-Devotionalien gefüllt - von Mecki-Lampions über hölzerne Mecki-Werbeaufsteller bis zum Mecki-Buch ist alles dabei.

Eine Auswahl ihrer gesammelten Werke wird die 55-Jährige am Sonntag, 15. Mai, mit ins Buxtehude-Museum bringen. Denn dann findet dort anlässlich des Internationalen Museumstags das siebte Norddeutsche Meckitreffen statt. Von 11 bis 17 Uhr können Sammler, Fans und jeder, der sich für den Igelmann interessiert, bei freiem Eintritt in das Haus am Stavenort kommen. Sie können Sammlerstücke zu ihrem putzigen Liebling austauschen und verkaufen oder einfach nur in Erinnerungen schwelgen an die Zeit, als der kleine Mecki noch eine ganz große Nummer war.

Auch Uschi Herchenbach wird sicherlich ins Schwelgen geraten. Dabei begann ihre Liebe zu dem Igel mit Hindernissen. "Wir waren drei Kinder zu Hause, und eine Meckifigur hat 13 D-Mark gekostet." Zu teuer für die Familie, die in einer Eisenbahnsiedlung lebte. Uschi Herchenbach musste auf das Objekt ihrer Begierde verzichten, doch das Feuer war entfacht. Sie schwelgte vorerst aus der Ferne für ihren Schatz. "Für mich als Kind hatte Mecki etwas Heimeliges, Beschützendes", erinnert sie sich. Immer wieder durchlebte sie als Kind in den Erzählungen ihrer Eltern die schlimme Zeit des Zweiten Weltkriegs mit, da erschien ihr der gutmütige, gewitzte Mecki als wohltuende Abwechslung.

Diese Beobachtung hat auch Bernd Utermöhlen, der Leiter des Buxtehude-Museums, gemacht. Und der muss es wissen, denn in dem Haus war bereits vor acht Jahren eine Mecki-Ausstellung mit seltenen Sammlerstücken zu sehen. "Mecki war pfiffig und hat Optimismus verbreitet", sagt er. In den 50er-Jahren wollte man lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit blicken.

Figur aus dem Märchen stand für die Zeichnungen in der Hörzu Pate

Dass die Ausstellung damals in Buxtehude lief, kam ebenfalls nicht von ungefähr, denn Mecki ist sozusagen ein echtes Buxtehuder Kind. Die Väter der Igelfigur sind die drei Brüder Paul, Ferdinand und Hermann Diehl. Sie hatten in den Jahren 1936 und 1937 in einer Reihe von Puppenfilmen auch das Märchen vom "Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel" verfilmt, der auf der Heide bei Buxtehude stattgefunden haben soll. Auch im Buxtehude-Museum wird der Stummfilm, eingebettet in eine Dokumentation, gezeigt.

Der Film mit der berühmten Igelpuppe hatte so großen Erfolg, dass die damalige "Reichsstelle für den Unterrichtsfilm" ihn in 1600 Kopien vertrieb und an Schulen sowie zur Unterhaltung der Frontsoldaten zeigte. Zudem posierte der populäre Igel auch für Postkarten. So kam es, dass nach dem Krieg die Hörzu auf ihn aufmerksam wurde und dem Igel schließlich den Namen "Mecki" gab. Sein Siegeszug konnte beginnen.

Heutzutage stößt das nette Kerlchen nicht überall auf positive Resonanz. Zudem ist er gerade den Jüngeren kaum noch bekannt. Uschi Herchenbach ist es gewohnt, dass sie mitunter belächelt wird, wenn sie von ihrer Schwärmerei erzählt. Doch das ist ihr egal. "Es geht ja nicht nur um die Püppchen", sagt sie. Auch auf die alten Hörzu-Zeitschriften mit den Mecki-Titelblättern und den kleinen Geschichten, die Mecki-Bücher oder Mecki-Cocktailspieße hat es die Sammlerin abgesehen.

Besonders stolz ist Uschi Herchenbach aber auf die Kuriositäten in ihrem Besitz. Mecki auf einem schnittigen Roller, hinter ihm sein weibliches Pendant Micki, die sich an ihn klammert - das Ensemble ist nicht nur zum Hinstellen gedacht, sondern erfüllt als sogenannter Rauchverzehrer sogar einen besonderen Sinn. "Den hat man sich früher ins Wohnzimmer gestellt", sagt die Jorkerin über ihre 285-Euro-Investition, die dem Zigarettenrauch den Garaus machen sollte.

Übers Internet, auf Flohmärkten oder mit Hilfe von Freunden und Bekannten bleibt Uschi Herchenbach immer auf dem neuesten Stand auf dem Meckimarkt. "Meine Urlaube richte ich immer danach aus, wo gerade Sammlerbörsen sind", sagt die Bankkauffrau und muss ein wenig selbst über ihre Leidenschaft lachen. Vieles habe sie von ihrem Mann geschenkt bekommen. "Aber wo er das immer herbekommt, ist mir oft ein Rätsel."

Sie selbst weiß, dass es auch in Schweden, Finnland, Dänemark oder Österreich viele andere Meckifans gibt, bei denen man seltene Sammlerstücke finden kann. "Es gab ja sogar in der DDR einen Ost-Mecki, der aber etwas anders aussah", berichtet sie. Ein Exemplar davon ist in einer Glasvitrine des Buxtehude-Museums zu sehen. Fest steht schon jetzt, dass eines Tages eine ganze Menge weiterer Sammlerstücke dazukommen werden. Uschi Herchenbach plant, ihre gesamte Mecki-Sammlung nach ihrem Tod dem Buxtehude-Museum zu vermachen.