Musikprofessor Konrad Küster berichtet über 500 Jahre Orgelkunst in den Marschen

Steinkirchen. Der Kulturverein Steinkirchen lädt für morgen um 19 Uhr zu einem Vortrag über die Altländer Orgeln mit dem Musikwissenschaftler Konrad Küster. In dem Vortrag "Musik am Deich: 500 Jahre Orgelkunst in den Marschen", der in St.-Martini-et-Nicolai-Kirche zu Steinkirchen zu hören ist, geht es um die berühmte Orgellandschaft, die sich zwischen Hamburg und der Nordsee erstreckt.

Diese ist, so wissen Orgelexperten, Teil eines sehr viel größeren "Systems". Es erstreckt sich in den Marschen zwischen Leeuwarden (Niederlande), Hamburg und dem südlichen Dänemark. Erstmals in der europäischen Kulturgeschichte entstand hier der Eindruck, dass in jede Kirche eine Orgel gehöre. Das Land wurde so zu einem unverzichtbaren kulturellen Bindeglied zwischen den Städten und zu deren kulturell gleichrangigem Partner.

Nicht erst Arp Schnitger (1648-1719), der weltberühmte Orgelbauer, hat diese Orgellandschaft geprägt. Vielmehr verdankt die Nachwelt den kulturellen Reichtum der Marschenbevölkerung, also den Landwirten und Händlern, die schon um 1500 den Orgelklang aus den Städten heraus in ihre ländlichen Kirchen holten und dieses Unterfangen über Jahrhunderte hinweg fortentwickelten.

Professor Konrad Küster von der Universität Freiburg erforscht seit 15 Jahren die historische Orgelkultur der Marschen. In seinem Vortrag stellt er die gemeinsame Orgeltradition der Marschen dar, ebenso regionale Unterschiede, die sich im Lauf der Zeit ergaben. 2007 war Küster an der Orgelausstellung "Gott allein die Ehre" in Jork und an der Konzertreihe "Orgellandschaft" des Stader Landschaftsverbandes wissenschaftlich beteiligt. Derzeit erarbeitet der Musikprofessor ein Programm zur europäischen In-Wert-Setzung der Orgelkultur in den Marschen.

Während des Vortrags wird Orgelmusik vorgestellt, die "hinter dem Deich" entstand und seit Jahrhunderten nicht erklungen ist. Ihr Interpret ist Martin Böcker aus Stade.