Geplanter Stopp der Küstenautobahn A 20 sorgt nach wie vor für Aufregung in der Region

Stade/Buxtehude. Die Entscheidung der neuen Kieler Koalition aus SPD, Grünen und SSW die A 20 nur bis zur A 7 weiterzubauen, ruft in der Region nach wie vor gemischte Reaktionen hervor.

Der Bremervörder Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler befürwortet die Entscheidung Schleswig-Holsteins. Er fordert, dass nun auch Niedersachsen handeln und das Projekt beenden müsse. Der Bau verschlinge mindestens 1,27 Milliarden Euro. "Das liegt in keinem Verhältnis zum Nutzen des Projektes", so Kindler. Die veralteten Pläne weiter zu verfolgen verschwende auf unverantwortliche Weise Steuereinnahmen. "Statt Milliarden in unsinnigen Straßenneubau zu stecken, müssen die Haushaltsmittel in die dringend notwendige Sanierung von Straßen und die Verlagerung von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene investiert werden", sagt Kindler. Ministerpräsident McAllister müsse Konsequenzen ziehen.

Bedeutend anders sieht die FDP das Verkehrsprojekt. Die Verkürzung der Autobahn sei verkehrspolitisch und wirtschaftlich unvernünftig, moniert der Stader FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören. Die Dänen-Ampel betreibe eine "Kirchturmpolitik". "Der Bau der A 20 von der Ostsee bis zur Nordsee mit der Elbquerung bei Drochtersen ist gerade für die wirtschaftliche Entwicklung im Elbe-Weser-Dreieck von entscheidender Bedeutung.", konstatiert Tören. Für die Landtagswahl im kommenden Jahr solle der Koalitionsvertrag, den SPD, Grüne und SSW geschlossen haben, "eine Warnung sein". Eine rot-grüne Landesregierung in Hannover würde laut Tören das Bundesland um Jahre zurück werfen.

Ähnlich hatten sich bereits seine Kollegen Kai Seefried und Helmut Damman-Tamke, beide CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Stade, geäußert. Schleswig-Holstein solle sich an bisherige Vereinbarungen halten und dieses wichtige Projekt nicht durch unverantwortliches Handeln gefährden. Der Grünen-Fraktionschef im Kreistag Stade Ulrich Hemke widerspricht dem vehement: "Ich finde den Schwerpunkt der neuen Koalition in jeder Hinsicht verantwortungsvoll. Für die Empörung der CDU und FDP gibt es weder hinsichtlich demokratischer Legitimation noch hinsichtlich der Sache einen Grund." Die neue Regierung in Schleswig-Holstein habe andere Prioritäten, wie etwa Umweltschutz, Bildung und die Stärkung der Kommunen. Für die ehemalige Koalition sei die A 20 Schwerpunkt gewesen.

Der BUND Niedersachsen sieht das ähnlich. "Die neue Koalition setzt auf eine Mobilität, die sich deutlicher am Bedarf orientiert", so die Naturschützer in einer Stellungnahme. Es sei es folgerichtig, dass der Weiterbau der A 20 westlich der A 7 wegen geringer Verkehrbelegung nicht mehr verfolgt werde. Der Sprecher der Initiative gegen die Küstenautobahn, Uwe Schmidt, begrüßt die Aussagen der Kieler Koalition. Mit dem Verzicht falle jegliche Begründung für den Bau der Autobahn in Niedersachsen weg. Für die Hinterlandanbindung der Seehäfen sei der Nutzen der A 20 nach Ansicht der Bürgerinitiative ohnehin gering.