Grippe, Corona, RSV

Krankheitswelle: Kliniken und Praxen im Norden am Limit

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Imland-Klinik in Rendsburg: In der aktuellen Krankheitswelle werden Patienten aus Kapazitätsgründen teilweise auch zwischen den Bundesländern Schleswig-Holstein und Hamburg vermittelt.

Die Imland-Klinik in Rendsburg: In der aktuellen Krankheitswelle werden Patienten aus Kapazitätsgründen teilweise auch zwischen den Bundesländern Schleswig-Holstein und Hamburg vermittelt.

Foto: Imago/Frank Peter

Zu viele Patienten, hoher Krankenstand beim Personal, kaum freie Betten: Die Gesundheitslage spitzt sich auch in Schleswig-Holstein zu.

Bad Segeberg/Husum/Hamburg. Die Lage in Deutschlands Krankenhäusern wird angesichts der aktuellen Krankheitswellen zunehmend dramatisch, da macht auch Schleswig-Holstein keine Ausnahme.

In Heide und Brunsbüttel etwa konnte das Westküstenklinikum (WKK) zuletzt bereits weniger Patienten aufnehmen als üblich – auch wegen des hohen Krankenstands beim eigenen Personal.

Intensivbetten sind ohnehin landesweit fast vollständig belegt. Das Klinikum Nordfriesland hat lediglich am Standort Niebüll derzeit noch zwei freie Plätze auf der Intensivstation.

Krankheitswelle: Klinikum fehlen 60 Mitarbeitende

„Wir haben seit Herbst durchgehend eine angespannte Lage“, wird Kliniksprecher Michael Mittendorf auf shz.de zitiert. Als Konsequenz müssten Patienten auf andere Kliniken ausweichen.

Im Extremfall könnten die Häuser zusätzliche Intensivplätze mit Beatmungskapazitäten schaffen. Dies würde allerdings bedeuten, dass geschultes Personal aus anderen Stationen abgezogen werden müsste.

Und bei der Belegschaft ist wegen eines dauerhaft hohen Krankenstandes ohnehin viel auf Kante genäht – allein dem Klinikum Nordfriesland würden laut shz.de aktuell 60 Mitarbeitende fehlen.

Bei den Intensivpatienten handele es sich neben Corona-Fällen zunehmend auch um Influenza-Erkrankte. „Vereinzelt sind auch RSV-Patienten darunter“, sagte Mittendorf dem Portal.

Westküstenklinikum muss Operationen absagen

Auch dem Westküstenklinikum bereite die „extrem angespannte Lage“ Sorge. Aufgrund der Bettenkapazitäten müssten mitunter bereits Operationen abgesagt werden, sagte ein Sprecher.

Patienten mit leichteren Erkrankungen werden gebeten, niedergelassene Ärzte aufzusuchen. Mit diesem Appell steht das WKK im Norden nicht alleine da – auch in Hamburg gibt es längst entsprechende Bitten der Krankenhäuser.

Dort klagen Kliniken wiederum darüber, dass Kinder und ihre Familien aus Hamburgs Osten mitunter nach Itzehoe, Neumünster, Lübeck oder sogar bis nach Flensburg verlegt werden müssten.

„Das ist kaum zu ertragen und kann nicht im Sinne der Gesundheitspolitik sein“, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Brandbrief der Mitarbeitervertretung am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Rahlstedt an den Senat sowie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Auch Arztpraxen wegen Krankheitswelle am Limit

Unterdessen arbeiten in Schleswig-Holstein derzeit auch viele Arztpraxen wegen einer hohen Zahl an Krankheitsfällen am Limit. „Die schwere Infektionswelle sorgt für volle Praxen, aber auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind erkrankt“, sagte ein Sprecher der Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) am Mittwoch. Patientinnen und Patienten müssten sich auf längere Wartezeiten und verschobene Routine-Untersuchungen einrichten.

„Um Praxen zu entlasten, sollten Patienten die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung nutzen“, sagte der Sprecher. Telefonische Krankschreibungen bei leichten Atemwegserkrankungen seien weiterhin für bis zu sieben Tage möglich. Telefonisch könne eine einmalige Verlängerung der Krankschreibung für weitere sieben Kalendertage ausgestellt werden.

Um die Krankenhäuser zu entlasten, bat die KVSH niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zudem, nur medizinisch höchst dringliche Fälle in Kliniken einzuweisen. Die Lage in den Krankenhäusern sei angespannt, sagte der Geschäftsführer der Landes-Krankenhausgesellschaft, Patrick Reimund. Besonders kritisch sei die Situation in den Regionen der Westküste. Grund seien viele Patienten mit Atemwegserkrankungen, darunter auch Corona, und ein deutlich erhöhter Personalausfall ebenfalls wegen wegen Atemwegserkrankungen.

( HA/dpa )