Schleswig-Holstein. Die Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein rechnet mit einer sich verschärfenden Corona-Lage in den Kliniken des Landes. Noch sei die Situation auf den meisten Intensivstationen aber nicht angespannt, sagte Geschäftsführer Patrick Reimund. In Schleswig-Holstein seien fast über die gesamte Pandemie hinweg die Infektionszahlen und auch die Zahl der Krankenhauspatienten geringer als im Bundesdurchschnitt.
Die Effekte der Pandemie auf die Krankenhäuser seien in Schleswig-Holstein gedämpfter als in Ländern mit sehr hohen Inzidenzen wie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen oder Thüringen. Jedenfalls bisher. „Da sind wir ein bisschen in einer glücklicheren Position“, sagte Reimund.
Corona in Schleswig-Holstein: Angespannte Lage in Krankenhäusern
Seit September liege die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser im Norden zwischen 20 und 25. „Wir haben einen leichten Anstieg, und wir müssen damit rechnen, dass die Zahlen weiter steigen.“ Die Zahl der Menschen in den Krankenhäusern sei ein Spätindikator. Krankenhauseinweisungen folgten mit zeitlicher Verzögerung zur Infektion und Erkrankung bei schweren Verläufen.
Um den Jahreswechsel 2020/2021 gab es nach Reimunds Angaben einen kurzfristigen Höchststand bei der Belegung von Intensivbetten mit Corona-Patienten von etwa 100. „Das war auch damals deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts, aber es war schon eine ziemlich angespannte Situation.“ Das sehe so aus, als gebe es eine Menge Luft, sagte Reimund.
Immer weniger und angespanntes Personal
Allerdings würden Intensivbetten auch für andere Patienten gebraucht. Außerdem gab er zu bedenken: „Wir haben mehr als anderthalb Jahre Pandemie auf dem Buckel, besonders die Beschäftigten in den Krankenhäusern haben die auf dem Buckel, und das ist auch ermüdend.“ Das System sei im Moment nicht davor zu kollabieren. „Aber es ist chronisch angespannt.“
Die Personallage in den Krankenhäusern habe sich tendenziell etwas verschlechtert. Die Zahl der Mitarbeitenden auf den Intensivstationen sei leicht rückläufig. Wo andere Behandlungen zurückgefahren werden, wirke sich das sofort auf die Erlössituation der Krankenhäuser aus. Da die Pandemie zumindest über den Winter noch anhalten werde, müssten die Krankenhäuser wirtschaftlich abgesichert werden.
Schleswig-Holstein: Teilweise dramatische Situation in Kliniken
Es gebe Handlungsbedarf auf politischer Ebene. Insgesamt sei die wirtschaftliche Situation der Kliniken schwierig. „In Einzelfällen ist sie auch dramatisch“, sagte Reimund. Das St.-Franziskus-Hospital in Flensburg zog bereits Konsequenzen. Man habe angefangen, die reguläre Versorgung zu reduzieren, hatte Geschäftsführer Klaus Deitmaring am Donnerstag gesagt. Es gebe Kapazitätsengpässe.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist in Schleswig-Holstein am Sonnabend minimal gesunken. Die Behörden meldeten am Abend einen Wert von 75,1 – nach 75,8 am Freitag. Am Donnerstag lag die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen noch bei 73 am Sonnabend der Vorwoche bei 69,6. Die Zahl gemeldeter Fälle stieg um weitere 253 Neuinfektionen binnen eines Tages – nach 421 am Freitag. Die Landesregierung verfolgt die Situation nach eigenen Angaben sehr aufmerksam.
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