Norderstedt

Braucht diese Straße wirklich vier Spuren?

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Andreas Burgmayer

Foto: Christopher Herbst

Eine Machbarkeitsstudie soll zeigen, wie die Schleswig-Holstein-Straße leistungsfähiger werden kann. Die Straße ist über 50 Jahre alt.

Norderstedt.  Die Schleswig-Holstein-Straße ist die vielleicht wichtigste Nord-Süd-Verkehrsachse der Stadt. Doch die vor mehr als 50 Jahren konzipierte und gebaute Straße hält dem zunehmenden Verkehr nicht mehr Stand. Eine Machbarkeitsstudie des Landesbetriebes Verkehr soll jetzt ermitteln, welche Möglichkeiten es gibt, die Straße leistungsfähiger zu machen.

Die Henstedt-Ulzburger Landtagsabgeordneten Ole-Christopher Plambeck (CDU) und Stephan Holowaty (FDP) hatten sich im Verkehrsministerium in Kiel für die Landesstraße 284 starkgemacht und so Bewegung in die Diskussion gebracht.

Gutachten gibt Prognose der Verkehrsentwicklung bis 2030

Tatsächlich beauftragte das Ministerium den Landesbetrieb Verkehr mit der Erstellung eines Gutachtens. Ende August bekamen die Stadt Norderstedt, die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und der Kreis Segeberg Post vom Landesbetrieb. In dem Schreiben wird die Sorge geäußert, dass die Gebietsentwicklung durch die begrenzte Leistungsfähigkeit der Schleswig-Holstein-Straße behindert werde, wenn nicht in absehbarer Zeit ein verkehrsgerechter Ausbau erfolge. Das Verkehrsgutachten soll nun der erste Schritt zu einer möglichen Überplanung der Straße sein. Das Gutachten soll die Verkehrsentwicklung auf der L 284 bis in das Jahr 2030 prognostizieren. Dazu benötigt der LBV Angaben zu sämtlichen geplanten Projekten rund um die Schleswig-Holstein-Straße. Die bestehende und künftige Struktur soll beschrieben werden, also welche Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete es gibt und wie sie sich entwickeln werden. Die genauen Brutto- und Nettoflächen der Betriebe, ob es sich um Kleingewerbe, Speditionen oder Verbrauchermärkte handelt, die Zahl der Wohneinheiten, die Anzahl der Beschäftigten links und rechts der Straße, – all diese Daten fließen in das Gutachten. Die Kommunen müssen dem LBV außerdem Zahlen zum täglichen Verkehrsaufkommen inklusive Schwerlastverkehr liefern.

Durch die Studie können vielleicht endlich verkehrliche Lösungen gefunden werden für die Probleme, die Norderstedt und Henstedt-Ulzburg schon seit Jahrzehnten haben und die bislang vom Landesbetrieb Verkehr immer mit dem Hinweis auf die Leistungsfähigkeit der Straße abgelehnt wurden. Da ist nur an die Zufahrt zum Saisonparkplatz des Arriba-Bades zu erinnern. Die Kommunalpolitik hat sich an der Umsetzung einer Abbiegespur auf den Parkplatz über Jahre die Zähne ausgebissen. Noch heute biegen Arriba-Gäste im Sommer aus dem fließenden Verkehr über eine vergleichsweise ambulante Einfahrt auf den unbefestigten Platz ab.

Vierspuriger Ausbau? Denkverbote gibt es keine

Die ewig ungelöste Frage nach einer vernünftigen Anbindung der Paracelsus-Klinik ist ein weiterer Punkt. Weder in Norderstedt, noch in Henstedt-Ulzburg können es die Bürger verstehen, dass nicht längst eine ordentliche Zufahrt zur Klinik von der Schleswig-Holstein-Straße aus gebaut wurde. Stattdessen fließt der Verkehr zur Klinik etwa über die Wilstedter Straße mitten durchs Wohngebiet

Grundsätzlich wird die Bevölkerungsdichte in der Region zunehmen, Norderstedt wird gerade im Norden wachsen, es sind zahlreiche Wohngebiete in Planung. In Henstedt-Ulzburg soll auf dem Wagenhuber-Gelände ein neues Quartier entstehen, und auch hier ist die Zufahrt von der Schleswig-Holstein-Straße aus ein Problem. Der Landesbetrieb schlug vor, das neue Quartier über den Tannenweg in Richtung Wilstedter Straße zu erschließen. Doch den Bürgern auf dem Rhen wird das in keinem Fall zu vermitteln sein. Neben Wohngebieten sind aber auch neue Gewerbeeinheiten geplant. Tangstedt würde gerne östlich der Schleswig-Holstein-Straße und nordwestlich der Costa Kiesa ein neues Gewerbegebiet entwickeln.

Details sollen bis Mitte Oktober geliefert werden

Die Stadt Norderstedt hat dem LBV mitgeteilt, dass man für die interne Abstimmung, Datenerhebung und Recherche noch Zeit brauche und voraussichtlich Mitte Oktober die geforderten Daten liefern könne. Wenn auch der Kreis und Henstedt-Ulzburg geliefert haben, kann die Studie erstellt werden. Denkverbote soll es keine geben. Der vierspurige Ausbau der Schleswig-Holstein-Straße ist dabei ebenso in der Diskussion wie der Bau eines neuen Kreisverkehrs an der Kreuzung der Schleswig-Holstein-Straße mit der Ulzburger Straße und der Kothla-Järve-Straße.