Kreis Plön. „Denkmal sucht liebevolle Hände“ – so wirbt Maklerin Ute Heck aus Wentorf für den Kauf von Schloss Rantzau im Kreis Plön. Gerade einmal 400.000 Euro zuzüglich 6,25 Prozent Provision soll das im 16. Jahrhundert errichtete Herrenhaus kosten, das über 1200 Quadratmeter Wohnfläche verfügt – verteilt auf 30 Zimmer. Damit nicht genug: Zu dem repräsentativen Bau, einst Stammsitz der uradeligen Familie Rantzau, gehört dem Inserat zufolge ein 100.000 Quadratmeter großes Grundstück.
Ein Schnäppchen ist das Schloss aber nur bedingt, präsentiert es sich doch „in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand“, wie es in der Anzeige auf dem Onlineportal immowelt.de heißt. Das erklärt womöglich, warum der geneigte Interessent wenig Konkretes über das „Wahrzeichen einer ganzen Region“ erfährt, dafür aber lernt, dass die Umgebung mit ihren „atemberaubenden Seenlandschaften“ sich „immer größerer Beliebtheit“ erfreue und es nicht weit sei zu einem „Naherholungsgebiet der besonderen Art“: der Ostsee.
Konflikte zwischen Eigentümern und Denkmalschutzamt
Das Herrenhaus hat eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich im Renaissancestil errichtet, erlebte es nach den Rantzauern vom 18. Jahrhundert an etliche weitere Besitzer, zu denen etwa der Eutiner Fürstbischof Adolf Friedrich zählte, der das einstöckige Haus um 1750 zu einem zweistöckigen Barockschloss umbauen und davor einen prachtvollen Garten einrichten ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zunächst als Flüchtlingslager. In den 1960er-Jahren machten neue Besitzer aus dem Haus ein Hotel.
Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, der lange zu dem Herrenhaus gehörte, wurden von 1945 bis in die 90er-Jahre hinein Trakehner gezüchtet.
Zu einem Konflikt kam es 2010, als Schutthaufen vor dem denkmalgeschützen Herrenhaus das Interesse des Landesamts für Denkmalpflege weckten. Die damalige Eigentümerin, eine Hamburgerin, gewährte den Zutritt erst nach langem Tauziehen und nachdem die Staatsanwaltschaft aktiv geworden war. Bei der Durchsuchung bestätigten sich Befürchtungen des Amts, dass durch eine Entkernung wertvolle Teile der Inneneinrichtung – etwa Stuck, Eichentüren und Tapeten – zerstört worden waren.
Zustand und Sanierungsbedarf ungeklärt
„Etwa 90 Prozent der denkmalgeschützten ortsfesten Einrichtung sind herausgeschlagen worden und unwiederbringlich verloren“, sagte der Sprecher des Kultusministeriums in Kiel damals dem Abendblatt. Die Eigentümerin ließ über ihre Anwälte verlauten, dass die Arbeiten keine Zerstörung seien, sondern notwendig, um das Ausmaß der Schäden an dem seit Langem verwahrlosten Gebäude festzustellen.
So sei der Putz von den Wänden abgeklopft worden, weil sowohl darunter liegendes Gebälk von Hausschwamm zerfressen und von Insekten beschädigt sei. Für Decken, Wände und Fußböden bestehe sogar Einsturzgefahr, da auch sie vollständig von Hausschwamm befallen seien. Das Kulturministerium widersprach dieser Einschätzung. Das Landesamt für Denkmalpflege führte damals eine „ausführliche fotografische Bestandsaufnahme“ durch.
In welchem Zustand das Gebäude heute ist, darüber habe der zuständige Kreis Plön als Untere Denkmalschutzbehörde keine Erkenntnisse, sagt dessen Sprecher Hendrik Schwinghammer. Welche Sanierungen konkret nötig wären und was sie kosten würden, wollte Maklerin Ute Heck gegenüber dem Abendblatt nicht sagen. Auch ihr Auftraggeber, ein Hamburger Anwalt, mochte sich nicht äußern.
Austausch mit Behörden wegen Denkmalschutz
In der Anzeige auf dem Onlineportal sind drei Grundrisse sowie sechs Außendarstellungen von Schloss Rantzau zu sehen, darunter eine Zeichnung von 1861. Das jüngste Foto zeigt das Herrenhaus „um 2010“. Innenaufnahmen sind nicht abgebildet.
Auch wenn wohl erhebliche Investitionen nötig sind, um dem einst prachtvollen Schloss zu neuem Glanz zu verhelfen – „es würde sich lohnen!“, wirbt zumindest Maklerin Ute Heck in ihrer Anzeige. Die „klare Architektur des Barock“ lasse „auch zeitgemäße Nutzungsmöglichkeiten“ zu. Wegen des Denkmalschutzes sei bereits Kontakt zu Behörden aufgenommen worden. „Ideen wurden konstruktiv ausgetauscht“, bestätigt das Kulturministerium in Kiel.
Fehlen noch liebevolle – und sehr vermögende – Hände.
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