Lübeck. Auf eine im Bau befindliche Asylbewerberunterkunft im Lübecker Stadtteil Kücknitz ist am Montag ein Brandanschlag verübt worden.
Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus, zumal entsprechende Schmierereien in der Nähe gefunden wurden. Sie sei entsetzt, sagte die Pröpstin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck, Petra Kallies. „Die Lübecker Bevölkerung sollte sich klar und deutlich hörbar dazu bekennen, dass Flüchtlinge in unserer Stadt willkommen sind und wir ihnen Schutz gewähren“, forderte sie.
Eine Anwohnerin hatte am frühen Morgen Feuerschein in dem Rohbau bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Es sei niemand verletzt worden, auch der entstandene Sachschaden sei gering, teilte die Polizei mit. Das Staatsschutzkommissariat der Bezirkskriminalinspektion Lübeck die Ermittlungen übernommen. Es gebe noch keine Spur zu möglichen Tätern, sagte der für Staatsschutzdelikte zuständige Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft, Ralf-Peter Anders.
Auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) verurteilte die Tat. Er hoffe auf eine gleichbleibende große Zustimmung und Solidarität mit der beabsichtigten Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil, sagte Saxe. Einen Zusammenhang mit der Entscheidung der Bürgerschaft gegen eine Erstaufnahmeeinrichtung im Bornkamp schloss er aus.
In der Solmitzstraße im Stadtteil Kücknitz baut eine städtische Wohnungsgesellschaft derzeit eine aus acht Doppelhäusern bestehende Unterkunft für rund 120 Flüchtlinge. Hier sollen Menschen einziehen, die bereits einen Asylantrag gestellt haben und der Kommune vom Land zugewiesen werden. Die Stadt rechnet damit, dass sie in diesem Jahr bis zu 2000 Flüchtlinge aufnehmen muss.
Der Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Burkhard Peters, forderte eine rasche und konsequente Aufklärung der Tat. „Die Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund müssen ernst genommen werden. Zumal sich die Anzeichen für rechtsextreme Aktivitäten in der Region und eine Vernetzung über die Landesgrenzen hinweg jüngst verdichteten“, sagte er.
Der Fall erinnert an den Brandanschlag auf ein für Flüchtlinge vorgesehenes Haus im schleswig-holsteinischen Escheburg im Februar 2015. Ein 38 Jahre alter Familienvater hatte am 9. Februar durch ein Loch in einer Fensterscheibe Pinselreiniger in ein Haus, in das Flüchtlinge einziehen sollten, gegossen und angezündet. Er wurde am 11. Mai zu einer Bewährungsstrafe von zwei Monaten verurteilt. (dpa/ced)
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