Quickborn. Es ist ein Hämmern, das hinaus in die verregnete Nacht schreit. Immer wenn der Baggerfahrer stakkatoartig den stählerne Meißel in den Betonkörper der Brücke, die nördlich von Ellerau den Kadener Weg über die Autobahn 7 führt, treibt, sind die Schwingungen unter den Füßen zu spüren. Manchmal, wenn Stahl auf Stahl trifft, sprühen Funken.
Betonstücke brechen heraus und stürzen hinunter. Auf eine Höhe von gut 1,50 Meter ist Sand über die Fahrbahnen der A7 aufgeschüttet worden. Er soll verhindern, dass die „weicheren“ Fahrbahnen durch herabfallende Betonstücke beschädigt werden. Doch am Ende ist es rohe, sich stundenlang wiederholende Gewalt, die der gut 40 Jahre alten Brücke den Garaus macht.
Im Scheinwerferlicht treiben zwei mächtige Abrissbagger Löcher in die Brücke, während zwei andere, mit stählernen Scheren ausgestattete Bagger Betonstück für Betonstück herausknabbern. Keine zwölf Stunden haben die vier Baggerführer Zeit. Spätestens um neun Uhr am Sonntag sollte die gesperrte Autobahntrasse wieder für den Verkehr freigegeben werden. Doch die Freigabe verzögert sich um knapp eine Stunde und die Vollsperrung wurde letztlich kurz vor 10 Uhr aufgehoben. Die Bauarbeiten sind zwar rechtzeitig fertig geworden, doch die Aufhebung der Absperrung erforderte etwas mehr Zeit. Besonders die Leitplanken wieder festzuschrauben dauerte unter anderem länger als geplant.
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Seit Sonnabend, 21 Uhr, ruht auf der A7 zwischen den Abfahrten Schnelsen-Nord und Kaltenkirchen, nordwestlich von Hamburg, der Verkehr. Auf einer Länge von 23 Kilometern, auf denen sonst Tausende Autos und Lastkraftwagen unterwegs sind, wurde die Autobahn für zwölf Stunden gesperrt, damit im Rahmen der Erneuerung der A7 insgesamt drei Brücken abgerissen werden konnten.
Brücken, die entweder zu kurz sind, um die künftig sechs Autobahnspuren zu überspannen, oder an deren Erneuerung kein Weg vorbei führte, weil sie durch sogenannten Betonfraß beschädigt wurden. Rund 2000 Tonnen wiege jede einzelne der drei Brücken, sagt Verkehrskoordinator Peter Schreiber, der in dieser Nacht den Hut aufhat. Ein Teil ihres Schutts wird beim Bau der neuen Brücken wieder verwendet und daher neben der Autobahn gelagert.
Sprengung von Brücken nicht mehr zeitgemäß
65 Mitarbeiter seien im Einsatz, sagt Schreiber. Letztlich seien aber nur etwa 20 mit den Abbrucharbeiten beschäftigt. An jeder Brücke arbeiten drei oder vier Abbruchbagger. Von der südlichen Brückenseite her arbeiten sie sich voran. Immer wieder legen sie Eisenstreben frei. Es dauert bis weit nach Mitternacht, bis ein erster Teil der Brücke verschwunden ist, sodass sie keine ganze Verbindung mehr darstellt.
Früher habe man Brücken noch gesprengt, sagt Schreiber. Doch das sei lange her. Inzwischen seien die Sicherheitsauflagen so groß, dass der Abbruch mit Hilfe von Baggern die bessere Alternative sei. Zumal der Brückenkörper nach einer Sprengung auf dem Erdboden liege und dort auch zerteilt werden müsse.
Die Baggerführer schert es wenig - die Zeit drängt. „Um 9 Uhr muss die Autobahn sauber und gefegt sein“, sagt Caspar Hamel, Sprecher der zuständigen Realisierungsgesellschaft Via Solution Nord. Doch die zeitliche Vorgabe konnte nicht ganz eingehalten werden. Drei Brücken in einer Nacht, das sei ein enormer logistischer Aufwand, räumt er ein. Doch man habe im Interesse der Autofahrer handeln wollen. „An drei Nächten die A7 sperren, das wollten wir vermeiden.“
Trasse wird im Sommer an zwei Wochenenden gesperrt
Zumal die A7-Sperrung der vergangenen Nacht nur der Auftakt war. Im Juni und Juli, zur Ferienzeit also, muss die Trasse gleich an zwei ganzen Wochenenden, von Freitagabend bis Montagfrüh, gesperrt werden. In Schnelsen gilt es dann, die Brücken, die die Frohmestraße und die Heidlohstraße über die A7 führen, nicht nur abzureißen, sondern auch gleich Stahlprovisorien zu installieren.
Hamel weiß, das wird eine ganz andere Herausforderungen, als in dieser Nacht in der ländlichen Gegend Schleswig-Holsteins. Die Bauarbeiten finden dann sozusagen inmitten von bewohntem Gelände statt. Das Hämmern und Stampfen haben die Menschen dann unmittelbar vor ihrer Haustür. Auch wenn gerade Schnelsen von der Sanierung der A7 profitiert - dort soll die Autobahn unter einem Deckel verschwinden - wird es dort zunächst sicher Unruhe geben.
Im Bereich Schnelsen wird die A 7 auf einer Länge von 4,3 Kilometern erweitert. Der 550 Meter langer Lärmschutztunnel soll die Stadt wieder zusammenwachsen lassen. So sind auf dem Dach des Tunnels Garten- und Parkanlagen vorgesehen. Der Planfeststellungsbeschluss für das Projekt erging im Dezember 2012. Die erste Tunnelröhre soll bereits Ende 2016 fertig sein, das gesamte Bauvorhaben Ende 2018. Die Kosten liegen bei rund 222 Millionen Euro.
Im Rahmen der Erneuerung der A 7 vom nördlichen Ausgang des Elbtunnels sind auf Hamburger Gebiet zwei weitere Autobahntunnel geplant, in den Bereichen Stellingen und Altona. Seit dem vergangenen Jahr wird zudem die Langenfelder Brücke unweit des Volksparks erneuert.
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