Wedel

Wie die Bürgermeisterkandidaten über Klimaschutz denken

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Frederik Büll
Mehr als zwei Stunden standen die drei Bürgermeister-Kandidaten Niels Schmidt, Gernot Kaser und Tobias Kiwitt (oben, von links) den bis zu 90 Teilnehmern Rede und Antwort.

Mehr als zwei Stunden standen die drei Bürgermeister-Kandidaten Niels Schmidt, Gernot Kaser und Tobias Kiwitt (oben, von links) den bis zu 90 Teilnehmern Rede und Antwort.

Foto: Frederik Büll

Bürgermeisterwahl: Mit diesen Ideen wollen Niels Schmidt, Tobias Kiwitt und Gernot Kaser die Wedeler überzeugen.

Wedel. Petra Kärgel, Ortsvorsitzende der Grünen in Wedel, verglich das öffentliche Webcam-Meeting mit einer Theatervorstellung. Nur 100 Zuschauer waren wegen der begrenzten Anzahl an verfügbaren Plätzen im Zoom-Kandidaten-Triell erlaubt. Doch das reichte allemal, da in der Spitze nur 90 interessierte Wedeler und Parteifreunde an den Bildschirmen saßen, um das Kammerspiel der drei Kandidaten Niels Schmidt (61), Gernot Kaser (59) und Tobias Kiwitt (42) anlässlich der bevorstehenden Bürgermeisterwahl am 6. März zu verfolgen.

Wedel: Kandidaten stellen sich den Fragen der Wedeler

Die dritte und finale öffentliche Diskussionsrunde war ausschließlich live im Internet zu sehen – aus Datenschutzgründen ohne Aufzeichnung. Das Motto lautete „Wedel – vielfältig zukunftsoffen lebenswert: Grüne Diskussionsrunde mit den Bürgermeister-Kandidaten“. Kandidaten und Teilnehmer erlebten dabei eine mehr als zweistündige, sehr strukturierte und faire Veranstaltung, bei der das vorab eingeübte Frage-Antwort-Konzept mit ablaufendem Timer von zwei oder einer Minute Redezeit nahezu perfekt eingehalten wurde. Das moderierende Grünen-Trio Christoph Maas, Petra Kärgel und Karin Blasius hatte Technik und Kandidaten gut im Griff.

Nach der Vorstellungsrunde beantworteten die beiden Anwärter und Amtsinhaber Schmidt unter anderem Fragen zur Klimaneutralität von Wedel, einer Verkehrswende, die zu mehr Lebensqualität beitragen solle. Auf diese Themenkomplexe konnten sich die drei Bewerber vorab vorbereiten – andere Fragen kamen spontan aus der Zuhörerschaft.

Wedel: Triell war strukturiert und verlief sehr fair

So möchte Rechtsanwalt und Mediator Kiwitt das Thema Klimaneutralität „vom ersten Tag an zur Chefsache“ erklären, sofern er am 1. Mai auf dem Chefsessel Platz nehmen sollte. „Es ist das große Thema unserer Zeit. Das hat nicht zuletzt der Orkan wieder gezeigt“, sagte er. In seiner Wunschvorstellung werden Radwege und ÖPNV in der Stadt ausgebaut. Kiwitt möchte auf „fossile Energieträger“ verzichten, den CO2-Ausstoß senken, und er pries mehrfach ein Youtube-Video an, in dem das westfälische Dorf Saerbeck den Weg einer gelungenen Klimatransformation aufzeigt. Kiwitt möchte eine „nachhaltig“ geprägte Stadt erwirken. Er hegt zudem den Wunsch „nach einem autofreien Stadtteil Wedel-Nord“, einem zweiten Bahnhof in Wedel und brachte eine Verlängerung der S-Bahn bis ins niedersächsische Jork oder nach Stade ins Spiel.

Bürgermeister Schmidt, der nach 18 Jahren im Amt eine vierte Amtszeit anstrebt, sprach eher pragmatisch von „drei Feldern in Wedel, um die CO2-Emissionen“ zu senken. Auf die Wirtschaft habe die Politik generell relativ wenig Einfluss, die Bereitschaft der Firmen, selbst ökologische Konzepte auszuarbeiten, sei in hohem Maße vorhanden – und nannte als Beispiel die Firma Medac, die im Dialog mit der Stadt stehe.

Die anderen Felder seien Verkehr und die privaten Haushalte. Beim Ersteren müsse es durch das Mobilitätskonzept, das aktuell ausgearbeitet wird, zu einer „Angebotsverbesserung“ kommen. Ein Ausbau des ÖPNV sei vergleichsweise teuer, der Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr aus seiner Sicht die bessere Option. Im Zuge der Bauleitplanung fließe das Thema der regenerativen Energien ebenfalls mit ein. Das Thema Klimaschutz ist laut Schmidt ohnehin bei jeder Entscheidungsfindung omnipräsent.

Wedel: Kritik am Klimakonzept der Stadt

Gernot Kaser konnte sich als Dritter im Bunde „seinen Vorrednern nur anschließen. Klimaschutz ist wichtig. Es muss die wirtschaftliche und soziale Verantwortung übernommen werden“, betonte er. Der gebürtige Österreicher, seit 16 Jahren wohnhaft in Wedel, wiederholte die bereits im zweiten Triell geäußerte Kritik am 150-seitigen Klimakonzept der Stadt aus dem Jahr 2014, dessen Ziele nicht ansatzweise erreicht wurden, sodass wertvolle Zeit ohne konkrete Umsetzung von Maßnahmen ungenutzt verstrichen sei.

Die Runde sprach zudem beispielsweise auch über die Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen. Kaser hält dies für ein prinzipiell „gutes Instrument“, Kiwitt forderte Bürgerräte in Wedel. Schmidt blieb generell als „Anhänger der repräsentativen Demokratie“ zurückhaltender. Auf eine Ja-Nein-Frage zur autofreien Bahnhofstraße, Livestreams der Ratssitzungen und einen Bürgerrat antworteten Kiwitt und Kaser dreimal mit Ja. Schmidt wählte die Kombination „Nein, Vielleicht, Nein.“

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