Wedel. Wedel soll ein Zentrum für Innovation und Unternehmensgründungen werden. Das wollen jedenfalls der Präsident und die Mitglieder der örtlichen Fachhochschule. Deshalb haben sie jetzt einen sogenannten Innovationshub auf ihrem Campus an der Feldstraße gegründet. Eine Fläche für gemeinsames Arbeiten und kreativen Austausch. Hier sollen die Studierenden zusammenkommen, Businesspläne entwickeln und Start-ups gründen.
Innovation: Wedel soll zum Gründerzentrum werden
Unter dem Projektnamen „StartUp Connect“ ist der 200 Quadratmeter große Raum jetzt eröffnet worden. In einzelnen Boxen mit Tisch und Sitzbank können die Besucher dort ihren Gedanken freien Lauf lassen. Auch Stehtische und einen Konferenzraum gibt es. Das der Co-Working-Raum bis vor Kurzem noch eine Abstellkammer war, ist nicht mehr zu sehen – stattdessen wirkt die Fläche wie ein Hybrid aus Universitätsmensa und modernem Büro.
„Wir haben hier einen Meilenstein erreicht“, sagt Professor Eike Harms, Präsident der Fachhochschule Wedel, „eine Fläche, wo sich Gründung und Studieren verknüpfen.“ Dabei war auch direkt die Kreativität der Besucher gefragt. Denn im Rahmen der Eröffnung mussten sie Ideen entwickeln, wie der Innovationshub in Zukunft heißen soll. Dabei kamen Vorschläge wie „Holzkiste“ oder „Start Up Bay“ zusammen.
Bei dem Projekt sei es von Anfang an darum gegangen, Studierende niederschwellig mit dem Thema Gründungen in Kontakt zu bringen, erklärt Professor Florian Schatz, einer der beiden Leiter des Studienbereichs E-Commerce an der Fachhochschule Wedel. Dafür setzt sich auch schon das hochschuleigene Gründungsteam „Start-up Bridge“ ein. Laut Schatz sei die zentrale Frage immer gewesen: Wie bringen wir alle zusammen?
Rotarier verleihen Preis für Gleichberechtigungs-Werkzeug
Zusammen finden am Einweihungstag aber nicht nur Studierende, sondern auch Hochschulverwaltung und Politik. Denn die Pläne der Anwesenden gehen noch weiter: „Wir wollen das Gründungszentrum an den Campus bekommen“, sagt Harms. Der Kreis Pinneberg diskutiere schon länger über ein solches Zentrum – Harms möchte es gern nach Wedel holen. Von den 300.000 Euro für den Innovationshub wurden bereits zwei Drittel öffentlich gefördert, beteiligt sind der Europäische Fonds für regionale Entwicklung, der Bund und das Land.
Die Kontakte der Hochschule nach Hamburg seien gut, aber jetzt wolle man auch die Kontakte in Schleswig-Holstein ausbauen, ergänzt Florian Schatz. Die Hochschule möchte sich noch weiter an ihrem Standort vernetzen und den Technologietransfer zum Laufen bringen. Bisher scheint dieser Kontakt von Studierenden und regionalen Firmen auch ziemlich gut anzulaufen: „Seit Semesterstart merken wir das Vermischen ganz stark“, berichtet Schatz.
Innovation: Rotary Club zeichnet mutige Studierende aus
„Die Entscheidung für ein Innovationszentrum in Wedel ist überfällig“, meint auch Annette Roth-Kröger, die Präsidentin des Rotary Clubs Wedel. Sie verlieh den mit 4000 Euro dotierten Innovationspreis, der das zehnte Mal vom Club gestiftet wird. Und passend zur Eröffnung des Co-Working-Areals wurde der Preis auch gleich dort verliehen.
Sechs Projekte von Studierenden der Fachhochschule Wedel waren für die Auszeichnung nominiert, die Bandbreite an Themen ist groß: Spracherkennung, Social Monitoring, Computerspiele. Alle Konzepte wurden von fünf Professoren der Fachhochschule auf Herz und Nieren geprüft – es galten strenge Richtlinien für die Vergabe.
Denn die Ideen mussten neu, selbstlos, nachhaltig und zur Gründung geeignet sein. Und sie sollen dauerhaften Einfluss auf die Forschung und Lehre der Fachhochschule nehmen. Gewonnen hat das digitale Werkzeug „Female Lights“ von Lisa Lisbeth Ohlow. Damit können Firmen auf der Basis von kontinuierlichen Mitarbeiterbefragungen den Stand der Gleichberechtigung in ihrem Unternehmen ermitteln.
Innovation: Junge Studierende auf dem Weg zum Start-Up
Das Tool soll es ermöglichen, Maßnahmen zu identifizieren und die Wünsche der Angestellten besser umzusetzen. Diese Maßnahmen seien für jedes Unternehmen anders, betont Professor Jan-Paul Lüdtke, ebenfalls Leiter des Studienbereichs E-Commerce und Betreuer der Masterarbeit, in der Ohlow ihr Konzept entwickelte. „Viele Unternehmen sind sich des Themas zwar bewusst, wissen aber nicht, wie sie das Ziel erreichen können“, sagt er. Dafür soll nun also das Werkzeug Ohlows dienen.
Die 29-Jährige hat ihr Gründungsteam bereits zusammen: Ihren Bruder Louis Ohlow und die Kommilitonin Kim-Leandra Ide, beide 24 Jahre alt. Beide sind in das Projekt eingestiegen, und gemeinsam hoffen sie, bald ihr Unternehmen gründen zu können. Dafür ist die Gruppe schon mit vielen Unternehmen in Kontakt. Außerdem wurde sie für das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein vorgeschlagen. Sollte das mit dem Stipendium klappen, geht es erst so richtig los für die drei Gründer. Lisa Lisbeth Ohlow: „Dann starten wir alle in Vollzeit in das Thema.“
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