Wedel. Es braucht einen Moment, um sich zurechtzufinden auf der alten Luftaufnahme, die 1942 im Auftrag des „Luftgaukommandos Blankenese“ entstanden ist und sich heute im Besitz des Stadtarchivs Wedel befindet. Ein Kraftwerk ist darauf zu erkennen, es steht an derselben Stelle, an der das heutige alte Kohlekraftwerk steht. Rechts schließt sich das Gelände der 1906 in Betrieb genommenen Raffinerie an, auf dem heute der Businesspark wächst. Ganz deutlich zu erkennen ist der kleine Hafen mit seiner markanten Form davor, der so auch jetzt noch existiert. Aber links vom Kraftwerk – da ist nichts.
Wedeler Elbhochufer aus der Not heraus bebaut
Die Bebauung des Elbhochufers begann erst in der Nachkriegszeit. Sie steht im Mittelpunkt der nächsten Zeitzeugenbörse in Wedel. Soeren Karstens und Heinz Gläser haben aus dem Fundus des Möller Technicon einige Bilder und Dokumente zusammengestellt, die die Entstehung und Entwicklung des Quartiers zeigen. Sie werden eingehen auf den starken Bevölkerungszuwachs nach dem Zweiten Weltkrieg, der zu großem Mangel an Wohnraum in Wedel führte.
Ohnehin war durch die Bombenangriffe 1943 vieles zerstört. Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, aber auch Ausgebombte aus Hamburg verschärften das Problem. Ein Drittel der Bevölkerung wohnte in Baracken, Behelfsheimen oder auf engstem Raum in Privatwohnungen, die das Wohnungsamt beschlagnahmt hatte. Die Zahl der Wohnungssuchenden stieg auf 2500.
Die Wohnungsnot war das Grundproblem im Nachkriegs-Wedel, deshalb sollte ein neuer Stadtteil entstehen. Das gesamte Gebiet südlich der Elbstraße und östlich der Straße Galgenberg bis an die Pulverstraße wurde nach städtebaulichen Gesichtspunkten geprüft. Die Stadt schrieb einen Ideenwettbewerb aus, um möglichst mehrere Bebauungsvorschläge zu erhalten.
Bebauung in Wedel: Zeitzeugen werden gesucht
Karstens und Gläser werden Bilder zeigen vom noch unbebauten Elbhochufer, Luftaufnahmen von der Erschließung des Geländes, Bilder und Eindrücke, die die Bauabschnitte zeigen und den Fortschritt der Arbeiten dokumentieren. Was ist aus den Planungsentwürfen vom Ideenwettbewerb umgesetzt worden? Wie lebte man in einer Gartenstadt mit Grün- und Gemeinschaftsflächen und begrenztem Autoverkehr? Diese Fragen wollen die beiden Männer auch beantworten. Zudem geht es um die Schaffung von Wohnraum im ersten Hochhaus am Hans-Böckler-Platz und das Modell der Untervermietung zur Finanzierung des Eigenheims.
Nun suchen die Organisatoren noch echte Zeitzeugen, die diese Entwicklung mit eigenen Augen verfolgt haben. Almut Goroncy, die Projektleiterin der Zeitzeugenbörse, sagt: „Erzählen Sie von Ihren Erinnerungen, wir freuen uns auf Ihre Berichte und denkwürdigen Begebenheiten. Oder kommen Sie zum Zuhören, um etwas aus der jüngeren Geschichte der Stadt Wedel zu erfahren.“
Wegen Corona: Besucher müssen sich anmelden
Das Treffen beginnt am Dienstag, 12. Oktober, um 10 Uhr im Ratssaal des Wedeler Rathauses. Eine Anmeldung bis Donnerstag, 7. Oktober, ist dringend erforderlich, denn es steht wegen der noch geltenden Corona-Einschränkungen nur eine begrenzte Zahl an Plätzen zur Verfügung. Einlass ist nur für angemeldete Zuhörer um 9.45 Uhr. Sie müssen einen Nachweis der Genesung, vollständiger Impfung oder einen aktuellen Schnelltest, der negativ ausgefallen ist, mitbringen. Auf dem Weg zum Sitzplatz gilt Maskenpflicht. Die Veranstaltung findet unter den derzeit notwendigen Abstands- und Hygienevorkehrungen statt.
Die Anmeldung ist möglich unter Telefon 04103/5217 und per E-Mail an tumlago@kabelmail.de. Wer generell mehr über die Reihe erfahren möchte: www.zeitzeugenboerse-wedel.de.
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