Barmstedt. SSV-Keeper Malte Ladehof mutiert zum Match-Winner. So sicherte er den Barmstedter Fußballern den Sprung ins Achtelfinale.

Marcus Fürstenberg und der Backpfeifen-Jubel. Die riesige Überraschung war perfekt, da hatte der Trainer des SSV Rantzau jedenfalls Keeper Malte Ladehof erst eine sanfte Ohrfeige verpasst, bevor er ihn in die Arme schloss. „Es ist kein Traum, wir haben tatsächlich Altona 93 geschlagen. Und du warst der Held“, sollten diese Gesten wohl besagen.

Der Traum geht weiter. Im Achtelfinale des Lotto-Pokals (letzte 16 Teams) – Termin noch offen – werden die Barmstedter Landesliga-Fußballer den amtierenden Hamburger Oberligameister TSV Sasel, aktuell Tabellensechster, empfangen. Im Nachholtreffen der vierten Runde hatten sie den Oberliga-Zweiten Altona 93 nach einem Elfmeterschießen ausgebootet (6:5/1:1).

Faustdicke Überraschung im Hamburger Poka: Landesligist Rantzau bezwingt Altona 93

350 Fans pfiffen auf die Champions-League bei den Bezahlsendern und harrten an der Düsterlohe selbstverständlich bis zum Schluss aus. Geboten bekamen sie an diesem stimmungsvollen Abend unter Flutlicht ausschließlich Elfmetertore. Einen leichten Kontakt von Jorrit Thieme (SSV) und Veli Sulejmani (AFC) ahndete Schiedsrichter Dominik Koopmann (Eintracht Norderstedt) mit einem Strafstoß, den Narek Abrahamyan erst im Nachschuss zum 1:0 der Gäste verwandelte (25.).

Da ahnte noch niemand, dass es nicht Ladehofs letzte Elfmeterparade gewesen sein sollte. Als Koopmann in der 67. Minute erneut auf den weißen Punkt deutete, war das ein entscheidender Moment in dieser Partie. Der Dank für das 1:1 gebührte Lucas Raphael, der einen Eckball so gefährlich vor das Tor schlug, dass sich Moritz Grosche zu einem absichtlichen Handspiel veranlasst sah. Hinter dem Altonaer wartete Bennet von Schassen einschussbereit. Grosche konnte die Rote Karte nicht erspart bleiben. Indem er den fälligen Elfmeter zum Ausgleich nutzte, vollendete Raphael sein „Werk“.

Altonas Bujar Sejdija wird zum Unglücksraben

Im Elfmeterschießen trafen dann neun Akteure, nur nicht Bujar Sejdija, der an Ladehof scheiterte. Außer sich vor Freude holte sich der Keeper lächelnd die Backpfeife ab, dann drehte er mit der blau-weißen Vereinsfahne in der Hand einige Ehrenrunden. SSV-Sponsor Milan Vuksic (65) stand die Aufregung ins Gesicht geschrieben. „Der Arzt hat abgeraten. Aber heute gönne ich mir ausnahmsweise einen Whiskey-Ginger Ale.“

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Viele der SSV-Kicker verzichteten lieber auf die ganz harten Sachen. Lennart Keßner, nach Expertenmeinung der beste Ballverteiler der Hammonia-Staffel, verriet, warum: „Wir müssen an unsere Arbeit am nächsten Tag und das Spitzenspiel in der Landesliga am Sonntag gegen den HSV III denken.“

Sensation im Lotto-Pokal: Taktisch diszipliniertes Rantzau

In der ersten erwähnenswerten Szene hatte Keßner einen Flankenball von Onur Tiryaki an den rechten Pfosten geköpft (9.). Nach einem haarsträubenden Altonaer Abwehrfehler verzog er den Ball haarschaft (50.). „Ansonsten hatte Altona die Rantzauer eingelullt“, urteilte Marco Stier, Trainer des nächsten Pokalgegners TSV Sasel, beim Seitenwechsel.

Da hieß es nur 0:1, weil Ladehof zwei Großchancen (19., 45.+2) vereitelte. „Aber man darf unser Team nie abschrieben“, entgegnete Dirk Marquardt (49), Stammgast an der Düsterlohe. So war es. Die Barmstedter spielten nichts, was sie nicht können, bewahrten eiserne taktische Disziplin und warteten geduldig auf den einen Moment, der die AFC-Dominanz brach. Vom gesanglichen Duell beider Lager blieb so am Ende nur diese Strophe haften. „Und hier regiert der SSV.“

SSV Rantzau – Altona 93 6:5 (1:1) n. E.

Tore: 0:1 Abrahamyan (25./FE), 1:1 Raphael (67./HE); Elfmeterschießen: 2:1 Jensen, 2:2 Przondziono, 3:2 Raphael, 3:3 Neelsen, 4:3 T. Hartlieb , 4:4 Glissmann, 5:4 Keßner, 5:5 Bruns, 6:5 A. Kotzapanagiotou (Ladehof hält gegen Sejdija). Rote Karte: Grosche (Altona/67.).