Elmshorn. Nach dem Ärmelkanal durchschwimmt Anke Tinnefeld nun auch die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden. Ihr nächstes Ziel.

Das Bekenntnis kommt dann doch ein wenig überraschend. „Ich habe erst mit 32 Jahren Kraulen gelernt“, sagt Anke Tinnefeld. Klar, das werden auch noch andere erwachsene Schwimmer von sich behaupten.

Aber wer von denen ist dann „nur“ zwölf Jahre später die 34 Kilometer Luftlinie durch den Ärmelkanal geschwommen oder hat weitere fünf Jahre danach nun ein i-Tüpfelchen draufgesetzt und den Öresund mit immerhin 21 Kilometern Breite durchschwommen? Und jetzt besteht die Antwort nur noch aus dem Namen der 49 Jahre alten Elmshornerin, die sich dem Langstreckenschwimmen im Freiwasser verschrieben hat.

Extremschwimmerin Langstrecke: 2006 wechselt Tinnefeld vom Reiten zum Triathlon

Den Anstoß, sich dem Ausdauersport im Freiwasser zu widmen, hat die Verwaltungsangestellte für Elmshorn Land im Jahr 2006 erhalten. Tinnefeld: „Ich komme vom Reitsport, wollte zum Modernen Fünfkampf wechseln, aber das gab es hier im Norden nicht. Dann habe ich mir als Zuschauerin in Hamburg den Triathlon angesehen und für mich beschlossen: Ich steig um.“

„Bis dahin bin ich weder gelaufen, noch Rad gefahren noch geschwommen. Das habe ich dann alles gelernt“, blickt die Elmshornerin auf ihren sportlichen Werdegang zurück. „2007 habe ich dann meinen ersten Triathlon bestritten, habe mich dann bis 2009 langsam gesteigert, von Volkstriathlon auf olympische Distanz.“

Elmshornerin bezwang den Ärmelkanal – und jetzt den Öresund

Schon 2010 hat Anke Tinnefeld zum ersten Mal am 14-Kilometer-Schwimmen durch die Wakenitz teilgenommen. Zum „Ausschwimmen“ nun auch wieder kurz nach der erfolgreichen Öresund-Durchquerung.
Schon 2010 hat Anke Tinnefeld zum ersten Mal am 14-Kilometer-Schwimmen durch die Wakenitz teilgenommen. Zum „Ausschwimmen“ nun auch wieder kurz nach der erfolgreichen Öresund-Durchquerung. © privat | Tinnefeld

Mit der Zeit zeichnete sich ab, dass die Herausforderung Schwimmen „das Ding“ für Anke Tinnefeld ist. „2010 habe ich das erste Mal das 14-Kilometer-Schwimmen in der Wakenitz mitgemacht“, erinnert sich die Extremsportlerin und zählt weitere Etappen auf, die ihr Leben fortan bestimmt haben.

„Ich habe eine Triathlon-Langdistanz absolviert, bin über den Züricher See geschwommen, habe den Fehmarn-Belt gequert, bin als erste Deutsche rund um Jersey geschwommen, habe den Ärmelkanal durchquert, habe die doppelte Fehmarn-Belt-Querung versucht und nun den Öresund geschafft.“

Die Wassertemperatur spielt der Schwimmerin in die Karten

Die äußeren Bedingungen haben jedenfalls Anke Tinnefeld für ihr letztes Unterfangen in die Karten gespielt. Ohne Neopren, nur im Badeanzug. „18 Grad Wassertemperatur waren echter Luxus; um Jersey herum musste ich mich mit 15 Grad arrangieren, der Kanal hatte auch nur ein Grad mehr.“

Aber so ganz Einzelsport ist das Distanzschwimmen dann doch nicht. Einerseits wird sie durch Trainerin Fiona Southwell bestens an das Ereignis herangeführt – und im Wasser selbst, da ist Anke Tinnefeld quasi gezwungen, den Kopf auszuschalten.

Extremschwimmen ist ein Kampf mit sich selbst

„Navigieren oder reagieren auf äußere Einflüsse wie Schiffe, die den eigenen Kurs kreuzen, das ist mir selbst aus dem Wasser heraus nicht möglich“, sagt die Öresundbezwingerin. „Das ist Aufgabe des Lotsen im Begleitboot. Ich kann einfach nur schwimmen und muss mich drauf konzentrieren, mit den Phasen der Erschöpfung klarzukommen.“

Geschafft und glücklich: Anke Tinnefeld nach der Durchquerung des Öresunds.
Geschafft und glücklich: Anke Tinnefeld nach der Durchquerung des Öresunds. © privat | Tinnefeld

Eben die Herausforderung, der Kampf mit sich selbst. Und dafür spukt der gebürtigen Aachenerin schon der nächste Plan durch den Kopf, ein Geburtstagswunsch.

Elmshornerin hat ihr nächstes Ziel schon vor Augen: New York

„Ich spiele mit dem Gedanken, kommendes Jahr zu meinem 50. das 20-Brücken-Schwimmen rund um Manhattan zu bestreiten“, erzählt Tinnefeld vom großen Traum über 48,3 Kilometer.

„Ab 1. November könnte ich mich für das New-York-Schwimmen bewerben. Da ich den Ärmelkanal durchschwommen habe und Deutsche bin, von denen bewerben sich nie so viele, habe ich wohl ganz gute Chancen.“

Bleibt noch die Suche nach einem Sponsor. „Ich muss noch alles sacken lassen, ob ich mich wirklich bewerbe, denn es kostet ein Heidengeld“, sagt Tinnefeld mit Blick auf die über 5.000 US-Dollar, die allein schon als Startgeld fällig würden. Einen potenziellen Sponsor hatte es ja schon gegeben. „Aber die wollten mir einen Neoprenanzug sponsern; schade – ich bestreite halt alle meine Strecken im Badeanzug.“