Trotz des 0:2 gegen Landesliga-Spitzenreiter SV Lurup bleibt der Wedeler TSV im Aufstiegskampf noch gut dabei

Wedel. Zum verkehrten Zeitpunkt hatte Berkan Algan das Glück, das ihm während seiner Zeit als Spielertrainer des Wedeler TSV von Februar bis Mai 2011 nicht zur Seite stand. Seinerzeit fehlte den Wedeler Fußballern ein Tor zum Klassenerhalt in der Oberliga. Die Rückkehr in Hamburgs höchste Spielklasse könnte sich verzögern, nachdem die Wedeler Mannschaft das Landesliga-Spitzenspiel (Hammonia-Staffel) gegen den nunmehr von Algan gecoachten Tabellenführer SV Lurup 0:2 (0:1) verlor.

Bei Schweinenacken vom Grill hinterher und das schwere Auswärtsspiel in Osdorf vor der Brust wollte Thorsten Zessin aus dem Wedeler Trainerstab von Aufgabe allerdings nichts wissen. „Oben werden sich die Teams noch gegenseitig die Punkte wegnehmen. Wir haben weiterhin alle Chancen auf den ersten oder zweiten Platz.“

Ligaobmann Walter Zessin, sein Vater, hatte seinen Wunschtraum schon vor dem Anpfiff geäußert. „Es muss gar nicht der Titel sein. Ich würde mich auch auf ein knackiges Entscheidungsspiel der Landesliga-Vizemeister mit unserer Beteiligung freuen.“ Dann begrüßte er freundschaftlich Berkan Algan, in dessen Altonaer Bar er früher so manche Gespräche und Verhandlungen mit den Spielern geführt hatte. Das Verhältnis der Leidensgefährten von früher gilt als ausgezeichnet. Zähneknirschend gratulierte Thorsten Zessin seinem Vorgänger nach dem Abpfiff zum Sieg. „Das gehört sich schließlich so.“

Lurups Obmann räumte ein, dass ein wenig Dusel mit im Spiel war

Algan wirkte ein bisschen verlegen. Er wusste ganz genau, dass die Luruper diese Partie nicht unbedingt verdient gewannen. Wahrscheinlich wäre es ein Unentschieden geworden, hätte Jan Eggers in der 80. Minute nicht die einmalige Chance zum 1:1-Ausgleich vergeben. Der Schiedsrichter verhängte einen Elfmeter gegen die Luruper, als Manuel Henkel im Strafraum zu Fall kam. Eggers schoss den Ball über das Tor. Gedanken an den Europapokal-Abend am Dienstag davor keimten auf, als die Profis von Bayer Leverkusen auf dieselbe Weise das Weiterkommen in der Champions League in den Sand setzten. „Wir hatten ein bisschen Dusel, das ist gar keine Frage“, räumte der Luruper Obmann Niels Ebert ein.

Zu den Protagonisten, die den Oberliga-Klassenerhalt der Wedeler an jenem denkwürdigen 27. Mai 2011 in der Adolf-Jäger-Kampfbahn von Altona 93 verspielt hatten, zählt auch Cihad Karakas. Berkan Algan holte ihn 2014 vom FC Neuenfelde zum SV Lurup. Wunderdinge hatte Karakas in Wedel nicht verrichtet. Diesmal aber blühte er an früherer Wirkungsstätte auf. In der 31. Minute traf er den Ball aus 25 Metern so optimal, dass TSV-Keeper Stefan Steen nicht der Hauch einer Abwehrchance blieb. Aus heiterem Himmel führten die Luruper 1:0.

Eines der besten Saisonspiele Wedels – auch in Anbetracht der Niederlage

In der 84. Minute leistete sich Sebastian Krabbes vor dem eigenen Strafraum einen Fehlpass. Kemo Kranich, ebenfalls ein Ex-Wedeler, setzte Karakas in Szene. Dann zappelte der Ball auch schon im Netz – 0:2. Enttäuscht vom Resultat traten viele der 200 Besucher den Heimweg an. Enttäuscht von der Leistung der Wedeler waren sie aber nicht. „Es war gewiss eines unserer besten Saisonspiele“, so Thorsten Zessin.

Sehr zum Leidwesen auch des in die USA ausgewanderten Anton Freundt, der sich in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet und der Mannschaft die Daumen gedrückt hatte, wollte der Ball aber einfach nicht ins Luruper Tor. „Ach ja, der Toni. Einer wie er hätte uns in diesem Spiel gut zu Gesicht gestanden“, seufzte Thorsten Zessin.

Der Coach dachte an die 34. Minute, als Mark Hinze eine Großchance ungenutzt ließ. In der 75. Minute kroch den Fans der Torschrei ebenfalls auf die Lippen. Der für den verletzten Dirk Hellmann eingewechselte Helge Kahnert „löffelte“ den Ball über den Luruper Torwart. Hendrik Ebbecke kam zum Schuss. Ein Luruper Verteidiger warf sich in die Schussbahn und verhinderte so den Ausgleich.

„Eigentlich waren wir in allen Belangen das bessere Team“, betonte Thorsten Zessin. „Deshalb gibt es für uns jetzt überhaupt keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen.“ Warum auch: Die Wedeler sind mit 46 Punkten Vierter, nur drei Zähler hinter dem Zweiten TuRa Harksheide (49).