Warum der VfL Pinneberg den ersten Titel seit 38 Jahren in Hamburgs höchster Amateurfußball-Klasse erringen kann

Pinneberg. Fußball-Coach Michael Fischer hat die Qual der Wahl. Beim Abschluss-Training des VfL Pinneberg bewarben sich nicht weniger als 24 Akteure darum, im Oberliga-Heimtreffen gegen den fünf Punkte schlechteren Tabellenfünften Meiendorfer SV mitwirken zu dürfen. Lediglich Stürmer Artur Frost (Knorpelschaden) und Zweitkeeper Zakaria Chergui (Schulterverletzung) fehlten. Die Mannschaft des seit zehn Spielen ungeschlagenen Spitzenreiters gibt Hoffnung auf den ersten Titelgewinn in der höchsten Hamburger Spielklasse seit 38 Jahren.

„Diesen Titel wollen wir“, sagte Stürmer Tim Jeske nach dem 3:1-Erfolg über die SV Halstenbek-Rellingen, die am 13. Spieltag noch sechs Zähler vor dem VfL rangierte, in neun Partien aber zehn Punkte auf den Nachbarschaftsrivalen verlor. Während der Saison 2012/2013 hatte Jeske entscheidend zum Durchmarsch des FC Elmshorn in der Oberliga beigetragen. Fast zwölf Monate, nachdem er in Diensten des VfR Horst einen Kreuzbandriss erlitten hatte, köpfte er in Halstenbek das 1:0. „Es freut mich sehr für Tim, dass er sich für seine Quälerei, den Anschluss zu schaffen, selbst belohnt hat“, sagt Michael Fischer. „Doch auch das Team insgesamt funktioniert“, betont er. Es gab auch Zeiten, in denen die Spieler an ihre Schmerzgrenze gingen und auf dem Zahnfleisch zu den Partien krochen.

In diesen schweren Wochen verfestigten sie sich zu einer verschworenen Einheit. In der Breite wie auch in der Qualität sieht Fischer den Kader inzwischen so gut aufgestellt, „dass wir mit 90 Prozent der aktuellen Spieler weitermachen wollen und uns nur noch punktuell verstärken.“ Den Reservisten, die zurzeit nicht so recht zum Zuge kommen, kann der Coach immerhin Einsätze in der Landesliga anbieten. Die VfL-Reserve soll im Abstiegskampf der Hammonia-Staffel so gut es geht unterstützt werden.

Euphorische Töne waren während der Hinrunde auch oft aus dem Lager der SV Halstenbek-Rellingen zu hören gewesen. Dann kamen die Winterpause und die Hallenturniere, bei denen sich drei Leistungsträger erheblich verletzten. Der Niederlage im Derby konnten Niklas Siebert, Robert Hermanowicz und Jan Rottstedt immerhin einen positiven Aspekt abgewinnen. Es gibt für sie eine Rückkehr auf den Fußballplatz nach ihren Kreuzbandrissen. Tim Jeske lieferte das leuchtende Beispiel. Bitter vermisst wird allerdings auch Nikola Maksimovic, der das Spiel wie kaum ein Zweiter ordnen und gestalten kann (Wadenbeinbruch).

Von den Neuzugängen stehen Jephter Agyei-Antwi (Adduktorenverletzung) und Yannick Bräuer (Fußprellung) nicht zur Verfügung. „Hätte ich das ganze Dilemma auch nur geahnt, hätte ich niemals mein Einverständnis gegeben, Mladen Tunjic ziehen zu lassen“, sagt Trainer Thomas Bliemeister. Ex-Kapitän Tunjic kickt in der Zwischenzeit für den USC Paloma. Beim 2:0 des USC in Altona verwandelte er einen Foulelfmeter. Am 24. Spieltag gibt es das Wiedersehen an der Brucknerstraße – auch mit Stürmer Ahmet Osmanov, der die Halstenbeker 2014 in Richtung des FC Elmshorn verlassen hatte und im Winter zum USC Paloma wechselte. Aus der FCE-„Konkursmasse“ holte die SV HR Verteidiger Jan Novotny, der auf der linken Seite anstelle des gegen den VfL in der Defensive überforderten Patrick Hoppe zum Einsatz kommt.

Oberliga Hamburg, 24. Spieltag

VfL Pinneberg – Meiendorfer SV

Spielbeginn: Sonnabend, 15 Uhr. Hinspiel: 3:2 für den VfL. HA-Tipp: 3:1 für den VfL Pinneberg.

USC Paloma – SV Halstenbek-Rellingen

Spielbeginn: Sonntag, 10.45 Uhr. Hinspiel: 3:1 für die SV Halstenbek-Rellingen. HA-Tipp: 2:2