Im letzten Heimspiel bieten die Volleyball-Herren des VfL ihren Fans eine souveräne Vorstellung gegen Norderstedt

Pinneberg . In der Jahnhalle wurde beim Drittliga-Volleyballspiel zwischen dem VfL Pinneberg und dem Tabellenletzten 1. VC Norderstedt, das die Pinneberger souverän mit 3:0-Sätzen für sich entschieden, nicht nur gejubelt. Es kam auch ein wenig Wehmut auf, weil gleich vier Akteure des Gastgebers ihren letzten Auftritt vor eigenem Publikum hatten. Das Team hatte die den Regularien entsprechende Möglichkeit genutzt und zwischen dem zweiten und dritten Satz eine zehnminütige Pause angemeldet. Offiziell, weil die Cheerleader der Holm Panthers einen längeren Auftritt haben wollten.

Doch dann griff Libero Christian Rieck zum Mikrofon: „Hier sind vier Spieler, die heute zum letzten Mal zu Hause in der 3. Liga spielen. Bei denen wollen wir uns bedanken.“ Und so bekamen Chris Copf, Stefan Imke, Sebastian Rieck und André Kulisch noch während des Begegnung von ihren Mitspielern einen Kapuzenpullover, sowie eine lebenslange Dauerkarte für die Jahnhalle überreicht. Die Spieler wurden unter großem Applaus des Pinneberger Publikums verabschiedet. Vor allem André Kulisch glänzten die Augen feucht, als er nach 16 Jahren in der Mannschaft in die Zuschauermenge winkte. „Als die Ansage kam, habe ich nur gedacht: Das könnt ihr nicht machen“, so Sebastian Rieck. „Wie soll ich denn gleich noch in der Lage sein zu spielen?“

Dies war vorab auch die große Sorge von VfL-Trainer Daniel Prade. Sein Team hatte – auch mit der Absicht, ihren Mitspielern einen erfolgreichen Abschluss zu bereiten – gegen das Tabellenschlusslicht Norderstedt von Beginn an stark gespielt. In den beiden ersten Sätzen hieß es jeweils 25:17 für den VfL, dem die Spielfreude anzumerken war. „Ich hatte befürchtet, dass dann so eine Aktion während der Partie einen Bruch bedeuten könnte und war eigentlich dagegen“, so Prade. Am Ende war es die Mannschaft, die ihn umstimmen konnte. Libero Christian Rieck verbürgte sich für eine gute Leistung. Anderenfalls hätte er ein Jahr lang in einem „I´m sexy and I know it“-T-Shirt (zu deutsch: Ich bin sexy und weiß das) auflaufen müssen. Und Zuspieler Tobias Kranich sagte: „Wenn wir deshalb verlieren, dann werden wir halt Fünfter statt Vierter.“ Als der VfL mit einem 8:1 in den dritten Satz startete, waren auch die letzten Sorgen des Trainers erledigt.

Sebastian Rieck und Kulisch gehörten zur Startformation und wurden kurz vor Schluss ausgewechselt. Copf und Imke kamen dafür auf das Feld. Diagonalspieler Imke ist eigentlich wegen Hüftproblemen nicht einsatzfähig. „Am Morgen vor dem Spiel habe ich Stefan eine Nachricht geschickt, ob es nicht für einen Aufschlag reicht, weil ich einfach gerne nochmal mit ihm auf dem Feld stehen wollte“, so Rieck. „Da habe ich mich kurzerhand beim Trainer einsatzbereit gemeldet und meine Tasche gepackt“, sagt Imke.

„Für drei, vier Bälle ging es. Das heute hätte ich nicht missen wollen.“ Kulisch (16 Jahre), Rieck, 10, und Imke, 8, bringen es gemeinsam auf 34 Spielzeiten im VfL-Trikot. Copf ist seit drei Jahren dabei, bewies aber seinen Einsatzwillen, indem er in dieser Saison bereits viermal von seinem neuen Wohnort Stuttgart aus anreiste, wenn Personalnot bestand.

Durch den Sieg ist den Pinnebergern der vierte Tabellenplatz – eine Platzierung unter den ersten vier Teams war das Saisonziel – nicht mehr zu nehmen. „Dass wir das trotz unserer unglaublichen Verletzungsmisere in der Rückrunde geschafft haben, ist wirklich unglaublich. Ein dickes Lob ans ganze Team“, so Coach Prade. „Jetzt können wir den Saisonabschluss mit dem Treffen beim Tabellenzweiten Berliner VV mit einer echten Partytour beschließen“. Das Team und einige Fans übernachten im Hotel.

Zur neuen Saison spielen Rieck, Kulisch und Imke alters- und familiär bedingt in der Landesliga für den VfL II. Copf wird sich im Stuttgarter Raum einem neuen Team anschließen, „Ich habe nicht vor, mit einer Niederlage aufzuhören“, sagt Kulisch. Für Zuspieler Sebastian Rieck, der kürzlich erneut Vater wurde, kommt Max Voigt, 22, von Verbandsligist GW Eimsbüttel zum VfL. „Andere Neuzugänge stehen noch nicht fest. Wir diskutieren Namen, aber es muss sportlich und vor allem menschlich gut passen“, sagt Trainer Prade, der mit seinem Team nächste Saison grundsätzlich in der oberen Tabellenhälfte landen möchte. Es müsse jedoch zunächst abgewartet werden, wie die großen Lücken, die durch den Abgang der langjährigen Leistungsträger entstehen, geschlossen werden können.

VfL Pinneberg – VC Norderstedt 3:0 (25:17, 25:17, 25:15)

VfL Pinneberg: Kranich, S. Rieck, Imke, C. Rieck, Kulisch, Krage, Camplair, Tanner, Copf, Rückborn