Der bisherige Tabellenführer der Fußball-Oberliga unterliegt im Spitzenspiel dem Verfolger wie am 1. Februar im Oddset-Pokal mit 0:3

Halstenbek. Der Eindruck ist ernüchternd. Ohne die Stammspieler Nikola Maksimovic, Niklas Siebert und Robert Hermanowicz, die verletzungsbedingt etliche Monate fehlen werden, sind die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen nur die Hälfte wert. Mit einer 0:3 (0:1)-Niederlage auf dem Jacob-Thode-Platz gegen den SC Victoria traten sie die Tabellenführung ausgerechnet an den Nachbarschaftsrivalen VfL Pinneberg, den sie am 8. März im nächsten Heimtreffen erwarten, ab. Die Mannschaft, die vor der Winterpause mit furiosem Offensiv-Fußball begeisterte, muss aufpassen, nicht ins Mittelfeld durchgereicht zu werden.

Drei Pflichtspiele nacheinander blieben sie ohne Torerfolg. Enrik Nrecaj gewann die Erkenntnis, dass es offenbar leichter ist, einen früheren National-Keeper zu überwinden als Torleute der Oberliga. Im Test gegen den HSV (2:13) hatte Nrecaj einen gewissen René Adler zweimal bezwungen. Victorias Schlussmann Kevin Ralfs war aber der Falsche, an den er geriet. Bei einem schlecht abgewehrten Freistoß von Yannick Sottorf kam der Mann mit der Rückennummer 15 frei zum Schuss. Ralfs wehrte den Ball ab und war auch beim Nachschuss auf dem Posten (69.).

HR-Präsident Hans Jürgen Stammer, der dem harten Kern der Gäste-Fans vor dem Anpfiff das Abbrennen von Feuerwerkskörpern untersagt hatte, wand sich auf der Tribüne in Qualen. „Das hätte der Ausgleich sein müssen.“ Statt 1:1 hieß es zwei Minuten später 0:2. Der eingewechselte Dennis Thiessen traf nach einem Zusammenspiel mit Ex-Profi Mario Ebbers, der wiederum mit einem Flachschuss in der 73. Minute dasselbe Resultat wie beim Sieg der „alten Dame“ am 1. Februar im Oddset-Pokalspiel in Halstenbek perfekt machte.

Der 1. Februar war noch aus einem anderen Grund ein unheilvoller Tag für die Spielvereinigung. Vereinsurgestein Werner Wilson starb im Alter von 80 Jahren. Stadionsprecher Sascha Jost bat vor dem Anpfiff um eine Schweigeminute für den Betreuer der zweiten Mannschaft und für Platzkassierer Laszlo György, der den Kampf gegen eine heimtückische Erkrankung mit 63 Jahren kurz vor Weihnachten verloren hatte. Die Zuschauer und die Spieler am Mittelkreis hielten für einen Moment inne. Dann wurde es auf dem Rasen sofort turbulent.

In der fünften Minute durfte der SC Victoria einen Freistoß kurz vor der Halstenbeker Strafraumlinie ausführen. Beim Schuss von Torben Wacker sprangen vier Mann in der Abwehrmauer hoch. Einer bekam den Ball an den Kopf. Torwart Adrian Matthäi machte einen Schritt in seine linke Ecke, der Ball schlug in der anderen ein - 0:1, das ging ja „gut“ los für die Gastgeber die mit Neuzugang Jan Novotny (Innenverteidiger) und erstmals auch Timo Wieckhoff (rechte Seite) in der Startelf antraten. Dann folgte die achte Minute, die an das Pokalspiel erinnerte, als sich Jan-Marc Schneider frühzeitig provozieren ließ und sich einen Platzverweis eingehandelt hatte. Wieder kam die Farbe Rot ins Spiel, wieder mit Schneider als Leidtragendem. Der Torjäger erhielt einen üblen Tritt ins Gesicht und begab sich mit heftigem Nasenbluten an die Seitenlinie, nicht ohne Schiedsrichter Jan Clemens Neitzel (Eintracht Norderstedt) auf die Verletzung und den Tritt hingewiesen zu haben. Dann tauchte Schneider ab. Von seiner Gefährlichkeit war nichts mehr zu sehen. Das Spitzenspiel plätscherte vor sich hin wie die Tropfen aus einem undichten Wasserhahn. „Dies war unsere schwächste Leistung in 2015“, räumte Trainer Thomas Bliemeister ein. „Wir sind weiterhin auf der Suche nach einem Mannschaftsgefüge.“

Angst und Schrecken verbreitete der SC Victoria, nach Punkten nun mit den Halstenbekern gleichauf, nicht. Ralf Palapies, Trainer des SV Rugenbergen, darf sich als Zeuge der Partie leise Hoffnungen machen, mit den Bönningstedtern das Pokal-Achtelfinale am Mittwoch, 25. Februar, auf dem Sportplatz Hoheluft zu überstehen. Die Spieler des VfL Pinneberg nahmen die Wachablösung an der Oberliga-Spitze zur Kenntnis, mehr nicht. „Wir sehen uns gerne die Tabelle an. Ein Grund, zu feiern, sehe ich aber nicht“, sagte VfL-Kapitän Tim Vollmer, der wie viele andere aus dem rot-blauen Lager den Weg vom Vormittagsspiel in Farmsen (0:0) nach Halstenbek gefunden hatte.