Geboren in Altona, im Zweiten Weltkrieg ausgebombt in Eimsbüttel, aufs Dorf in den Osten geflüchtet, vor Kriegsende nach Hamburg zurückgekehrt. Bei der Tante in Rothenburgsort war er wieder den Luftangriffen der Allierten ausgesetzt. Und dann hat es das Leben im Endeffekt doch gut mit Willy Ketterer gemeint.

Pinneberg.

Bei bester Gesundheit darf der Betreuer des VfL Pinneberg, seit 18 Jahren im Verein, am Donnerstag, 19. Februar, seinen 80. Geburtstag feiern. Mit Ehefrau Irene, Tochter Ute, Schwiegersohn Wolfgang Gehlhaar und Enkelin Nina geht es abends in ein Restaurant seines Wohnorts Henstedt-Ulzburg. Den Pinneberger Oberliga-Fußballern tischt er am Freitag nach dem Training eine herzhafte Mahlzeit auf. Es gibt garantiert keine Steckrüben, so wie damals, als Ketterer die Kleinigkeiten und das Miteinander der Menschen im täglichen Kampf ums Dasein schätzen lernte. Genau dafür ist er heute zuständig. Für die Kleinigkeiten, die das Leben so angenehm machen. Das fängt damit an, dass er die Trikots der Spieler aus der Wäscherei in Empfang nimmt und auf die Schränke verteilt. Es endet damit, dass er nach Siegen Süßigkeiten spendiert. Wenn sich ein Spieler verletzt, ist Ketterer mit dem Medizinkoffer zur Stelle. „Immer in Bewegung bleiben. Frische Luft, nicht rauchen, kein Alkohol“, das sind die Geheimnisse seiner Fitness, um die ihn viele Jüngere beneiden.

Früher war es anders. Da warteten auch mal zwei Mädchen gleichzeitig darauf, mit Ketterer, dem Freund goldglänzender Accessoires, auszugehen. Er entschied sich – „zum Glück“ – für Irene, mit der er seit 59 Jahren verheiratet ist und die ihn stets zu den Spielen begleitet. Die eine oder andere Feier aber kostete ihn in seiner Sturm- und Drangphase möglicherweise eine Fußballer-Karriere, zu der ihm, einst Mittelläufer des SC Victoria, der spätere HSV-Trainer Martin Wilke riet.

Über Schwiegersohn Wolfgang, Trainer in Ulzburg und des SC Egenbüttel, kam der Verkaufsfahrer eines Getränke-Großhandels wieder mit dem Fußball in Kontakt. Gemeinsam wechselten Gehlhaar und er 1997 zum VfL Pinneberg II. Ketterer blieb, wurde von der ersten Mannschaft angefordert und machte sich unentbehrlich. Tim Vollmer, dem Ketterer vor jedem Heimspiel persönlich die Kapitänsbinde angelegt, mag seine ungekünstelte Freundlichkeit: „Willy hat immer ein Lächeln auf den Lippen.“ Sogar Trainer Michael Fischer fragt den Betreuer um Rat: „Weil er sich mit den Spielern beschäftigt und ein Gespür für gewisse Situationen entwickelt.“ Zahlreiche SMS und Anrufe sind zu erwarten. Dieses Bombardement wird Ketterer an seinem ganz besonderen Tag gerne ertragen.