Früherer russischer Nationalspieler Jouri Savitchev trainiert in der neuen Saison Pinnebergs Landesligafußballer

Pinneberg. Gut versteckt und gut verpackt ruht die Goldmedaille im Keller seiner Norderstedter Wohnung. Die abstiegsbedrohten Landesliga-Fußballer des VfL Pinneberg II verpflichteten einen Olympiasieger (Seoul 1988) als zukünftigen Trainer. Ex-Profi Jouri Savitchev, 50, folgt im Juli auf Heiko Klemme, der nach sieben Jahren beim VfL eine neue Herausforderung anstrebt. Der Pinneberger Oberliga-Coach Michael Fischer, 47, freut sich, dass der Vorstand seinem Wunsch entsprach, Savitchev zu verpflichten. „Damit ist eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen erster und zweiter Mannschaft weiterhin gewährleistet.“

Man kennt sich über den FC St. Pauli. Fischer musste dort 1993 seine Zweitliga-Karriere verletzungsbedingt (Stirnhöhlenwand-Bruch) beenden. Ein Jahr später stieg Savitchev nach zwei Spielzeiten in Diensten des 1. FC Saarbrücken beim Kiez-Club ein, um ebenfalls ständig von Verletzungen heimgesucht werden. So kam er bis 1998 lediglich auf 88 Einsätze für die Hamburger in der ersten und zweiten Bundesliga, in denen er 26 Treffer erzielte. Auf den wichtigsten Torerfolg seiner Karriere wird er immer wieder angesprochen. „Schau mal ins Internet. Da kannst du alles sehen“, antwortet er in der Zwischenzeit. Gemeint sind die Olympischen Spiele 1988 in Seoul (Südkorea) und das Finale der Fußballer. In der 103. Minute schießt Savitchev gegen Brasilien vor 74.000 Zuschauern das Siegtor für die russische Nationalmannschaft. Beim Gegner mischen Jungstars wie Bebeto und Romario, sechs Jahre später Weltmeister, mit. Nach Moskau kehrt der damalige Spieler von Torpedo als Nationalheld zurück. In der Liste der lustigsten Fußball-Zitate taucht später diese Äußerung von ihm weit vorne auf: „ Elfmeterschießen, das ist wie mit Frauen und Autos – reine Glückssache.“

Der Vorstand des VfL Pinneberg lernte ihn am 22. November 2014 als geerdeten Menschen kennen. Ganz ruhig und sachlich analysierte Savitchev die aus seiner Sicht so ärgerliche 1:2-Niederlage von Germania Schnelsen im Stadion am Rosengarten. Mitte Dezember war aufgrund interner Turbulenzen nach nur drei Monaten und zwei Wochen Schluss als Germanias Chefcoach. Bert Ehm, dem Savitchev vorher in Schnelsen assistiert hatte, bescheinigt ihm „überragende charakterliche Eigenschaften.“ Dazu passt auch, dass er sich zwischendurch als Werbe-Ikone für wohltätige Anlässe den Quickborner Golden Oldies zur Verfügung stellte.

Mit Ehefrau Elena verbrachte der Olympiasieger ein verlängertes Wochenende in Dresden, wo er am 13. Februar auch seinen 50. Geburtstag feierte. Die nächsten Sonnabende und Sonntage wird er häufig bei den Spielen der VfL-Zweiten zu sehen sein und sich ein Bild vom Zustand des Team machen, dem er im Kampf um den Klassenerhalt die Daumen drückt. Allerdings betont er, dass er die Pinneberger auch in die Bezirksliga begleiten würde. Nichts spricht aus seiner Sicht dagegen, dass er mit Klemmes Partnern Marcus Jürgensen (Co-Trainer) und Mike Treede (Betreuer) weitermacht. Finanzielle Köder haben die Pinneberger nicht ausgelegt, ihn zu verpflichten. Michael Fischer garantiert dafür: „Jouri wird unser Budget nicht sprengen. “ Dass Savitchev ein Kandidat sein könnte, ihn eines Tages in der Oberliga zu beerben, wird von Fischer weder ausgeschlossen noch bestätigt. „Ende der Woche setze ich mich mit Vorstand Manfred Kirsch und Liga-Manager David Fock zusammen. Die Zeichen stehen auf ein elftes VfL-Jahr. Es können noch drei oder vier weitere folgen. Das alles weiß ich aber zurzeit noch nicht. Das weiß niemand.“

Bald wird Savitchev seinem zukünftigen Team vorgestellt. Vor allem die Jüngeren werden es irgendwann ganz genau in Erfahrung bringen wollen. „Wie war das 1988 in Seoul? Komm, Jouri, erzähl doch mal.“