VfL-Offensivspieler wird nach einer Stunde eingewechselt, erzielt gegen Dassendorf den Ausgleich und sieht am Ende Rot

Pinneberg. „Ich wollte nur den Ball weg schlagen. Dann bekam ich eine Kopfnuss ab. Was der Schiedsrichter gesehen hat, weiß nicht.“ Man muss Flemming Lüneburg, 23, wie fast jedem anderen Vollblut-Sportler auch, nicht jede Silbe direkt nach dem Abpfiff mit einer Menge Adrenalin in den Venen glauben.

Tatsache ist, dass der in der 59. Minute für Marvin Baese eingewechselte Offensivspieler des VfL Pinneberg Leben auf den Rasen brachte. In der 82. Minute verwertete er eine Flanke von Alexander Borck mit einem Schuss aus wenigen Metern zum 1:1 der Gastgeber. In der 90. Minute sah er die Rote Karte. Die Pinneberger Oberliga-Fußballer, die in der 23. Minute in Rückstand geraten waren, werteten die Punkteteilung gegen Meister TuS Dassendorf wie einen Sieg. VfL-Coach Michael Fischer brachte seine Zufriedenheit mit fünf knappen Worten zum Ausdruck. „Jungs, der Montag ist trainingsfrei.“

Der Zweite empfing den Fünften. Ein gutes Oberligaspiel war es deshalb noch lange nicht. Den Pinnebergern sei es verziehen. Mehrere Top-Offensivkräfte fehlten, darunter auch Thorben Reibe, der nach einer Grippe nicht rechtzeitig auf die Beine kam. Von den vom FC Elmshorn verpflichteten Marvin Baese und Philipp Werning war es zu viel verlangt, auf Anhieb entscheidende Akzente zu setzen. Einmal hatte Baese aber großes Pech. Im Laufduell mit Seyhmus Atug setzte er für den Geschmack von Schiedsrichter Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel) seinen Ellenbogen zu stark ein. Baese schoss den Ball ins Tor. Mitten in der Aktion ertönte Jennerjahns Pfiff – Foul (15.).

Die Gäste fühlten sich herausgefordert. Sven Möller traf ungedeckt den rechten Pfosten (20.). Drei Minuten später stocherte Joe Warmbier eine Ecke zum 1:0 Dassendorfs über die Torlinie. Die Pinneberger Abwehr wirkte in beiden Momenten nicht sonderlich gut sortiert. In den restlichen 70 Minuten aber ließen die kopfballstarken Tim Vollmer, Steffen Maaß und Jan-Philipp Zimmermann rein gar nichts mehr anbrennen. Vor dem Strafraum schuftete Benjamin Brameier unermüdlich. Diese Defensivleistung war eines Tabellenzweiten insgesamt würdig. Spielkultur blitzte aber nur auf, wenn Fabian Knottnerus und Alexander Borck auf Rechts miteinander kombinierten.

Die Partie plätscherte nach schwungvollem Auftakt vor sich dahin. Dann kam Lüneburg, der sich sofort aggressiv in Szene setzte. Normalerweise hätte er von Anfang an gespielt. Michael Fischer weiß um seinen Ehrgeiz und seinen Siegeswillen. Eine Zerrung in der Hüfte aber ließ nur einen Kurzeinsatz zu. Lüneburg rannte zur Außenlinie und fiel Fischer nach seinem Ausgleichstor in die Arme. Über den Platzverweis eines seiner Lieblinge sah der Coach hinweg. „Vermutlich war er ein bisschen übermotiviert. Nach dem Ball unter dem Körper des Dassendorfer Spielers Onur Saglam zu treten, hätte er sich sparen können. Damit und mit seiner Sperre, die nicht mehr als ein Spiel betragen wird, können wir aber leben.“

Und was passierte noch in jener 90. Minute, als mehrere Akteure beider Lager einen Pulk bildeten und sich gefährlich nahe kamen? „Zumindest war es eine angedeutete Kopfnuss von Alexander Bogunovic. Die Regel schreibt vor, dass auch unvollendete Tätlichkeiten mit Rot zu ahnden sind“, wunderte sich Fischer über nur Gelb für Dassendorfs Nummer 18. Im Kern standen sich die Teams aber nicht feindselig gegenüber.

TuS-Sturm-Ass Eric Agyemang, das im vierten Spiel gegen den VfL erstmals leer ausging, gab in der 70. Minute ein Beispiel an Fairness ab. Jennerjahn zeigte nach einem Zweikampf mit Tim Vollmer Richtung Eckfahne. Vollmer bat den Unparteiischen, Agyemang zu befragen. „Ich hatte den Ball als Letzter berührt“, räumte der bisherige VfL-Schreck ein. Abstoß.

Nach drei Niederlagen gegen die TuS freuten sich die Pinneberger, endlich etwas geerntet zu haben. Der frühere Kreissportsverbands-Vorsitzende Detlev Brüggemann, dessen Sohn Tim (Torwart) dem VfL zurzeit aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung steht, empfand es als leistungsgerecht. „Dieses Uentschieden haben sich die Pinneberger aufgrund ihres Kampfgeistes redlich verdient. “ Nichts auszusetzen hatte Brüggemann gewiss auch an der Leistung des neuen VfL-Keepers Zakaria Chergui, der höchst konzentriert wirkte, mutig die wenigen Flanken vor sein Tor herunter pflückte und in der 61. Minute dankbar die Möglichkeit zu einer kleinen Flug-Show bei einem Freistoß von Saglam nutzte.