800-Meter-Läuferin Alina Ammann bereitet sich nach Gewinn des U20-Nordtitels auf die DM und WM in Kolumbien vor

Tornesch. Nach Überqueren der Ziellinie war alles wie sonst auch. Das Lächeln in ihrem Gesicht war noch genauso da wie vor dem Rennen, als Alina Ammann noch einmal freundlich in die Kamera der Fotografen blickte und sich dann entspannt auf den Start vorbereitete. Der 16 Jahre alten Mittelstreckenläuferin des TuS Esingen hatte es bei den norddeutschen Hallenmeisterschaften in Berlin eben nichts ausgemacht, der Konkurrenz auf ihrer Lieblingsdistanz 800 Meter die Hacken zu zeigen. In einer Zeit von 2:09,24 Minuten sicherte sich die Schülerin des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen als Schnellste in drei Zeitläufen den Titel in der Altersklasse U20.

Überraschend kommt das für Insider wohl kaum, ist das Hauptaugenmerk von Alina doch ohnehin schon auf die deutschen Meisterschaften in der U20 am übernächsten Wochenende (14./15. Februar) in Neubrandenburg gerichtet. „Ich hoffe, dass ich auch dort eine gute Rolle spielen kann“, sagt die selbstbewusste Läuferin, die über 800 Meter aktuell Zweitplatzierte der DM in der letztjährigen Freiluftsaison ist und eine Bestzeit von 2:05,05 Minuten zu Buche stehen hat. Mit Sicherheit wird die Konkurrenz in Neubrandenburg stärker als zuletzt in Berlin sein.

Antrittsschnelligkeit macht ihr so schnell keine Konkurrentin nach

Die junge Tornescherin kam dort lockerer zum Zuge als zunächst gedacht, was an einem Infekt lag, den sie sich während eines Trainingslagers mit den Mitgliedern des deutschen Jugend-Nationalkaders an der portugiesischen Algarveküste eingehandelt hatte. „Die Beine schlotterten noch etwas, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden“, meint Alina Ammann, die seit einigen Jahren von ihrem Vater Michael trainiert und betreut wird und der sie auch zu Wettkämpfen im In- und Ausland begleitet.

Der Familienvater weiß um die Stärken seiner Tochter, die alles so scheinbar leicht machen. Alina ist extrem antrittsschnell, ist als Frontrennerin gefürchtet. Eine Alleinunterhalterin an der Spitze des Feldes, die konsequent das Tempo bestimmt, die außerdem schon ein erstaunliches Rüstzeug im Taktikverhalten besitzt. In der Rudolf-Harbig-Halle von Berlin tat die Tornescherin nur das Nötigste, an ihre Zeit kam niemand heran.

In ihrer bisherigen Laufbahn wurde das Lauftalent weitgehend von Verletzungen verschont, sieht man mal von Schienbeinproblemen ab, die sie vor zwei Jahren für einige Monate aus der Bahn warfen. Dennoch raffte sich die aktuell Erstplatzierte der Weltbestenliste ihrer Altersklasse auf und schaffte es, sich für die U20-WM im vergangenen Jahr in Eugene (US-Bundesstaat Oregon) zu qualifizieren, wo sie als Jüngste im Teilnehmerfeld bis ins Halbfinale gelangte und 14. wurde. Mehr wäre damals möglich gewesen, wenn die äußeren Bedingungen bei extrem kühlen Temperaturen nicht so schlecht gewesen wären. Die kontinuierliche Aufbauarbeit – übermäßig viel Krafttraining ist bislang nicht angesagt bei ihr – wird dem „Laufwunder“ auch helfen, wenn das Ziel der Teilnahme an der U18-Weltmeisterschaft im Juli in Cali (Kolumbien) näherrückt.

Musikalische Geschwister Alina und Nils spielen Geige und Gitarre

Nicht zuletzt dank eines guten Abschneidens bei der DM am übernächsten Wochenende kann sich Alina Ammann für einen möglichen Auftritt in Südamerika im deutschen Nationalkader empfehlen. Die Qualifikationszeit hat sie locker drauf. Dass sie es schaffen kann, erneut international zu starten, davon ist nicht nur ihr Vater überzeugt. Auch die anderen beiden Esinger Trainer Achim Borstelmann (er betreut die Zwölf- bis 14-Jährigen) und Dirk Junge sehen es so. Die Daumen würde ihr auch Bruder Nils, 14, drücken. Der ist auch sportlich eingestellt, betreibt Leichtathletik jedoch nicht wettkampfmäßig. Die Geschwister sind übrigens sehr musikalisch. Nils spielt in der Freizeit Gitarre, Alina Geige – angesichts des reichhaltigen Wettkampfprogramms derzeit aber nicht regelmäßig.

Die anderen Aktiven aus dem Kreis konnten sich auf Nordebene nicht im Vorderfeld behaupten. Das betraf gleichermaßen Luca Beermann und Chantal Boubakeur, die bei der weiblichen U20 ihre Chance über 1500 Meter suchten. Jonas Beermann (U20, alle LG Wedel-Pinneberg) war auf dieser Strecke ebenfalls mit von der Partie, konnte sich allerdings nicht in Szene setzen.