Der Elmshorner Ortsteil Sibirien war Treffpunkt der Ultralangläufer. Gina Göbel aus Seestermühe genoss es besonders

Elmshorn. Gina Göbel, Jahrgang 1963, spürte das Kribbeln in den Beinen, sie war sogar geradezu euphorisiert. Für die begeisterte Langstreckenläuferin aus Seestermühe, die kürzlich aus Hamburg in den Kreis Pinneberg gezogen war, war die Teilnahme am Marathonlauf im Elmshorner Ortsteil Sibirien eine Herausforderung, die nicht jeder anzunehmen bereit ist. Die durchtrainierte Seestermüherin aber war mit besonderen Spaß bei der Sache. Mehr noch: Die Ultralangläuferin absolvierte die 59 Runden – die Gesamtstrecke betrug 42,704 Kilometer – um den See in 5:31:14 Stunden, breitete dabei unterwegs vor Freude immer wieder die Arme aus. Gina Göbels Euphorie hat noch einen weiteren Grund. Sie möchte ihren Lebensgefährten Heiner Assmussen, der einen Halbmarathon lief, am Veranstaltungstag des Seestermüher Sternenlaufs am 12. Juli heiraten. Für sie gibt es keine Zweifel: „Nur ein Marathon ist schöner als Fliegen.“

Die idyllische Strecke von 723,8 Metern rund um den privaten See der Familie Thormählen war bestens präpariert. Damit die Bedingungen annehmbar waren, hatte der Veranstalter eine 50 Meter lange, matschige Passage mit Stroh ausgelegt. Dazu merkte einer der insgesamt 41 Einzelstarter an: „59-mal durch einen Kaninchenstall in Sibirien zu laufen, ist schon verrückt.“

Insgesamt sechs der 59 möglichen Runden absolvierte Siegfried Konjack, der für die EMTV-Jedermänner-Mixed-Staffel an den Start ging und diese auch coachte. Der Senior ist 73 Jahre alt. Er, der mit 40 seinen ersten Marathon bestritt, hat eine eigene Erfahrung auf dieser Distanz, die indes nicht die Veranstaltung in Elmshorn betrifft. „Für mich persönlich war der Marathonlauf in früheren Jahren eine Vergewaltigung des Körpers. Jedoch fühlte ich mich anschließend glücklich und euphorisiert.“

Fünf der zehn Staffelläufer haben ebenfalls die Grenze von 70 Jahren überschritten. Die Schlussläuferin drehte eine Runde weniger als ihre Mitstreiter. Am Ende lagen die Jedermänner 2:10 Minuten hinter der Großfamilie Thormählen, die ebenfalls mitlief (Gesamtzeit: 4:27:55 Stunden).

„Für uns ging es darum mitzumachen. Wir waren quasi die Petersilie auf dem Salat“, so Konjack. Seit über 40 Jahren gehört er dem Elmshorner Lauftreff an und machte sich als langjähriger Marathon-Moderator unter anderem beim Helgoland-Marathon einen Namen. Auch beim Hamburg-Marathon war er häufig als Sprecher im Einsatz. Zudem fungierte der leidenschaftliche Läufer 16 Jahre lang als Pressereferent der schleswig-holsteinischen Leichtathletik-Verband. Im vergangenen Jahr war Konjack noch als Zuschauer vor Ort und regte die Teilnahme seiner Lauffreunde in der Staffel an.

Christian Hottas, Organisator von Erlebnis- und Landschaftsläufen, lief bei dem von ihm initiierten Sibirien-Marathon selber auch mit und bewältigte seinen insgesamt 2267. Marathon in 5:58:46 Stunden. Der 58-jährige Allgemein- und Sportmediziner aus Hamburg, der die Tage zuvor schnell noch mal zwei Marathonläufe absolviert hatte, wollte möglichst unter sechs Stunden bleiben und schaffte es auch. Für die Jedermänner und Hottas zählte lediglich der Spaß am Laufen.

Dem Organisator selbst war vor geraumer Zeit die Idee gekommen, in der Provinz etwas für den Laufsport zu tun – für Spitzen- und Breitensportler gleichermaßen. Ein Konzept, das voll aufzugehen scheint.

Etwas ehrgeiziger waren andere Teilnehmer des Wettbewerb, der etwa eine Stadionrunde über der Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern lag. Wie schon im Vorjahr bei der Premiere siegte Falko Haase (M45) vom 100 Marathon-Club Hamburg in 3:34 Stunden. Er verbesserte sich bei seinem 138. Marathon gegenüber dem Vorjahr sogar um 20 Minuten. Zweiter wurde Thomas Fuß (M45) aus Glückstadt in 3:46:31 Stunden.

Bei den Frauen siegte Kirsten Stahlberg (W40) vom FC St. Pauli-Marathon-Club. Sie beendete ihr 66. Marathonrennen in 3:56:52 Stunden und war damit insgesamt Fünftschnellste aller Teilnehmer. Die zweifache Mutter empfand das Rennen auf den engen Strecke wie auch Gina Göbel als sehr angenehm. Die 60 Jahre alte Titelverteidigerin Cornelia Feurich von den Teichwiesen-Friends aus Hamburg absolvierte in Elmshorn ihren 400. Marathon in 4:59:13 Stunden. Feurichs nächstes Ziel ist im Sommer der „Loire Integral“, der sie 17 Tage über 1000 Kilometer, rund 65 Kilometer am Tag, durch die französische Landschaft führen wird.

Im Rahmen der zweiten Auflage des Meetings in Elmshorn wurde schon der Termin für den Sibirien-Marathon des kommenden Jahres festgelegt. Christian Hottas einigte sich mit der Familie Thormählen spontan. Der dritte Marathon um den See wird am ersten Sonntag im Februar des kommenden Jahres stattfinden.