SV Halstenbek-Rellingen scheitert im Oddset-Pokal mit 0:3 am SC Victoria. Lukrative Einnahmequelle ist versiegt

Halstenbek. Als Torjäger par excellence war Jan-Marc Schneider, 20, entscheidend am bisherigen Höhenflug in der Hamburger Fußball-Oberliga beteiligt. Nun muss sich der Top-Stürmer der SV Halstenbek-Rellingen den Vorwurf gefallen lassen, das Aus seiner Mannschaft im Oddset-Pokal mit verschuldet zu haben. In der 26. Minute handelte sich Schneider wegen einer Unbeherrschtheit die Rote Karte ein. In Überzahl gewann der SC Victoria vor 400 Zuschauern auf dem Jacob-Thode-Platz ungerechtfertigt hoch 3:0 (1:0). Die unterlegenen Halstenbeker „dürfen“ sich nun darauf konzentrieren, die Tabellenspitze im Punktspielbetrieb zu verteidigen. Der SC Victoria empfängt im Achtelfinale des Pokal-Wettbewerbs den SV Rugenbergen – wenn das Wetter mitspielt. Der Termin hierfür steht noch nicht fest.

In Halstenbek setzte leichtes Schneetreiben ein. „Wenn schon alle Beteiligten da sind, sollte auch gespielt werden“, sagte Club-Präsident Hans Jürgen Stammer. Schiedsrichter Michael Zibull (Heidgrabener SV) erwies ihm den Gefallen und beschloss, den Anpfiff zu riskieren. Hinterher wünschten sich die Gastgeber vermutlich, das Duell von zwei Oberliga-Spitzenteams wäre ausgefallen. Eine lukrative Einnahmequelle ist nun versiegt. Hans Jürgen Stammer träumt weiterhin von einem Kunstrasenplatz auf der vereinseigenen Sportanlage am Thesdorfer Weg, der ohne das notwendige Startkapital aus eigenen Clubmitteln nicht zu finanzieren ist.

HR-Trainer Thomas Bliemeister ärgerte sich, dass die Partie nicht schon im Dezember ausgetragen werden konnte. Da hatten die Halstenbeker noch alle wichtigen Kräfte an Bord und waren im Rhythmus. In der Zwischenzeit fallen Nikola Maksimovic (Wadenbeinbruch) und Niklas Siebert (Kreuzbandriss), die sich bei Hallenturnieren schwer verletzten, bis zum Saisonende aus. Ohne den anderen zu nahe treten zu wollen sind das Verluste, die nicht aufgefangen werden können.

Fehlende Spielpraxis hat negative Auswirkungen im HR-Team

Erschwerend kam die fehlende Spielpraxis hinzu. Die Halstenbeker konnten lediglich ein Vorbereitungsspiel in Wedel austragen. Thomas Wieckhoff fehlte aufgrund einer Grippe. Unter Berücksichtigung aller Umstände boten sie ein gute Leistung. „Dass Victoria einen Mann mehr auf dem Rasen hatte, war lange Zeit überhaupt nicht zu sehen“, sagte Thomas Bliemeister.

Aber sein Team beging Fehler, die sich bitter rächten. In der zehnten Minute stand Marcel Schöttke schlecht zum Ball und ließ einen Flachpass von Babis Sidiropoulos in den Strafraum zu. Cem Cetinkaya lenkte den Ball mit der Hacke zum 1:0 der Gäste vom Lokstedter Steindamm über die Torlinie. Der für Robert Hermanowicz (Knieverletzung) eingewechselte Patrick Hoppe hatte sich noch gar nicht orientiert, als der SC Victoria über seine linke Seite den Angriff zum 2:0 vortrug. Dennis Thiessen spitzelte den Ball ins Netz, um nach einem Ballverlust von Ümit Karakaya in der 90. Minute auch noch das Tor zum 3:0 des diesmal ganz in Weiß angetretenen Regionalliga-Absteigers zu erzielen (90.).

Vorne fehlte den Halstenbkern die Durchschlagskraft. Enrik Nrecaj vergab die Topchance zum 1:1 schlechthin, als er nach einer Tändelei von Alexandros Tanidis auf und davon zog, sich die Ecke aussuchen konnte, aber an Schlussmann Kevin Ralfs scheiterte (35.). Zuvor hatte Ralfs einen Freistoß von Serhat Ercek stark pariert (16.). Nrecaj (61.) und der hervorragend aufgelegte Marlo Steinecke (80.) vergaben die letzten Möglichkeiten, das Spiel zu drehen.

Jan-Marc Schneider hockte da noch mit traurigem Gesicht im Container, den die Halstenbeker als zusätzliche Umkleidemöglichkeit an ihr Clubhaus bauten. Später entschuldigte er sich beim Team und bei den Unparteiischen für seine Missetat. Bei einer „Rudelbildung“ vor dem Victoria-Strafraum hatte er wohl einen Tritt von Marcus Rabenhorst auf den Fuß abbekommen und sich revanchiert. „Jedenfalls hat er Rabenhorst geschubst, so dass mein Teamgefährte und ich mit den Köpfen zusammengeprallt sind“, sagte SCV-Spieler Bekim Carolus.

Michael Zibull merkte sich Schneiders Rückennummer und schaute nach dem am Boden liegenden Carolus. Dann kehrte er zu Schneider zurück und zeigte ihm die Farbe, die nicht nur Autofahrer am Vorwärtskommen hindert. Keine Chance hatte der Schiedsrichter-Obmann des Kreises Pinneberg, auf einen Rempler von Cetinkaya an Steinecke zu reagieren (76.). Die Szene spielte sich hinter seinem Rücken ab. Vergeblich forderten erboste Fans dasselbe Strafmaß für Cetinkaya wie für Schneider.