Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen gewinnen Hallen-Masters und kassieren 1000 Euro. Erneuter Zoff zwischen der SV HR und dem VfL

Bönningstedt. Verteidiger Kevin Lohrke versammelte die Mannschaft spontan bei sich in Norderstedt. Die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen feierten ein außergewöhnliches Ereignis. Ihre erste Teilnahme an der Hamburger Hallenmeisterschaft krönten sie sogleich mit dem ersten Platz. Vier Sekunden vor der Schlusssirene schoss Sven Worthmann in der Alsterdorfer Sporthalle das 4:3 gegen Cup-Verteidiger SC Victoria. Neuzugang Patrick Ziller, bislang beim FC Elmshorn aktiv, wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. „Kühe, Schweine, Dorfvereine“, verhöhnten Fans des Gruppenletzten Barmbek-Uhlenhorst die Teams aus dem Kreis Pinneberg. Den Text können die Bönningstedter jetzt umdichten: „Kühe, Scheine.“ Der Hamburger Fußball-Verband überweist ihnen demnächst 1000 Euro.

„Ich gratuliere aufrichtig. Die Leistung des SV Rugenbergen ist gar nicht hoch genug anzuerkennen“, sagte Hans Jürgen Stammer, Vorsitzender der SV Halstenbek-Rellingen, die im Halbfinale unglücklich (2:3) am SC Victoria gescheitert war. Sergej Schulz, gebürtiger Wedeler in Diensten der unterlegenen Eimsbüttler, erwies sich als fairer Verlierer. „Beim Turnier in Quickborn waren wir im Halbfinale gegen Rugenbergen die Glücklicheren. Diesmal kam es umgekehrt. Gratulation. Der Gegner hat ein Superturnier gespielt.“ Was den Tabellensiebten der Oberliga auszeichnete: die mannschaftliche Geschlossenheit. Egal, wer auf dem Parkett stand – alle überzeugten. Kevin Beese, im Punktspielbetrieb nicht immer erste Wahl, erzielte zwei wichtige Tore. Sein Schuss an die Bande ebnete Worthmann den Weg zum finalen Treffer.

Anstelle von Patrick Ziller hätten die Journalisten auch Milos Ljubisavljevic zum besten Spieler des Turniers wählen können. Warum Jannis Waldmann bei der Wahl zum besten Torwart nicht an Tobias Grubba (Victoria) vorbeikam, erschloss sich dem neutralen Beobachter nicht. Die größte Geste war es, Zweitkeeper Dennis Schultz, der keine Sekunde mitwirkte, bei der Siegerehrung nach vorn zu schicken und den Pokal in Empfang nehmen zu lassen. So demonstrierten die Bönningstedter Spieler ihre uneingeschränkte Sympathie für einen, der im Winter aus sportlichen Gründen zum VfL Pinneberg wechseln wollte (was aus finanziellen Gründen scheiterte). „Die Familie hat Vorrang. Im Sommer zieht es mich zurück zur SV HR, egal in welcher Funktion“, sagte Schultz.

Wie im Vorjahr erreichten die Halstenbeker das Halbfinale. Wie 2014 scheiterten sie am SC Victoria. Zu Beginn der letzten Minute der offiziellen Spielzeit glückte Robert Hermanowicz mit einem Prachtschuss hoch in den rechten Winkel das 2:2. 17 Sekunden waren nur noch zu absolvieren, da erzielte Yannis Büge den Siegtreffer der Blau-Gelben vom Lokstedter Steindamm. Zuvor in den Gruppenspielen hatten die Halstenbeker den Kreisrivalen VfL Pinneberg ausgebootet (3:1). Es war die emotionalste Partie, die den (offiziell) 1400 Besuchern geboten wurde. Der Halstenbeker Ümit Cetinkaya erhielt eine Zwei-Minuten-Strafe, weil er Sascha Richert, der den Ball nach dem 1:0 von Benjamin Brameier nicht herausrücken wollte, schubste. Die Pinneberger versäumten in Überzahl das 2:0 und das Weiterkommen.

Dann gab es helle Aufregung im VfL-Lager, weil Enrik Nrecaj sein 2:1 vor der Pinneberger Bank provokativ feierte. Minutenlang wurde nach dem Abpfiff diskutiert. VfL-Trainer Michael Fischer und HR-Spartenleiter Richard Peper, Pinnebergs Ligaobmann David Fock und HR-Manager Detlef Kebbe, die Betreuer Willi Ketterer (VfL) und Rolf Di Vito (HR) – sie alle redeten aufeinander ein. „Fischer hat Nrecaj Schläge angedroht. Das ist inakzeptabel“, behauptete Kebbe. „Er hatte mich geschubst und mich schwer beleidigt, als ich ihn auf seine Gesten ansprach. Das lasse ich mir von so einem Jungspund nicht gefallen. Ich habe ihm gesagt, dass es auf die Fresse gibt“, räumte Fischer ein. Einen wichtigen Satz fügte er hinzu. „Damit wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass er für mich in Zukunft gestorben ist.“ Wer ihn kennt, zweifelt nicht an seinen Worten.

Heiko Klemme, scheidender Trainer der VfL-Zweiten, bemühte sich um Diplomatie: „Keiner benimmt sich besser oder schlechter als der andere. Zum Fußball gehören auch Emotionen. Das beruhigt sich alles wieder.“ Wie zum Beweis war VfL-Spieler Sascha Richert, gelegentlich Provokateur aus Überzeugung, der Erste, der Enrik Nrecaj und Patrick Hoppe zum Einzug ins Halbfinale gratulierte. Beim Sottmann-Cup der SV Halstenbek-Rellingen am 17. Januar gibt’s ein Wiedersehen. „Außerdem werden wir die beste Hamburger Amateurmannschaft in unserer Halle an der Feldstraße präsentieren, nämlich den SV Rugenbergen.“, verkündete Hans Jürgen Stammer. Der Abend endete romantisch. Die SVR- Trainer Ralf Palapies und Knut Aßmann schossen Fotos vom Projektorbild an der Hallenwand mit dem Schriftzug in den rot-weiß-schwarzen Vereinsfarben: Hallenmasters-Sieger 2015, SV Rugenbergen.