Das Aus für den Hamburger Oberliga-Meister 2012/13 ist da. Der Rückzug des FC Elmshorn wird weitreichende Folgen haben

Elmshorn. „So traurig es ist, wird es Zeit, über ein Lizenzierungserfahren für die Fußball-Oberliga nachzudenken. Sonst verkommt unsere Spielklasse zur Operetten-Liga“, sagt Ralf Palapies. Der Trainer des SV Rugenbergen nimmt kopfschüttelnd zur Kenntnis, dass Kreisrivale FC Elmshorn den Betrieb in Hamburgs Amateur-Oberhaus nach 19 Runden einstellte. Am Ende der Saison 2013/2014 hatte sich der Oststeinbeker SV unter dubiosen Begleitumständen zurückgezogen, im Jahr davor war Traditionsclub Bergedorf 85 in die Bedeutungslosigkeit abgetaucht. „Jedesmal geht es ums Geld. Wann lernen die Clubs endlich, vernünftig zu wirtschaften? “, fragt sich Palapies.

„Das Budget für den aktuellen Spielerkader und die aktuelle Saison war gesichert“, betont FCE-Präsident Michael Homburg. „Bis Ende des dritten Quartals hatte ich keine Sorgen. Dann aber sind Altlasten aufgetaucht, von denen ich nichts wusste. Alle Versuche, zusätzliche Sponsoren zu gewinnen, scheiterten.“ Welche zusätzlichen Belastungen genau gemeint sind, will er den Mitgliedern bei einer Versammlung Ende Januar oder Anfang Februar darlegen. Vorgänger Helge Werner Melzer erschließt sich nicht, was gemeint sein könnte. „Als Vizepräsident Jugend hatte Michael Homburg zu meiner Amtszeit stets Einblick in die Buchführung des Clubs.“ Die Spieler der ersten Mannschaft informierte Homburg, dass sie sich in der Winterpause neue Clubs suchen dürfen, sofern sie sich nicht der Zweiten (Landesliga) anschließen.

Dieter Hector, bis Anfang November stellvertretender Vorsitzender mit dem Zuständigkeitsbereich Marketing, fragt sich, wo die 110.000 Euro geblieben sind, die er in 18 Monaten für den Club an Sponsorenbeiträgen heranholte: „In einem schwarzen Loch versunken?“ Wegen einer Augenerkrankung, allerdings auch, weil er sich gegen seinen Willen zunehmend in die Verantwortung gezogen fühlte und aus Unzufriedenheit mit den sportlichen Leistungen, hatte er sich vor einem Monat zurückgezogen.

Hector nennt weitere Zahlen: „Wir hatten mehrere Spieler mit einer Aufwandsentschädigung von 500 bis 600 Euro im Kader. Diese Summen standen in keinem Verhältnis zu ihren Leistungen.“ Schon im Juni habe er auf eine Unterdeckung des Etats in Höhe von 10.000 Euro hingewiesen.

Der damalige sportliche Leiter Bert Ehm rechtfertigt sich, warum er trotzdem noch Ausgaben für neue Spieler tätigte: „Es war geplant, den Etat im Verlauf der Saison auszugleichen, durch zusätzliche Sponsoren, oder, in dem man sich von Spielern in der Winterpause wieder trennt.“

Mit der sportlichen Talfahrt gingen stattdessen erhebliche Zuschauereinbußen einher. Ehm schaltete einen Anwalt ein. Der Club schulde ihm noch Fahrgeld und eine geringfügige Vergütung für August. Der Meistercoach der Landesliga-Saison 2011/2012 hadert mit Homburg: „Die Entlassung von Trainer Bernhard Schwarz Anfang September war ein riesiger Fehler. Mit ihm hätte der FCE sportlich die Kurve bekommen. Dann wären auch die wahrscheinlich teuren Nachverpflichtungen unnötig gewesen.“ Was Dieter Hector nicht versteht: „Nachfolger Bernd Ruhser, bis dahin Co-Trainer, bekommt gleich sein Gehalt verdoppelt, anstatt zu warten, wie sich das Team unter ihm entwickelt.“

Hector sieht den FCE auch als „großen Verlierer" im außergerichtlichen Vergleich nach einem Rechtsstreit mit Dachverein FTSV Fortuna, der den Fußballern statt der erhofften 47.000 lediglich 22.000 Euro einbrachte. Wichtige Einnahmen entgingen dem Club dadurch, dass das Vereinsheim an der Wilhelmstraße von einem Pächter betrieben wird. „Der FCE ist eine eierlegende Wollmilchsau", sagt Hector.

Florian Gossow will nicht zu denen zählen, die sich am Club schadlos halten. Erst vor sechs Wochen angestellt und mit einer Jobgarantie bis Juni 2015 versehen, verzichtet der Unternehmer auf sämtliche Ansprüche: „Mein Verhältnis zu den verantwortlichen Personen war gut, die Kommunikation ehrlich. Von diesem Club will ich kein Geld.“ Das Angebot, die Zweite zu trainieren, schlug er aus: „Für die Landesliga fahre ich nicht nach Elmshorn.“ Viele Spieler der Ersten stehen nach seinem Wissensstand vor dem Absprung. An Keeper Patrick Tabor und Regisseur Patrick Ziller ist der SV Rugenbergen interessiert. Spielmacher Jeton Arifi, der mit Gossow kam und im Februar für den FCE spielberechtigt sein sollte, liebäugelt mit dem Niendorfer TSV. Mit dem Rest sowie der Zweiten werden die Hallenturniere zumindest in der Nachbarschaft bedient.

Michael Homburg zieht den vorläufigen Schlussstrich. „In den nächsten Jahren ist die Oberliga für uns gestorben, doch der Club lebt. Das ist das Wichtigste.“