SV Halstenbek-Rellingen verlor am 21. Mai 2010 das Oddset-Pokalfinale gegen SC Victoria. In Runde vier kommt es am Sonnabend nun zur Neuauflage

Halstenbek. Trainer Thomas Bliemeister rattert die Namen wie aus der Maschinenpistole herunter, als ob das Spiel gestern und nicht am 21. Mai 2010 gewesen wäre: Dennis Schultz, Robert Hermanowicz, Daniel Stars, Nico Marquardt, Jonas Schmerberg, Yasar Sahin, Marco Kebbe, Oliver Wroblewsky, Benjamin Eta, Gerrit Diederichsen, Yannik Bräuer, Sascha Richert, Antonio Ude, Henning Hermann.

Alle zusammen lagen sie enttäuscht am Boden. Mit gesenktem Haupt ließ sich Bliemeister die Silbermedaille umhängen. Die Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen, mit sieben Punkten Rückstand zum Viertletzten soeben aus der Oberliga abgestiegen, verloren das Finale gegen Oberliga-Meister SC Victoria 0:1. Bliemeister erinnert sich an den Tag mit etwas Verbitterung zurück: „Letztlich siegte Victoria verdient, aber wir wurden damals nicht gut behandelt. Ein Kopfballtor von uns wurde nicht gegeben. Angeblich hatte ein Victoria-Verteidiger den Ball von der Torlinie geschlagen, doch der Ball war dahinter.“

Mehr als vier Jahre später bietet sich die Gelegenheit, die vermeintliche Ungerechtigkeit gerade zu rücken. Das Wiedersehen in der vierten Runde des aktuellen Wettbewerbs steht am Sonnabend bevor. Die sportlichen Voraussetzungen für einen echten Pokal-Hit um 13 Uhr auf dem Jacob-Thode-Platz könnten besser nicht sein. Die Halstenbeker, 2011 nach einer „Ehrenrunde“ in der Landesliga in die höchste Hamburger Spielklasse zurückgekehrt, boten mit ihrem Mix aus Jung und noch jünger bisher eine begeisternde Punktrunde – Platz eins. Regionalliga-Absteiger SC Victoria begann nach Anlaufschwierigkeiten mit 19 von 21 möglichen Punkten in den jüngsten sieben Partien, das Feld von hinten aufzurollen – Platz drei.

„Diese Mannschaft hat nichts mehr mit jener gemein, die wir am vierten Spieltag noch 5:2 besiegen konnten“, warnt der Halstenbeker-Torwart-Trainer Jürgen Stars vor den Blau-Gelben und dem früheren Zweitliga-Torjäger Marius Ebbers (FC St. Pauli) in ihren Reihen, die er gegen den FC Süderelbe (4:0), den TuS Dassendorf (1:0) und auswärts gegen den SC Condor (4:0) genau unter die Lupe nahm. „Ich stapele nicht zu tief, wenn ich glaube, dass wir nicht die Favoriten sind“, sagt Bliemeister. Klein machen sich die Gastgeber aber nicht. „Diesmal haben wir den Heimvorteil und nicht der SC Victoria, in dessen Stadion ja immer die Pokal-Endspiele ausgetragen werden.“ Vor allem spüren die Halstenbeker keinen Druck und lassen sich auch nicht von außen unter Druck setzen. „Die Unbeschwertheit ist unsere Stärke. Die Jungs gehen auf den Platz und wollen einfach nur offensiven Fußball bieten“, betont Bliemeister.

Noch verschwendet niemand einen Gedanken an die 140.000 Euro, die der DFB Hamburgs Pokalsieger aus dem Pott für Einnahmen aus dem Fernsehgeschäft zahlt. Schließlich wartet auf den Sieger der Partie zunächst ein schweres Achtelfinale gegen den SV Rugenbergen, das am 8. Februar ausgetragen werden soll. Neben Eintracht Norderstedt (Regionalliga) sind auch unangenehme Kontrahenten aus der Oberliga (Niendorfer TSV, Buchholz 08, HSV Barmbek-Uhlenhorst) noch im Pokal unterwegs.

Zwei Schritte weiter als die Halstenbeker ist gar schon der Kreisliga-Dritte TSV Seestermühe, der mit einem 3:1 über den SC Schwarzenbek sensationell unter die letzten Acht einzog und sich nichts sehnlicher als die Spielvereinigung im Viertelfinale als Gegner wünscht. TSV-Coach Andreas Hermeling hat zu seinem Bedauern keine Zeit, Thomas Bliemeister, mit dem er während seiner HR-Zeit als Co-Trainer harmonisch zusammenarbeitete, vor Ort die Daumen zu drücken. Vom SV Rugenbergen wird aber mit Sicherheit eine Delegation das Stadiontor passieren – sofern die Platzkommission grünes Licht gibt. Club-Präsident Hans Jürgen Stammer hält einen Spielausfall nicht für abwegig: „Wenn es am Freitag so schüttet, wie es im Wettbericht steht, sehe sich Probleme.“

Ein Spielausfall wäre wohl nur im Interesse von Innenverteidiger Robert Hermanowicz, der einen Kurzurlaub einlegte und in Bliemeisters Planungen deshalb aktuell keine Rolle spielt. Hermanowicz ist der letzte Mohikaner jener Mannschaft, die im Jahre 2010 das Oddset-Pokalfinale gegen den SC Victoria verlor.