Glorreiche Zeiten im Quickborner Herrentennis sind vorbei.Das Geld fließt nicht mehr, die erste Mannschaft wurde aus der Regionalliga abgemeldet. Topspieler sind gegangen.

Quickborn. Die Nachricht las der Berliner Bernd Wacker in einer E-Mail. In der wurde dem Spielleiter der Tennis-Regionalliga Nord-Ost folgendes mitgeteilt: Die erste Herren-Mannschaft des TuS TuS Holstein wird vor dem Auftakt der Hallensaison vom Spielbetrieb der höchsten norddeutschen Spielklasse abgemeldet. Was in nüchternen Worten geschrieben stand, hat für das Quickborner Tennis weitreichende Konsequenzen. Für den Spitzensport des Vereins vom Harksheider Weg geht eine langjährige Ära zu Ende. Hauptgrund: Der Club sieht sich nicht mehr in der Lage, die finanzielle Grundlage für sein Topteam zu schaffen.

Es ist jetzt schon einige Zeit her, als sich der TuS vom Hauptverein abgekapselt hatte und auf eigenen Beinen und eigene Verantwortung für Leistungssport im Tennis stand. Den alten Vereinsnamen trugen die Quickborner aber weiter. Seitdem ist Jahr für Jahr etwas gewachsen, auch dank Kay Schmidt, dem Trainer, Manager und früherem Regionalliga- und Nordligaspieler beim TC Alsterquelle (Henstedt-Ulzburg). Der verstand es in einem Zeitraum von 2008 bis jetzt, das Spitzenteam an die Spitze im Norden heranzuführen. Mit dem Ergebnis, dass die Quickborner, die in der Zwischenzeit eine Spielgemeinschaft mit dem TC an der Schirnau (Kaltenkirchen) eingegangen waren, sich in der Nordliga und später sogar in der Regionalliga (Halle) wiederfanden. So etwas hat zuvor noch keine Herrenmannschaft aus der hiesigen Region geschafft.

Kay Schmidt hatte mithilfe von Sponsorengeldern das nötige Geld zur Verfügung, um das sportliche Fundament zu bauen. Die Mittel reichten lange aus, wettbewerbsfähig zu bleiben und auch spielstarke Ausländer zu verpflichten. So zum Beispiel vor zwei Jahren zwei Polen, von denen der eine, Piotre Gadomski, eines Tages 2000 Euro für ein Match erhalten wollte – die Quickborner machten nicht mit.

Viel versprachen auch der inzwischen in Stockholm studierende Tscheche Erik Chvojka sowie der in Kanada beheimatete Norweger William Boe-Wiegaard. Mehr internationale Präsenz geht kaum. Kay Schmidt verpflichtete die beiden voller Hoffnungen, die allerdings nicht immer erfüllt worden sind. Die beiden sind von der Bildfläche verschwunden, ebenso wie Alexander Todorov, der sich dem Harvestehuder THC anschloss. Dessen jüngerer Bruder Maximilian gehört weiterhin zum TuS, braucht aber sicherlich noch einige Zeit, um sich noch weiter in den Vordergrund zu schieben. „Maxi“ wohnt wie sein Bruder Alexander bei den Eltern in Timmendorf. Die Anfahrtswege zum Training sind im übrigen nicht zu unterschätzen.

Florian Barth verabschiedet sich vom Profitennis

Der größte Verlust für die Quickborner Tennis-Asse ist der Weggang von Florian Barth. Sechs Jahre lang war der Ranglistenspieler im TuS aktiv – sportlich und auch im Hintergrund. Er, der seit vier Jahren unangefochten die Nummer eins im schleswig-holsteinischen Herrentennis ist, wurde zur wichtigsten Antriebsfeder für die TuS-Jugend. Der 25-Jährige aus Henstedt-Ulzburg trainierte mit den Quickborner Jungen, der Linkshänder vermittelte ihnen dabei mentale Stärke und das Vermögen, sich zum Leistungstennis zu bekennen.

Florian Barth selbst hat Abschied von dem Gedanken genommen, auf der Profitour aktiv zu sein. Der mehrfache Landesmeister im Einzel und Doppel und Gewinner attraktiver Preisgeldturniere hat sich dem Kieler Vorortverein Suchsdorfer SV angeschlossen. Der Club ist mit seinen Herren in der Halle und auch im Freien in der Regionalliga vertreten. Derzeit liegt er in der ATP-Weltrangliste um Platz 1000, Rang 100 bis 150 müsste es aber sein, wenn er finanziell einigermaßen über die Runden kommen will. Barth, der 2013 und auch in diesem Jahr beim Turnier am Hamburger Rothenbaum antrat, ist in Suchsdorf an Nummer eins gemeldet. Er sagt: „Wir haben das Ziel, in die 2. Bundesliga aufzusteigen.“

Um in der Vergangenheit allem und jedem gerecht zu werden, war der nunmehr beim SV Bergstedt als Trainer arbeitende Barth in der Vergangenheit bis zu 30 Wochen im Jahr unterwegs. Ein Aufwand, den auch Kay Schmidt nicht mehr betreiben möchte. An 16 Wochenenden war der Manager und Coach zuletzt im Schnitt auf Achse. „Unseren Ansprüchen und Erwartungen können wir beim aktuellen Stand nicht mehr gerecht werden. Das Ende war abzusehen, das habe ich den Jungs rechtzeitig angekündigt. Doch wir werden eines Tages wiederkommen, wenn die Bedingungen besser sind.“

Youngster-Truppe macht sich auf zu neuen sportlichen Lorbeeren

So startet eine junge, umformierte Truppe im kommenden Winter in der Nordliga – in der Freiluftsaison wird es voraussichtlich wohl die Verbandsliga sein. Die Mannschaft besteht aus Youngstern, die überwiegend noch keine 20 Jahre alt sind. Neben „Maxi“ Todorov sind es Yannick Kumbier, Moritz Wölk, Philipp Storjohann, Finn-Henrik Lohse, Alan Sama, Maxim Ballerstedt und Erik Mahlstedt. Talente, die schon jetzt eines eint: Ehrgeiz.

Stefan Theobald, seit knapp eineinhalb Jahren Sportwart beim TuS Holstein, ist zuversichtlich, dass es trotz fehlender finanzieller Mittel für jeden Tennissportler reizvoll ist, in Quickborn oder auf der Anlage des Fusionspartners TC an der Schirnau das Racket zu schwingen.