SV Halstenbek-Rellingen, Tabellenführer der Fußball-Oberliga, siegt 4:1 bei Rugenbergen. Enrik Nrecaj macht drei Tore

Bönningstedt. Günter Falk, 76, war begeistert und sichtlich stolz. „In seinen jungen Jahren habe ich ihn im Keller seiner Eltern über Kisten springen lassen", sagt der frühere Trainer von Kickers Halstenbek und Sportfreunde Pinneberg. Sein Enkel Jan-Marc Schneider dankt dem Großvater die damalige Quälerei heutzutage mit hervorragenden Leistungen als Fußballer.

Beim 4:1 (3:1) auswärts über den SV Rugenbergen bestach zwar vor allem Enrik Nrecaj als dreifacher Torschütze für die Fußballer von Oberliga-Spitzenreiter SV Halstenbek-Rellingen. Zweimal lieferte aber Schneider die exzellente Vorarbeit. Das 4:1 nach einem Zuspiel von Mario Steinecke erzielte er mit einem knallharten Schuss selbst (71. Minute).

Der Halstenbeker Trainer Thomas Bliemeister wusste ganz genau, warum er Schneider nach dem Abpfiff in die Arme schloss und an der Wange tätschelte. Dieser Ausnahme-Stürmer der Oberliga mit der Fähigkeit, die eigene Tor-Gier mit dem Blick für den besser postierten Mitspieler auszubalancieren, ist für die Halstenbeker Gold wert.

176 zahlende Besucher machten zwei Spitzenteams der höchsten Hamburger Liga ihre Aufwartung. Geboten wurde leicht überdurchschnittliches Niveau. Die Halstenbeker hatten, eine Woche nach der ersten Saisonniederlage beim Niendorfer TSV, die Partie überwiegend im Griff. „Zwischendurch haben sie uns ein bisschen mitspielen lassen", sagte SVR-Trainer Ralf Palapies mit seiner Ader für Realismus. Dennis Schmidt fand sich damit nicht ab. Der Innenverteidiger der unterlegenen Gastgeber fiebert einer Revanche im Oddset-Pokal entgegen. „Hoffentlich gewinnen die Halstenbeker das Spiel der vierten Runde gegen den SC Victoria. Im Achtelfinale will ich sie dann schlagen."

Das ist Zukunftsmusik. Aktuell leiden die Bönningstedter unter dem verletzungsbedingten Ausfall von Jan Melich, dem „Kopf der Mannschaft" (Palapies). Die Halstenbeker aber sind auf jeder Position anscheinend doppelt gut besetzt. Weder der Ausfall von Keeper Adrian Matthäi (schwere Beckenprellung) noch das Ausscheiden Nrecays (60.) schadete den Gästen. Kapitän Mladen Tunjic, in der Startelf nicht berücksichtigt, verletzte sich beim Warmmachen in der Halbzeitpause. Timo Wieckhoff kam an seiner Stelle noch zu einem Kurzeinsatz, seinem ersten indieser Saison. Akteure wie Julian Mentz und Arboleda Sanchez schmorten bis zum Abpfiff auf der Bank. Luxus plus „Gold wert": Die SV Halstenbek- Rellingen ist und bleibt Titelanwärter, auch wenn Thomas Bliemeister den Ball zu gerne flach hält. „Ich denke, am Ende hat der TuS Dassendorf wieder die Nase vorn."

Gegen die Dassendorfer hatte der SV Rugenbergen am 8. November glatt 0:3 verloren. In diese Richtung ging es für die Gastgeber schon in der 3. Minute, als Tolga Güvenir den Halstenbeker Nrecaj mit seinem fatalen Fehlpass im eigenen Strafraum zum 0:1 geradezu einlud.

Doch die Gastgeber leisteten danach Widerstand. Nach einem Kopfball-Zuspiel von Dennis von Bastian schoss Steven Tegeler vollkommen frei stehend das 1:1 (21.). Die Halstenbeker, in dieser Szene gar nicht im Bilde, demonstrierten ihre Klasse. Schneider haderte mit dem zuständigen Linienrichter, der seinen Treffer in der 27. Minute abwinkte- Abseits, wirklich?

Dann aber schlug der zum wiederholten Mal starke Nikola Maksimovic einen Freistoß auf Schneiders Kopf. Nrecaj lenkte den Ball des Vorbereiters gegen die Laufrichtung von SVR-Keeper Jannis Waldmann über die Torlinie - das 1:2 (40.). Schneider flankte von rechts vor das Tor, Nrecaj hielt den Kopf hin, 1:3 (41.). Innerhalb von 120 Sekunden hatten die Halstenbeker die Partie entschieden. „Es brennt nichts mehr an. HR hat gewonnen", urteilte Michael Fischer, Trainer von HR-Verfolger VfL Pinneberg, beim Seitenwechsel. Tegeler nötigte Matthäi-Ersatz Steve Elfert nach einem Freistoß von Bastians noch eine Glanzparade ab (50.). Das war es beinahe schon an realistischen Chancen der Bönningstedter, das Spiel zu drehen.

Bönningstedts Dennis Schmidt wollte es nicht wahrhaben. „Mindestens drei Gegentore haben wir selbst verschuldet. Wir können es besser, das würden wir im Oddset-Pokal gerne zeigen."