Immer mehr Degen-Talente zieht es nach der Ausbildung beim VfL Pinneberg in die Fechthochburg Tauberbischofsheim

Pinneberg. Tauberbischofsheim ist eine kleine Kreisstadt in Baden-Württemberg. Sie hat knapp 13.000 Einwohner, ist aber dennoch von internationaler Bedeutung, nämlich für den Fechtsport. Der legendäre Erfolgstrainer Emil Beck hat dort 1986 einen Olympiastützpunkt gegründet mit dem Ziel, den Fechtsport auf internationalem Parkett weiterzuentwickeln und Qualitätsstandards zu sichern. Athleten des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim errangen bisher 21 Medaillen bei Olympischen Spielen und 228-mal Edelmetall bei Welt- und Europameisterschaften.

Und genau in diesem süddeutschen Städtchen hat Moritz Miller in seiner Kindheit ein paar Jahre gelebt, weil sein Vater als Bundeswehr-Offizier dort stationiert war. Der 16 Jahre alte Junge, der jetzt in Holm wohnt und in Wedel die zwölfte Klasse des Johann-Rist-Gymnasiums besucht, gehört zu den drei besten Florettfechtern in Norddeutschland. „Wer in Tauberbischofsheim wohnt, kann es kaum vermeiden, irgendwann einmal zum Fechttraining zu gehen“, berichtet der Schüler über die Anfänge in seinem Sport.

Moritz Miller trainiert beim VfL Pinneberg, gehört dort zu den Leistungsträgern, fährt zu nationalen Qualifikationsturnieren und wird auch am Wochenende 6./7. Dezember dabei sein, wenn in der Pinneberger Johann-Comenius-Schule das traditionelle Drosteiturnier ausgetragen wird, eine Qualifikationsturnier für die Landesrangliste, zu der Jugendliche aus Norddeutschland und Dänemark zusammenkommen. Auch Nicole Rauschning ist meistens mit von der Partie. Die 24 Jahre alte Pinnebergerin ist C-Kampfrichterin und darf mit Ausnahme von Europa- und Weltmeisterschaften alle Wettbewerbe als Jurorin bewerten. Außerdem bildet sie selbst Kampfrichter in Schleswig-Holstein aus.

Fechten gehörte neben Boxen und Ringen zu den ersten sportlichen Wettbewerben der Menschheit. Eine Art sportlichen Fechtens betrieb man schon in der Antike. Seit 1896 nehmen die Fechter mit Florett und Säbel an den Olympischen Spielen teil. Im Jahr 1900 kam der Degen hinzu. Seit 1924 fechten auch die Frauen, die zuerst allerdings ausschließlich zum Florett griffen.

Beim VfL Pinneberg werden schon seit 65 Jahren die Klingen gekreuzt. 1949 wurde die Abteilung gegründet, seither wurden mehr als 100 Landesmeisterschaften gewonnen, und Manfred Hojer holte die Senioren-Europameisterschaft in den Kreis Pinneberg. Einen wichtigen Anteil an diesen sportlichen Erfolgen hat sicherlich Peter Mähl. Der 69-Jährige ist seit nunmehr 35 Jahren Abteilungsleiter und Trainer beim VfL. Gemeinsam mit Sportwart und Trainer Martin Laabs motiviert er die 63 Mitglieder der Fechtabteilung zu immer neuen Höchstleistungen, so etwa Marie Rauschning und Ann-Sophie Schneegans, die schon im Jugend-Florettfechten zweite und dritte Plätze bei deutschen Meisterschaften belegten. Ann-Sophie Schneegans trainiert auch im Perspektiv-Kader des Deutschen Fechterbundes in Bonn. Allerdings sind laut Mähl Moritz Millers Schwester Maxine (14) und ihre Sportkameradin Lena Thies aus Borstel-Hohenraden auf dem besten Weg, die Lücke zu schließen, die Ann-Sophie hinterlassen hat.

„Fechten ist ein Sport von acht bis 80, wenn man gesund ist“, sagt Peter Mähl. Er weiß aber auch, dass den Sportlern viel Disziplin abverlangt wird. „Man siegt für sich und man verliert für sich. Da ist keiner, dem man die Schuld geben kann.“ Mit seinen technischen Möglichkeiten müsse man dem Gegner seinen Willen aufzwingen. Das sei eine geistige Auseinandersetzung. „Für die Persönlichkeitsbildung ist Fechten die ideale Sportart“, sagt Mähl. Von klein auf müssten die Aktiven lernen, sich an Regeln zu halten und Kampfrichter-Entscheidungen klaglos zu akzeptieren.

Auch Quereinsteiger können beim VfL Erfolg auf der Planche haben

Obwohl sie sich auch darüber freuen, einige Leistungsträger im Team haben, sind Mähl und Laabs doch alle willkommen, die Spaß am Fechten haben und am Training teilnehmen möchten. Zu den Quereinsteigern gehört der 18 Jahre alte Christopher Timm, der über seinen ehemaligen Klassenkameraden Moritz Miller zum Fechtsport fand. An Fußball und Reiten hatte Christopher gerade das Interesse verloren, als Moritz neu in seine Klasse kam und ihn für das Fechten begeistern konnte. Bisher hatte der Gymnasiast aus Hetlingen zwar noch keine Lust, an Turnieren teilzunehmen, aber er geht immer mit großer Freude und Spaß zum Training, meistens sogar zweimal pro Woche, montags und donnerstags.

Montags starten die sieben bis elf Jahre alten Anfänger um 17.30 Uhr, eine Stunde später werden dann die Klingen gekreuzt, anschließend sind bis 20 Uhr die Jugendlichen dran und danach bis 22 Uhr die Erwachsenen. Am Donnerstag üben die Kleineren von 18 bis 19.30 Uhr, danach fechten die Jugendlichen bis 21 Uhr, und am Freitag findet von 18 bis 20 Uhr das Leistungstraining statt. Ort des Geschehenes ist an allen Terminen die Halle des Schulzentrums Nord (Schulenhörn 40) in Pinneberg. Weitere Informationen gibt es im Innternet unter www.fechten-pi.de.