SVR-Trainer Ralf Palapies nach 1:2 im hitzigen Oberliga-Derby gegen VfL. Schiedsrichter schickt drei Akteure vom Platz

Pinneberg. Der VfL Pinneberg kämpft den SV Rugenbergen in dessen Bönningstedter Sportzentrum mit 2:1 nieder. Das ist das nüchterne Resultat, das in der Statistik der Oberliga festgeschrieben wird. Die Anhänger beider Teams, die diese 90 Minuten miterlebten, werden Aufregendes und vor allem viel Ärgerliches in Erinnerung behalten – die Trainer und die Spieler sowieso. Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf), um mit Fakten zu belegen, was diesen Lokalkampf am meisten prägte, hat zwölfmal die Gelbe Karte gezückt, dazu eine Rote und auch noch zweimal Gelb-Rot.

„Was sollen wir hier über den Unparteiischen reden“, blieb SVR-Coach Ralf Palapies, ganz ruhig, als er lange nach Abpfiff noch allein auf der Trainerbank sitzen blieb und eine Zigarette rauchte. „Der war doch nicht der Grund für unsere Niederlage. Wir haben schlechten Fußball gezeigt. Wir haben die erste Halbzeit völlig verschlafen und dann machen wir den Pinnebergern auch noch ein Geschenk, das die zum 2:1-Siegtreffer nutzen.“

Das war in der 62. Minute. Da stand es 1:1. Aus der Hälfte des VfL kam ein hoher Ball hinter die aufgerückte Abwehr Rugenbergens. Aber keine Gefahr, dachten alle. Tolga Güvenir war am Ball, doch er trat vorbei. Solche Geschenke, das wissen sie natürlich auch in Bönningstedt, nimmt Artur Frost an. Der schnelle Stürmer, als Fußballer lange bei Rugenbergen zu Hause, schnappte sich den Ball, rannte davon und ließ Torwart Dennis Schultz keine Chance. Das war das 2:1 des VfL und der Sieg.

Bis es soweit war, gab es allerdings noch viel Geschrei, viele Fouls und noch mehr mysteriöse Entscheidungen des Schiedsrichters. „Ich halte Herrn Voß für einen sehr guten Schiedsrichter“, blieb Pinnebergs Trainer Michael Fischer, der hinter die Barriere verbannt worden war, auch Stunden später bei seinem Urteil. „Aber in diesem Spiel hat er völlig den Überblick verloren. Dabei hat er nicht nur uns, er hat alle in diesem Spiel benachteiligt.“

Den Fischer-Schützlingen hätte der Schiedsrichter fast den Sieg genommen. Der Aufreger passierte zehn Minuten vor Schluss. Rugenbergen drängte auf den Ausgleich. Milos Ljubisavljevic, zehn Minuten zuvor für Jan Düllberg ins Spiel gekommen, rannte aufs VfL-Tor zu. Pinnebergs Steffen Maaß, ebenfalls kurz vorher eingewechselt, zog die Notbremse. Die Rote Karte für ihn führte zu keinen Protesten. Schießrichter Voß wies auf den Elfmeterpunkt. Zum Glück für die Gäste aber legte der Assistent Einspruch ein, weil das Foul angeblich außerhalb des 16-Meter-Raums verübt worden war. Dennis Voß korrigierte seine Entscheidung. Den Freistoß zog Dennis von Bastian zwar meisterlich an der Mauer vorbei, aber Torwart Tim Brüggemann hatte das einkalkuliert und verhinderte den Ausgleich.

Was über den eigentlichen Fußball noch zu sagen bleibt? „Im Grunde haben wir bei den vielen Unterbrechungen und der ganzen Hektik nur 20 Minuten gesehen“, sagt Rugenbergens Coach Palapies. „Spaß hat das alles wirklich nicht gemacht.“ Die Gastgeber begannen zurückhaltend, zeigten viel Respekt vor dem Gegner. Als sie mutiger angriffen, kam der Pinneberger Konter. Den vollendete Hendrik Boesten mit einem Schuss ins lange Eck. Es stand 1:0 für die Gäste. Da sind 44.Minuten gespielt. In der 53. Minute Gefahr vor dem VfL-Tor. Tim Vollmer wehrte mit dem Kopf ab, aber der Ball sprang Sebastian Munzel vor die Füße. Dessen Schuss aus mehr als 20 Metern bewunderten selbst die – es stand 1:1.

Nach seinem 2:1 in der 62. Minute hätte Artur Frost in der hektischen Endphase alles klar machen können. Von Tim Vollmer herrlich in Szene gesetzt verzog er aber übers leere Tor (84.). Danach sahen noch Benjamin Brameier sowie Tolga Güvenir (SVR) Gelb-Rot. „Fußballerisch war das keine Offenbarung“, stellte VfL-Ligamanager Manfred Kirsch fest – und hüpfte doch vor Freude herum. „Wir haben gerade noch elf gesunde Spieler zusammenbekommen. Aber wie die zusammenhielten und kämpften, das war Weltklasse. Eine solche Kameradschaft habe ich ewig nicht mehr erlebt.“ Dann lud der Glückliche alle in den Partykeller ein.